Marktberichte

Zinspause im Kaffeesatz Dax über 6.400 Punkten

Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet zur künftigen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank haben dem deutschen Aktienmarkt am Donnerstag Auftrieb gegeben. Die Anleger reagierten mit Aktienkäufen auf die Äußerungen Trichets im Anschluss an die erwartete Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte auf 3,5 Prozent. Unter Analysten hieß es, Trichets Worte könnten Hinweise auf eine Zinspause in den kommenden Monaten enthalten. Der Dax stieg derweil wieder über die psychologisch wichtige Marke von 6400 Punkten.

Der Dax schloss mit 6413 Punkten, ein Plus von 0,7 Prozent gegenüber Mittwoch. Der MDax legte 0,8 Prozent auf 8987 Punkte zu, der TecDax kletterte um 0,4 Prozent auf 704 Punkte

Größter Gewinner im Dax waren die Titel von Fresenius Medical Care. Grund dafür ist die Aussicht auf höhere Erstattungssätze für Dialysebehandlungen in den USA. Bei Handelsschluss notierten die FMC-Titel bei 106,10 Euro, ein Aufschlag von 5,2 Prozent. "In den USA hat es eine Anhörung vor dem US-Kongress zum Thema Dialyseleistungen gegeben", sagte Analyst Gerrit Jost von der BHF Bank. In den vergangenen sieben Wochen hatten FMC-Titel rund neun Prozent an Wert eingebüßt, während der Dax etwa zwei Prozent zulegte.

Analystenempfehlungen trieben die Aktien von ThyssenKrupp um 3,2 Prozent auf 31,86 Euro. Die WestLB hatte ihr Kursziel für die Stahlaktie um zwei Euro auf 34 Euro angehoben. Für das Geschäftsjahr 2006 / 2007 würden trotz eines Rückgangs der Stahlpreise Rekordergebnisse erwartet, begründeten die Experten ihre Entscheidung. Da die Aktie in den vergangenen Wochen schon so stark gestiegen sei, werde die Anlageempfehlung auf "Add" von "Buy" gesenkt, teilten die Analysten mit.

Die Aktien der Deutschen Börse standen mit einem Plus von 2,5 Prozent auf 129,62 Euro weit oben auf der Liste der Dax-Gewinner. Die Analysten der CS Group hatten ihre "Outperform"-Empfehlung für die Deutsche Börse bekräftigt und das Kursziel auf 144 Euro von zuvor 128 Euro angehoben.

Die Volkswagen-Tochter Audi hat im November erneut deutlich mehr Autos verkauft als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der verkauften Wagen stieg weltweit um 8,1 Prozent auf 75.250. Von Januar bis November lieferte der Autobauer 833.000 Fahrzeuge und damit insgesamt 8,7 Prozent mehr Modelle aus als ein Jahr zuvor. "Wir werden dieses Jahr weltweit 900.000 Fahrzeuge an Kunden ausliefern und steuern damit auf den elften Auslieferungsrekord in Folge zu", sagte Vertriebsvorstand Ralph Weyler. Die Aktien des Mutterkonzerns VW gingen mit einem Plus von einem Prozent auf 82,60 Euro aus dem Handel.

Adidas will seine Dividende in diesem Jahr trotz höherer Kosten für die US-Tochter Reebok zumindest stabil halten. "Die genaue Höhe haben wir noch nicht beschlossen", sagte Adidas-Chef Hainer. Er bekräftigte das Ziel, in diesem Jahr einen Nettogewinn von 480 bis 490 Mio. Euro zu erwirtschaften. Die Adidas-Aktie dreht nach Bekanntgabe der Meldung ins Plus und schloss 2,1 Prozent fester bei 37,50 Euro.

Die Lufthansa baut ihre Flotte aus und wird erster Kunde für das vergrößerte Passagierflugzeug des Boeing-Jumbos 747. Die Airline hat 20 Maschinen des völlig überarbeiteten Langstreckenjets bestellt. Der Listenpreis der Maschinen liegt bei rund 5,5 Mrd. US-Dollar. Zugleich orderte Lufthansa weitere sieben Langstreckenjets des europäischen Flugzeugbauers Aurbis vom Typ A340-600. Beide Aufträge haben nach Unternehmensangaben einen Wert von 6,9 Mrd. US-Dollar. Nachdem die Titel der Lufthansa über lange Zeit leicht im Plus notierten, blieb bei Handelsschluss ein Minus von 0,3 Prozent auf 19,91 Euro auf dem Kurszettel stehen.

