Jenug is jenug Dax unter 4000 Punkten
23.02.2009, 17:44 UhrDie deutschen Standardwerte sind am Montagnachmittag den schwachen US-Vorgaben mit Siebenmeilenstiefeln ins Minus gefolgt. Der deutsche Leitindex sank erstmals seit vier Jahren wieder unter 4000 Punkte. In den USA hatte zuvor ein Ausverkauf bei den Technologiewerten für Verluste gesorgt.
Der Dax notierte zuletzt 1,9 Prozent leichter bei 3.936 Punkten. Händler hatten die vorherigen Tagesgewinne mit einer Gegenreaktion auf die jüngsten massiven Kursverluste erklärt. In dem rapiden Kursverlust meinten sie die Nachwehen des Verfallstages von Freitag ausmachen zu können. Ingesamt war das Geschäft am Rosenmontag ruhig.
"Einen Tag nach dem Verfalltag sitzen zuviele Leute auf Positionen, die sie nicht haben wollen", erklärte ein Händler. Daher sei der leichte Rückgang der US-Kurse zu einem Ausverkauf in Deutschland genutzt worden. Die dünnen Umsätze hätten den Kurssturz begünstigt, hieß es weiter.
Aufgehellt wurde die Stimmung zunächst von Nachrichten zur Finanzbranche. Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge könnte die US-Regierung einen Anteil von bis zu 40 Prozent der Stammaktien an der Großbank Citigroup anstreben und damit weniger als zuletzt am Markt befürchtet. "Mit einem Einstieg der US-Regierung könnte die Bank wohl nicht zusammenbrechen und bliebe liquide", sagte ein Börsianer. Allerdings wurde bemängelt, dass es keine konkreten Aussagen zur möglichen Form der Verstaatlichung gebe. Die Hoffnung vom Morgen hätte sich deshalb als Strohfeuer erwiesen; es sei nicht mit harten Fakten unterlegt. Überhand nähmen indes wieder die Konjunkturängste, dies habe Öl erneut unter die 40-Dollar-Marke gedrückt.
Die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank reagierten auf die Meldungen zur Cirigroup zunächst mit Kursaufschlägen, die sie aber nicht in den Nachmittag hineinretten konnten. Im Gefolge der schwachen US-Börsen verloren die Titel dann 5,1 bzw. 2,9 Prozent. Allianz-Papiere, die in der Vorwoche fast 20 Prozent eingebüßt hatten, legten zunächst über drei Prozent zu, gaben dann aber 2,1 Prozent nach.
Die Aktien der US-Akteure Citigroup und Bank of America hielten sich dagegen im Frankfurter Parketthandel im grünen Bereich und gewannen 13,5 Prozent bzw. über 32 Prozent.
Zu den größten Verlieren zählten vor allem die Automobilwerte. Daimler fielen um mehr als fünf Prozent, Volkswagen verloren fast vier Prozent. Bei Europas größtem Autobauer gibt es erstmals seit 25 Jahren wieder in mehreren Werken Kurzarbeit.
Deutsche Post drehten mit 3,4 Prozent ins Minus. Post-Chef Frank Appel hatte der "Süddeutschen Zeitung" auf die Frage, ob es auch 2009 rote Zahlen geben werde, geantwortet: "Ich bin mit einer Prognose sehr vorsichtig. Ich kann nur sagen: Das berichtete Ergebnis 2009 wird signifikant besser werden als 2008." Die Tatsache, dass Appel für 2009 einen Verlust nicht ausschließen will, dürfte die Aktie belasten, sagte ein Händler.
Auch die Aktien von Münchener Rück zählten zunächst zu den größten Tagesgewinnern im Dax. "Der Rückversicherer hat wohl keine toxischen Papiere in seinen Portfolios", erklärte ein Händler. Daher seien die Aktien im Moment als defensiver Wert gefragt. Münchener Rück legten zeitweise 3,8 Prozent zu, bröckelten dann bis zum Nachmittag aber deutlich ab und notierten zuletzt mit 0,8 Prozent im Minus.
Kurzarbeit soll auch Praktiker aus der Talsohle ziehen. Angesicht des sich weiter eintrübenden konjunkturellen Umfelds hat der Vorstand der Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding im Einvernehmen mit den zuständigen Gesamtbetriebsräten vorsorglich die Voraussetzungen für die Einführung von Kurzarbeit in einzelnen Märkten geschaffen. Ob und an welchen deutschen Standorten diese Option wahrgenommen wird, steht zurzeit noch nicht fest. Der Kurs des MDax-Wertes büßte auf die Nachricht hin 9,8 Prozent ein.
Bei den Nebenwerten im MDax stiegen die Aktien von Celesio um knapp 3,5 Prozent. Die Analysten von Morgan Stanley hatten die Titel des Pharmagroßhändlers auf "Overweight" von "Equal-Weight" hochgestuft. Nach zwei Jahren fallender Kurse bestehe 2009 die Chance auf eine Trendwende, schrieb Analyst Martin Whitbread in einer Studie.
Quelle: ntv.de