Marktberichte

Draghi-Rede verunsichert Dax wackelt ins Minus

Die EZB machte die morgendliche Freude über die Entscheidung der BoJ weitgehend zunichte.

Die EZB machte die morgendliche Freude über die Entscheidung der BoJ weitgehend zunichte.

(Foto: dpa)

EZB-Präsident Draghi schickt mit seinen Äußerungen Euro und Dax auf eine Berg- und Talfahrt. Während sich der Euro berappeln kann, schließt der Dax im Minus

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Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Leitzinsen unverändert zu lassen, wurde am Markt achselzuckend aufgenommen - ganz anders als die darauf folgende Rede des EZB-Chefs Mario Draghi. Seine Warnung auf der Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank vor einer zunehmenden Konjunkturabkühlung sowie die Beteuerung, dass die Währungshüter "zum Handeln bereit sind" interpretierten Anleger als Hinweis auf eine baldige Zinssenkung. Der Euro sackte daraufhin mit 1,2748 Dollar auf den niedrigsten Stand seit vier Monaten.

Am Ende der Frage- und Antwortrunde betonte Draghi aber, dass diejenigen, die über ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone spekulieren, das in den Euro investierte politische Kapital gewaltig unterschätzten. Auch sei das Rettungspaket für Zypern keine Blaupause für die Hilfe anderer Euro-Staaten. Die Gemeinschaftswährung zog daraufhin wieder an und notierte mit 1,2855 Dollar auf Vortagesniveau. Draghi habe die Sorgen vor einem Auseinanderbrechen der Euro-Zone zerstreut, sagte Analyst Eugen Keller vom Bankhaus Metzler. Zugleich habe er aber auf die wirtschaftlichen Risiken hingewiesen. "Wir vermuten, dass auf der Zinsseite in diesem Jahr deshalb noch etwas passieren wird."

Die mauen Konjunkturaussichten für die Euro-Zone belasteten vor allem die europäischen Aktienmärkte. Der Dax schloss 0,7 Prozent niedriger bei 7817,39 Zählern. Insbesondere konjunkturabhängige Werte gerieten unter Druck: HeidelbergCement, Lufthansa ThyssenKrupp und Continental sackten zwischen 3,8 und 3,2 Prozent ab.

Der EuroStoxx50 verlor 0,5 Prozent auf 2625 Punkte. Die Wirtschaft auf der anderen Seite des Atlantiks sandte ebenfalls nur schwache Wachstumssignale aus: So fiel die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe in der Vorwoche mit 385.000 Stück höher aus als gedacht. Börsianer rechneten deshalb auch mit einem wenig erbaulichen Monatsbericht vom US-Arbeitsmarkt am Freitag.

Dennoch hielten sich an der Wall Street Dow Jones und S&P 500 knapp im Plus, da Anleger angesichts der stotternden Konjunkturerholung auf eine Fortsetzung der billigen Geldpolitik durch die US-Notenbank setzten. Der Dow stieg um 0,1 Prozent auf 14.564 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,2 Prozent auf 1557 Zähler. Der Nasdaq notierte 0,1 Prozent im Minus bei 3215 Punkten.

Gestützt wurden die Kurse in New York auch durch die Aktionen der japanische Zentralbank: Die Währungshüter des Kaiserreichs kündigten am frühen Donnerstagmorgen nach ihrer zweitägigen Sitzung an, das Programm zum Ankauf von Wertpapieren deutlich auszuweiten. Zudem verabschiedet sich die Bank von Japan vom Leitzins als maßgeblicher geldpolitischer Kenngröße und will statt dessen auf die Geldbasis achten. Japan leidet seit Jahren unter einer zähen Deflation, der Notenbankchef Haruhiko Kuroda und die Regierung unter Shinzo Abe den Kampf angesagt haben.

Der Yen ging erwartungsgemäß auf Talfahrt - der Dollar stieg auf bis zu 96,41 Yen nach 93,04 Yen am Mittwoch. Der japanische Aktienmarkt reagierte darauf mit einer  fulminante Kursrally, der Nikkei-Index erholte sich um rund 4 Prozent von seinem Tagestief und schloss 2,2 Prozent fester.

Zu den größten Gewinnern im Dax zählten Fresenius Medical Care, die sich nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms um 2,8 Prozent verteuerten. Die Anteilsscheine der Deutschen Telekom gewannen an zweiter Stelle rund zwei Prozent. Ein Händler verwies auf die gestiegene Kundenzahl in den USA, die stütze.

Papiere der Deutschen Bank schlossen 0,8 Prozent leichter. Die Bundesbank wird einem Medienbericht zufolge untersuchen, ob die Deutsche Bank während der Finanzkrise Verluste von bis zu 12 Mrd. Dollar verborgen hat. Dies berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Bundesbank ließ am Morgen wissen, sie gehe Vorwürfen gegen Banken grundsätzlich nach, äußere sich aber nicht über Maßnahmen gegen einzelne Geldinstitute.

Aktien der Commerzbank stiegen um 0,9 Prozent. Der Privatkundenvorstand Martin Zielke hat in einem Interview von Wachstum bei Kunden und Einlagen gesprochen.

Spekulationen auf eine baldige Aufstockung der Knauf-Beteiligung an Klöckner & Co trieben die Aktien des Stahlhändlers nach oben. Die Titel verteuerten sich um 1,3 Prozent auf 10,50 Euro. Händlern zufolge kursierten Gerüchte, wonach der Baustoff-Unternehmer Albrecht Knauf seine Beteiligung an Klöckner & Co schon bald ausweiten könnte. Bislang liegt Knaufs Anteil bei knapp acht Prozent. Eine Sprecherin von Knauf lehnte eine Stellungnahme ab.

Fraport-Aktien profitierten von einem positiven Kommentar der Bank HSBC und legten um 1,9 Prozent zu. Eine Hochstufung auf "Übergewichten" durch J.P. Morgan ließ Titel des Hamburger Hafens um 1,8 Prozent steigen. Eine Abstufung durch Goldman Sachs drückte die Papiere des Anlagenbauers Kuka um 4,4 Prozent. Der spanische Staatsfonds Sepi platzierte EADS-Papiere, der Kurs gab 2,6 Prozent nach.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts

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