Marktberichte

Zwischen Euphorie und Vorsicht Dax verliert ein Prozent

Schade!

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die Aussicht auf offene Geldschleusen der Notenbanken treibt die Aktienmärkte nach oben. Der Dax schafft endlich sein neues Rekordhoch. Aber die Nervosität bleibt. Maue Wirtschaftsdaten verderben die Stimmung, schüren aber auch die Zins-Spekulationen.

Unverhofft kommt manchmal. Am dritten Tag wird der Rekord geknackt.

Unverhofft kommt manchmal. Am dritten Tag wird der Rekord geknackt.

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Wie gewonnen, so zerronnen: Unter dem Eindruck fallender Kurse an der Wall Street ist am Donnerstagnachmittag auch der Dax stark unter Druck geraten. Der Leitindex, der am Morgen mit 9810 Punkten noch ein Allzeithoch aufgestellt hatte, rutschte um bis zu 1,3 Prozent auf 9631 Punkte ab. Zuletzt notierte er bei 9656 Zählern.

Der EuroStoxx verlor 1,5 Prozent auf 3162 Punkte. "Der Markt folgt der Wall Street, dem kann man sich nicht entziehen", erklärte ein Händler die Kursverluste europaweit.

An der Wall Street verloren die großen Indizes bis zu rund einem Prozent. Zudem sank der Russell 2000 Index um 1,9 Prozent. Der Index fasst die Kursentwicklung von kleineren Werten in den USA zusammen und gilt als wichtiges Stimmungsbarometer für die gesamte Börsenwelt.

Dax
DAX 23.748,86

Schon vorher hatten enttäuschende Wirtschaftsdaten aus der Eurozone die Kurse am deutschen Aktienmarkt bröckeln lassen. Die Erwartung, dass die EZB neue geldpolitische Lockerungsmaßnahmen im Juni bekanntgeben wird, verhinderte allerdings kräftigere Verluste Die Wachstumszahlen und Inflationsdaten aus der Eurozone lieferten den Spekulationen über Negativzinsen im Währungsraum zudem neue Nahrung.

So haben sich die Hoffnungen auf eine nachhaltige Belebung der italienischen Wirtschaft im ersten Quartal nicht erfüllt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte überraschend um 0,1 Prozent - erwartet wurde ein Plus von 0,2 Prozent. Auch in Resteuropa läuft es nicht rund. Die Wirtschaft der Eurozone wuchs lediglich um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Ökonomen hatten mit einem Plus von 0,4 Prozent gerechnet.

Für einen Lichtblick sorgten allein die Konjunkturdaten aus Deutschland: Die deutsche Wirtschaft ist zu Jahresbeginn erwartungsgemäß kräftig gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im ersten Quartal 2014 im Vergleich zum Vorquartal um 0,8 Prozent. Damit hat sich der Aufschwung wie erwartet beschleunigt.

Viel Wasser auf den Mühlen der EZB

Die meisten Beobachter gehen nach den Daten aus der Eurozone erst recht davon aus, dass EZB-Präsident Mario Draghi auf der Juni-Sitzung einen ganzen Maßnahmenkatalog bekannt geben wird. Wasser auf die Mühlen der Währungshüter sind auch die sinkenden Inflationserwartungen der von der EZB befragten Ökonomen.

Wie die EZB im Rahmen ihres vierteljährlich erscheinenden Survey of Professional Forecasters mitteilte, haben die befragten Experten ihre Prognosen für die Inflationsentwicklung 2014 von 1,1 auf 0,9 Prozent zurückgenommen und die für 2015 von 1,4 auf 1,3 Prozent. Für 2016 werden nun nur noch 1,5 nach 1,7 Prozent Teuerung erwartet. Im Juni wird wohl die EZB selbst ihre Schätzungen senken. Eine niedrige Inflation signalisiert eine schwache ökonomische Nachfrage, was die Zentralbanker unbedingt vermeiden wollen.

10.000 Punkte - Geht das noch?

Börsianer trauen dem Dax insofern noch einiges zu. "Das Rekordhoch ist nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu 10.000 Punkten", sagte Frederik Altmann von der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Der Markt habe seit Jahresbeginn ausreichend Kraft für den großen Sprung gesammelt.

Die EZB bekräftigte zudem ihre Bereitschaft zu einer weiteren geldpolitischen Lockerung - möglicherweise schon im Juni. Falls notwendig, werde schnell gehandelt, hieß es im Monatsbericht der Notenbank. Der Zentralbankrat stehe einstimmig hinter einem Einsatz auch unkonventioneller Mittel. Dazu zählen eine Reihe von Maßnahmen wie zusätzliche Langfristkredite für die Banken oder Strafzinsen auf Bankeinlagen bei der EZB.

Bereits am Vortag hatte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet entsprechende Hoffnungen geschürt, dass die EZB auf ihrer nächsten Sitzung Anfang Juni tatsächlich handeln wird, um die Konjunktur anzukurbeln und den sinkenden Preisen in weiten Teilen Europas zu begegnen. Eine Zinssenkung ist laut Insidern so gut wie sicher. Die EZB plant dabei laut Praet sogar Minuszinsen: "Negative Einlagenzinsen sind ein möglicher Teil einer Kombination von Maßnahmen", sagte Praet. So will die EZB erreichen, dass Banken das Geld der Zentralbank in die Wirtschaft pumpen, statt es zu bunkern.

Sorge um Deutsche Post und Air Berlin

Hauptverlierer im Dax waren die Aktien der Deutschen Post. Sie büßten für die Zahlen mit einem Minus von 5,1 Prozent. Das Geschäft hatte unter Wechselkursbelastungen gelitten. Zudem flossen fast 350 Millionen Euro aus der Kasse, größtenteils wegen Pensionszahlungen an ehemalige Staatsbedienstete. Auch blieb der Nettogewinn unter den Erwartungen.

Die Aktien der Commerzbank gerieten mit einem Abschlag von 3,9 Prozent unter die Räder. Zudem waren die Anleger die Versorgertitel nach den enttäuschenden Bilanzdaten der vergangenen Tage aus ihren Depots: RWE verloren 3,2 Prozent, Eon 2,1 Prozent.

Merck-Aktien konnten ihre Verluste nach Zahlen auf minus 0,1 Prozent verringern. Auch hier hinterließen negative Währungseffekte Spuren in der Bilanz. Die DZ-Bank hebt aber das gute organische Wachstum in sämtlichen Segmenten hervor.

Im Plus notierten am Nachmittag nur noch wenige Titel, darunter die Aktien der Deutschen Telekom mit einem Plus von 1,9 Prozent auf 13,11 Euro. Händler führten dies vor allem auf Dividendenkäufe angesichts der laufenden Hauptversammlung zurück.

Von erneut desaströsen Ergebnissen im ersten Quartal sprachen Händler bei Air Berlin. "Keine operative Verbesserung bei einem mit 400 Millionen Euro negativen Eigenkapital - wo ist da noch das Geschäftsmodell?", fragte sich ein Händler. Die Papiere verloren 8,0 Prozent.

Die Aktien von SAF-Holland glänzten im SDax nach Vorlage der Quartalszahlen mit einem Plus von knapp fünf Prozent in der Spitze, die Gewinne schmolzen allerdings bis auf plus 2,1 Prozent ab. 

Quelle: ntv.de, ddi/hvg/jwu/rts/DJ

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