Nebenwerte in Bewegung

Der Übernahmekandidat Techem stärkt mit einem Zukauf sein Geschäft in Rumänien. Für fünf Mio. Euro übernimmt das hessische Unternehmen die rumänische Messfirma Servito. Der Marktanteil in dem osteuropäischen land steige auf 27 von 14 Prozent. Servito, die im laufenden Jahr 3,6 Mio. Euro Umsatz und 800.000 Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern erzielen will, steuert 3500 Kunden mit 300.000 Abrechnungsgeräten bei. Die Techem-Aktie beendete den Handel mit einem Aufschlag von 0,3 Prozent auf 54,44 Euro.

Finanzinvestor Hellman & Friedman und Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner haben rund zehn Prozent der Aktien des Axel Springer Verlags für insgesamt 441 Mio. Euro verkauft. Der auf 122 Euro festgelegte Stückpreis liegt im unteren Bereich der Angebotsspanne von 120 bis 135 Euro. Käufer seien fast ausschließlich institutionelle Investoren aus dem In- und Ausland. In der Schlussauktion wurde die Springer-Aktie mit 123,50 Euro gehandelt, ein Minus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vortagesschlusskurs.

Die Aktien von Air Berlin waren am Donnerstag zwischenzeitlich stark gesucht. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft hat im November ihre Passagierzahlen weiter gesteigert. Der Zuwachs fiel mit 7,6 Prozent auf knapp eine Mio. Fluggäste jedoch schwächer aus als bei anderen europäischen Billiganbietern wie Easyjet und Ryanair. Die Analysten von Morgan Stanley hatten bereits vor Veröffentlichung der aktuellen Zahlen ihr Kursziel für die Aktie auf 20 von zuvor 14,70 Euro angehoben. Die Air Berlin-Aktien kletterten zwischenzeitlich um bis zu 4,8 Prozent auf 16,40 Euro, bei Handelsschluss blieb ein Plus von 3,2 Prozent auf 16,15 Euro.

Die Aktie des Flugzeugmotorenherstellers Thielert brach am Donnerstag nach neuen Vorwürfen der Bilanzmanipulation ein. Die im Kleinwerteindex SDax notierte Vorzugsaktie verlor zeitweise mehr als fünf Prozent an Wert, nachdem die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) von weiteren Vorwürfen berichtet hatte. Thielert habe schon die bislang in der Strafanzeige erhobenen Vorwürfe nicht entkräften können. In der Zwischenzeit seien weitere Erkenntnisse gewonnen worden, die den Verdacht auf Bilanzmanipulation erhärten, schrieb die SdK auf ihrer Internetseite. Am Donnerstagabend notierte die Aktie 3,9 Prozent im Minus bei 19,73 Euro.

Das Börsendebüt des Internetunternehmens OpenBC verlief wenig glanzvoll. Mit einem ersten Kurs von 30 Euro notierten die Papiere auf ihrem Ausgabepreis. Zwar bewegte sich der Kurs im Tagesverlauf über die Anfangsmarke hinaus, bis zum Handelsende schmolzen die Kursgewinne jedoch wieder dahin. OpenBC hatte 2,5 Mio. Titel am unteren Ende der von 30 bis 38 Euro reichenden Angebotsspanne zugeteilt. Damit ergibt sich ein Emissionsvolumen von 75 Mio. Euro. Rund die Hälfte dieses Geldes fließt in die Firmenkasse. "Wir wollen insbesondere hier in Europa weiter wachsen, wo wir jetzt schon sehr stark sind", sagte Unternehmenschef Lars Hinrichs gegenüber n-tv. "Wir wollen aber auch in Amerika und Europa zukaufen. Wir haben dabei lokale Wettbewerber im Fokus, die wir übernehmen wollen."

Quelle: ntv.de

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