Trübe Stimmung Dax verlässt die Kraft
07.08.2008, 18:00 Uhr
Der deutsche Aktienmarkt konnte sich am Donnerstag zahlreicher Sogkräfte nicht entziehen und ging mit leichten Verlusten aus dem Handel. Lediglich die Technologiewerte verbuchten unter dem Strich Zuwächse. Auf die Stimmung der Anleger drückten schwache US-Konjunkturdaten, Hiobsbotschaften großer Versicherer dies- und jenseits des Atlantiks sowie ein wieder leicht anziehender Ölpreis.
Der Leitindex Dax schloss 0,3 Prozent tiefer bei 6543,49 Punkten und stemmte sich damit gegen den deutlich schwächeren Trend an den US-Börsen. Der MDax verlor 0,2 Prozent auf 8303,56 Punkte. Der TecDax legte hingegen 0,7 Prozent zu auf 778,8 Punkte.
Einige Investoren, die auf fallende Kurse gesetzt haben, müssten sich teilweise wieder mit Aktien eindecken, erklärten Händler. Belastungsfaktoren waren weiterhin der hohe Ölpreis und Konjunkturängste nach Veröffentlichung schwacher US-Arbeitsmarktdaten. Vieles sei aber schon in den Kursen berücksichtigt, sagten Händler. Der Dax, der seit Mitte Juli fast 600 Punkte gutgemacht hat, notiert immer noch 18 Prozent niedriger als zum Jahresanfang.
Aussagen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet brachten dem Aktienmarkt keine großen Impulse. "Letzten Endes gab es wenig Neues. Sie lassen keine Neigung erkennen, die Zinsen bei einer Konjunkturabkühlung zu senken. Der Markt ist nach wie vor in Sorge, was die Konjunkturentwicklung angeht", sagte LBBW-Aktienstratege Steffen Neumann. Helaba-Analyst Ralf Umlauf zufolge dämpfte Trichet "die bis zuletzt vorhandenen Zinserhöhungsspekulationen".
Allianz kassiert Prognose
Schlechte Nachrichten gab es bei den Versicherern: Der Allianz-Konzern kassierte wegen der Finanzkrise sein mittelfristiges Gewinnziel ein. Die Aktien machten aber einen Teil ihrer vorherigen Kursverluste wett und gingen mit einem Minus von 0,8 Prozent aus dem Handel. "Bei den Finanzwerten hat ja sicher auch niemand mit einer baldigen Erholung gerechnet. Hätte ein Industrieunternehmen so einen Ausblick gegeben, hätte der Kurs sicher heftiger reagiert", sagte Neumann. "Das reine Versicherungsgeschäft bei der Allianz ist ganz gut gelaufen. Die (Dresdner) Bank ist ein Desaster", sagte ein Börsianer. Nach dem vierten Quartalsverlust in Folge wird ein rascher Verkauf der Dresdner Bank für den Münchner Konzern immer schwieriger.
Die Aktien der Telekom drehten am Nachmittag ins Minus, nachdem sie nach Vorlage des Halbjahresberichts noch zugelegt hatten. "Offenbar überzeugen die Zahlen doch nicht nachhaltig", sagte ein Händler. "Wir betrachten die Zahlen der Deutschen Telekom als solide. Sie passen zum positiven Trend, den wir bei den Wettbewerbern wie Telefonica und France Telecom gesehen haben", betonte allerdings Unicredit-Analyst Thomas Friedrich.
Größter Gewinner waren die Papiere von MAN mit einem Plus von 2,7 Prozent. Auf der Verliererliste standen hingegen die Aktien der Deutschen Börse mit minus 3,3 Prozent ganz oben, dicht gefolgt von Adidas, bei denen Gewinnmitnahmen zu einem Minus von 3,2 Prozent führten.
Bei der Lufthansa rückten erneut Streiks in den Blick, die Aktien verloren 2,1 Prozent. Die Pilotenvereinigung Cockpit hat wegen der festgefahrenen Tarifverhandlungen für Donnerstag und Freitag mehr als 700 Piloten bei der Lufthansa-Tochter CityLine zu einem 36-stündigen Arbeitskampf aufgerufen. Die Piloten des Lufthansa-Mutterkonzerns drohen ebenfalls mit Warnstreiks in den nächsten Tagen.
Blaues Auge für Hannover Rück
Im MDax fielen die Aktien der Hannover Rück zunächst um sechs Prozent, konnten diesen Verlust bis Handelsschluss jedoch auf drei Prozent halbieren. "Das sind schwache Zahlen", kommentierten Analysten unisono den Quartalsbericht. Der Rückversicherer hatte schon im Juli die Gewinnziele für das laufende Jahr infrage gestellt.
Dagegen glänzten Fraport-Aktien mit einem Plus von knapp sechs Prozent. Die Zahlen seien durch alle Segmente besser als erwartet gewesen, sagte UniCredit-Analyst Uwe Weinreich. Die Analysten der LBBW hoben hervor, dass der wichtigste Bereich Immobilien und Einzelhandel deutlich zugelegt hat.
Im TecDax steigen die Aktien von Aixtron um 4,2 Prozent. Der Chipanlagenbauer hatte im zweiten Quartal Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert.
Größter Gewinner unter den Tech-Werten waren die Papiere von Conergy, die am Tag vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen des Solarunternehmens 5,5 Prozent zulegten.
Quelle: ntv.de