Anleger verschreckt Dax unter 5700
22.01.2010, 18:20 UhrDie Pläne von US-Präsident Barack Obama zur Bankenregulierung haben auch am deutschen Aktienmarkt Ängste ausgelöst. Der Dax rutschte unter die Marke von 5700 Punkten. Am Ende der Dax-Liste stand allerdings keine Bank, sondern eine Airline.
Das deutsche Börsenbarometer schloss 0,9 Prozent tiefer bei 5695 Punkten und hat damit auf Wochensicht rund drei Prozent eingebüßt.
Die Banken-Regulierungspläne der US-Regierung setzten die deutschen Finanztitel unter Druck, auch wenn erste Analystenstimmen, wie von der UBS, europäische Banken davon nicht stark betroffen sehen. US-Präsident Barack Obama will de facto risikoreiche Geschäfte der Banken zur Gewinnmaximierung verbieten. "Sollte Obama das durchbringen, würde das den Gewinnen der Banken zusetzen", erklärte ein Händler.
In Frankfurt befürchteten die Anleger vor allem für die Deutsche Bank Folgen. Der Aktienkurs fiel um 4,2 Prozent auf 45,03 Euro und notierte damit so niedrig wie seit dem Sommer letzten Jahres nicht mehr. An der Wall Street hatten die Bankenwerte bis zu sechs Prozent eingebüßt. Obama hatte seine Pläne am Donnerstagabend zeitgleich mit dem Handelsschluss in Europa verkündet.
Sollten Obamas Pläne wie angekündigt verwirklicht werden, könnte das auch die Geschäfte der Börsenbetreiber schmälern. Die Titel der Deutschen Börse rutschten um 3,1 Prozent ins Minus auf 50,90 Euro.
Auch die Geschäftszahlen von GE vermochten die Anleger nicht zu besänftigen, obwohl der US-Mischkonzern die Gewinnerwartungen von Analysten leicht übertroffen hatte. "Wir haben heute mit Obamas Aussagen einen dickeren Fisch zu braten", kommentierte Analyst Geoff Wilkinson von Mint. GE-Aktien verteuerten sich um drei Prozent, während die Aktien der europäischen Konkurrenten Siemens und Alstom unverändert beziehungsweise ein Prozent höher notierten.
Größter Verlierer im Dax waren die Aktien der Lufthansa mit einem Abschlag von 6,1 Prozent auf 11,70 Euro. Händler verwiesen auf Aussagen von Finanzchef Stephan Gemkow auf einer Analystenveranstaltung. Nach Angaben des Unternehmens hatte Gemkow dort aber lediglich einzelne Analystenschätzungen für 2010 als zu hoch bezeichnet. Eine Prognose des Unternehmens gebe es bisher nicht.
Gerüchte um einen Einstieg des US-Investors Warren Buffett haben den Aktienkurs der Münchener Rück in die Höhe getrieben. Gegen einen schwachen Markttrend stiegen die Titel zeitweise um ein Prozent in die Höhe, zu guter Letzt blieb ein Mini-Plus von 0,3 Prozent übrig. "Es gibt Gerüchte, dass Buffett Stücke kauft", erklärte ein Händler. "Ich würde es nicht ganz ausschließen, da es ja zu seinem Stil passen würde." Ein anderer Händler hält es dagegen für eher unwahrscheinlich. Schließlich sei Buffett schon an Swiss Re beteiligt, sagte er.
ThyssenKrupp lagen nach einem Dividendenabschlag 2,5 Prozent im Minus bei 24,55 Euro. Der Stahlkocher schüttet 0,30 Euro je Aktie aus. Das entspricht einem rechnerischen Abschlag auf den Schlusskurs von 1,2 Prozent.
Daneben standen zahlreiche Umstufungen im Blick. So ist Goldman Sachs durch den Autosektor gegangen und hat Daimler auf "Neutral" nach "Buy" gesenkt, Continental angehoben auf "Kaufen" und Elringklinger auf "Sell" gesenkt. Leoni wurden auf "Neutral" abgestuft. ElringKlinger verloren 2,9 Prozent, Leoni 3,3 Prozent und Daimler 1,6 Prozent. Conti konnten sich im Plus behaupten und schlossen 1,1 Prozent fester.
JP Morgan hat unter den TecDax-Werten das Kursziel von United Internet auf 11 nach 10 Euro erhöht und für QSC auf 1,90 nach 1,10 Euro. United Internet gewannen 0,6 Prozent, QSC gaben 3,7 Prozent nach.
Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa-AFX