Konjunkturdaten lassen aufatmen Dax verschafft sich Luft
24.05.2011, 17:59 UhrStabile Ifo-Daten lassen die Schuldenkrise in der Eurozone in den Hintergrund treten. Das anhaltend hohe Niveau des Geschäftsklimaindex' spricht für einen fortwährenden Aufschwung in Deutschland, wenn auch in einer verlangsamten Gangart. Anleger nutzen das niedrige Niveau zu Käufen.

Die Sonne scheint, aber da könnte sich auch die nächste Wolkenfront aufbauen.
(Foto: Pixelio/Berggeist007)
Zuversichtlich stimmende Konjunkturdaten aus Deutschland haben die deutschen Standardwerte auf Erholungskurs einschwenken lassen. Alle Gewinne vom Nachmittag konnte der Markt aber nicht mit in den Feierabend retten.
Der Dax schloss bei 7150 Zählern, 0,4 Prozent höher als am Vortag. Für den MDax ging es um 0,7 Prozent auf 10.642 Punkte nach oben. Allein der TecDax gab 0, Prozent ab auf 898 Punkte.
Für gute Stimmung sorgte vor allem der überraschend positiv ausgefallene Ifo-Index, nachdem am Montag die Angst vor einer Ausweitung der europäischen Schuldenkrise für einen ordentlichen Kursrutsch gesorgt hatte. "Deutschland bleibt auf Wachstumskurs", hieß es mit Blick auf die guten Ifo-Daten. Das wichtigste Stimmungsbarometer für die deutsche Konjunktur hielt im Mai mit 114,2 Punkten nicht nur sein hohes Vormonatsniveau. Es fiel auch besser aus als die erwarteten 113,7.
Für Optimismus sorgte auch das BIP-Wachstum im ersten Quartal. Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 1,5 Prozent, womit sich die erste Schätzung des Statistischen Bundesamt bestätigte. Die Daten "unterstützen unsere Prognose, dass die deutsche Wirtschaft 2011 mit 3,4 Prozent ähnlich stark wachsen wird wie 2010", schrieben die Analysten der Commerzbank dazu in einem Kommentar. Im vergangenen Jahr hatte es mit 3,6 Prozent den stärksten Zuwachs im wiedervereinigten Deutschland gegeben. Anleger erhoffen sich, dass ein starkes Wachstum Deutschland aus dem Schuldensumpf herauszeihen könnte.
Athen macht zusätzliche Sparschritte
Unterstützung bekam der Markt auch von den Privatisierungsplänen Griechenlands und der Entscheidung der italienischen Regierung, das Sparpaket vorzuziehen. Dies milderte auch den Schreck über den von Fitch gesenkten Kreditausblick Belgiens. Die Ratingagentur hat am Vorabend ihren Ausblick für Belgien auf "negativ" von "stabil" zurückgenommen, nur zwei Tage, nachdem S&P den Ausblick für das südeuropäische Land hatte.
Besonders gefragt waren europaweit die Aktien von Düngemittelherstellern. Die Hoffnung auf steigende Kalipreise trieb die Papiere von K+S 2,6 Prozent an die Dax-Spitze. Potash gewannen in Frankfurt 1,8 Prozent, die Aktien des norwegischen Düngemittelkonzerns Yara sogar 3,5 Prozent. Börsianer verwiesen auf eine Studie der Citigroup, der zufolge die Analysten langfristig mit einem Kalipreis von 450 Dollar je Tonne rechnen.
Commerzbank teilt Wertpapier
Im Rampenlicht standen einmal mehr die Aktien der Commerzbank, die bei rund drei Euro notierten. Die Papiere wurden ohne die separat gehandelten Bezugsrechte für die Kapitalerhöhung gehandelt. Dadurch schoss der Kurs um satte 19,1 Prozent in den Keller. Der Vorgang ist allerdings rein technischer Natur: Denn der Schlusskurs vom Montag (3,74 Euro) ist nicht vergleichbar mit dem Aktienkurs am Dienstagmittag von 3,02 Euro, von dem das Bezugsrecht abgespalten wurde. Dieses Recht wurde am Mittag mit 0,75 Euro gehandelt. Gut die Hälfte des gesamten Geschäfts im Dax gingen auf das Konto der Commerzbank. Der Umsatz der alten Commerzbank-Aktien und der Bezugsrechte - insgesamt rund 60 Millionen Papiere - war drei Mal so hoch wie Käufe und Verkäufe der übrigen 29 Dax-Werte zusammengenommen.
Im MDax sorgten Übernahmespekulationen für Gesprächsstoff: Kabel Deutschland verteuerten sich um 4,1 Prozent. "Angeblich hat Vodafone Interesse an Kabel Deutschland", sagten mehrere Börsianer. Details wie zum Beispiel den möglichen Übernahmepreis konnten sie jedoch nicht nennen.
Beim Hamburger Hafen folgten die Anleger einer Kaufempfehlung der Berenberg Bank - die Aktien verteuerten sich um 1,1 Prozent und gehörten damit zu den Favoriten im MDax. Dank des starken Wachstums beim Container-Umschlag werde das Plus beim Netto-Gewinn 2011 voraussichtlich sieben Prozent höher ausfallen als vom Markt erwartet, schrieb Analyst William Foggon in einer Studie. Weiteren Kursauftrieb erwarte er von der geplanten Vertiefung der Fahrrinne in der Elbe. Deren Genehmigung sei nur eine Frage der Zeit.
Quelle: ntv.de, dd/rts/DJ/dpa