Heiße Sohle auf dem Vulkan Dax verbrennt Gewinne
16.04.2010, 17:25 UhrAm letzten Handelstag der Woche herrscht dicke Luft. Eine SEC-Klage gegen Goldman Sachs und das schwache US-Verbrauchervertrauen drücken die Aktienkurse tief ins Minus. Die Störung des europäischen Flugverkehrs durch die Aschewolke eines isländischen Vulkans zieht vor allem die Luftfahrtwerte nach unten.
Die deutschen Standardwerte sind am Freitag in ein tiefrotes Loch geflogen. Den Auslöser für die Kehrtwende Richtung Süden gab nicht der Vulkanausbruch auf Island und der eingeschränkte Flugverkehr, sondern die jüngsten Daten von der Universität von Michigan zum US-Verbrauchervertrauen. Eine Meldung, wonach die US-Börsenaufsicht SEC Vorwürfe gegen die US-Bank Goldman Sachs wegen Verstößen gegen geltende Bestimmungen im Zusammenhang mit verbrieften Hypothekenkrediten erhebt, beschleunigte den Kursrutsch noch. Für gedämpfte Stimmung sorgten auch die Zahlen von Google und AMD und nicht zuletzt die griechische Schuldenkrise.
Der Dax fiel am Nachmittag im Sturzflug um 1,8 Prozent auf 6180 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet das ein Minus von 1,1 Prozent. Der MDax büßte 1,2 Prozent auf 8.391 Zähler ein. Der TecDax gab 1,7 Prozent nach auf 837.
Die Betrugsvorwürfe der US-Börsenaufsicht gegen Goldman Sachs ließen die Titel der Deutschen Bank regelrecht abschmieren. Der Kurs stürzte 7,2 Prozent ab. Goldman Sachs soll Anleger hinters Licht geführt haben.
Luftfahrtwerte standen wegen der Flugausfälle unter Druck. Lufthansa gehörten mit einem Minus von 4,1 Prozent ebenfalls zu den größten Verlierern im Dax.
Im SDax gaben Air Berlin 2,5 Prozent nach. Wegen der Vulkanasche durfen auch am größten deutschen Flughafen in Frankfurt keine Flugzeuge mehr starten und landen. Die Schließung des Flughafens der Fraport AG gilt zunächst auf unbestimmte Zeit.
Der Aktienkurs des Flughafenbetreibers Fraport bekam das Naturereignis durch ein Kursminus von knapp 2,7 Prozent zu spüren.
Unbekannte Folgen für Airlines

Die Airlines zittern sich ins Wochenende. Der Vulkanausbruch auf Island könnte die Branche Milliarden Umsatz kosten.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Während einige Börsen-Händler die Folgen der Flugausfälle nur als einmalige Belastung für die Konzerne sehen, rechnen andere damit, dass die Auswirkungen des Vulkanausbruchs die Luftfahrtbranche bis zu eine Mrd. Dollar an Umsatz kosten könnte.
Analysten verweisen zudem darauf, dass die Erholung der Luftfahrt- Branche, die gerade erst begonnen habe, wieder gebremst werde. Wenn man bedenke, dass die Lufthansa für jeden Tag eines Pilotenstreiks mit einer Belastung 25 Mio. Euro kalkuliert habe, könne man abschätzen, wie sich die jetzigen Flugausfälle auf die Gesellschaften auswirkten, sagte die Analystin Martina Noß von der Nord/LB.
Wegen der Vulkanasche aus Island fielen in Europa am Freitag rund 60 Prozent aller geplanten Flüge aus. Die Wolke werde mindestens noch für die nächsten 24 Stunden den Flugverkehr lähmen, hieß es seitens der europäischen Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol. Zwölf Länder in Europa haben ihren Luftraum inzwischen ganz oder teilweise gesperrt.
Negative Reaktion auf Google und AMD
Eine weitere dubkle Wolke zog bereits in den Nacht aus den USA herüber. Die Geschäftszahlen der beiden US-Technologiekonzerne Google und AMD trafen nicht ganz die Erwartungen. Die in Frankfurt gelisteten Aktien rutschen am Tag danach um jeweils mehr als 4,0 Prozent ab. Nachbörslich in den USA waren Google- wie auch AMD-Aktien um rund fünf Prozent in den Keller gefahren. Börsianern zufolge sind die Bilanzen zwar jeweils besser ausgefallen als von Analysten erwartet, die so genannten Flüsterschätzungen, also optimistischere Hoffnungen der Aktienhändler, sind dabei aber enttäuscht worden.
Die US-Bilanzen belasten hierzulande vor allem Technologiewerte: Infineon-Papiere verbilligten sich um 2,7 Prozent, SAP fielen um 1,6 Prozent. Im TecDax büßten United Internet 2,5 Prozent ein. Anleger sorgten sich trotz solider Ergebnisse um die Entwicklung auf der Kostenseite, meinte ein Marktanalyst.
Metro nahmen von guten Zahlen von Carrefour lediglich ein kleines Plus von 0,3 Prozent mit ins Wochenende. Der französische Einzelhändler hat zum ersten Mal seit 18 Monaten seinen Umsatz gesteigert und konnte die Analystenschätzungen etwas übertreffen.
HeidelbergCement wurden zunächst von einem Bericht über einen möglichen baldigen Einzug in den Dax angeschoben. Die Titel des Bauindustrie-Zulieferers gaben später aber die Gewinne wieder ab und rutschten um 1,9 Prozent ins Minus.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rtsDJ/