Marktberichte

5.600 Punkte halten Dax wird weggespült

Vor den US-Immobiliendaten sah das Börsenklima noch bedeutend freundlicher aus.

Vor den US-Immobiliendaten sah das Börsenklima noch bedeutend freundlicher aus.

(Foto: REUTERS)

Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag schwach geschlossen. Nach einer zwischenzeitlichen Erholung am Nachmittag zwangen enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA den Leitindex bis Handelsende in die Knie.

Der Dax fiel um 1,7 Prozent auf 5.605,21 Punkte. Das ist der tiefste Schlussstand in der zweiten September-Hälfte. Der MDax fiel um 2,1 Prozent auf 7205,88 Zähler, der TecDax um 2,3 Prozent auf 746,05 Punkte.

"Mit dem Fall unter die Unterstützung bei 5.620 dehnt sich die Konsolidierung aus und wird zur Korrektur", so ein Marktteilnehmer. Unterstützt sei der Dax nun bei den Zwischen-Hochs bei 5.576 und 5.481 Punkten sowie bei der 38-Tage-Linie bei 5.469 Punkten, so die technischen Analysten von HSBC Trinkaus.

Grund für die Verluste waren schwache Daten vom US-Immobilienmarkt. Die Verkäufe bestehender Häuser in den USA sind im August um 2,7 Prozent gefallen, erwartet worden war dagegen ein Anstieg um 2,9 Prozent. "Das ist ein Rückschlag bei den Hoffnungen auf einen Boden am US-Immobilienmarkt", so ein Händler. Nach der Bekanntgabe hätten Anleger Positionen abgebaut oder abgesichert.

Mit dem Schwächeanfall im späten Geschäft beendete der Dax eine Sitzung, die von starken Schwankungen geprägt war. Im frühen Geschäft war der Dax bereits stark gefallen und hatte so auf negative Vorlagen der Wall Street reagiert. Am Nachmittag hatten ihn gute Daten vom US-Arbeitsmarkt vorübergehend noch einmal bis auf 5.742 Punkte geführt und damit fast bis an das Jahreshoch von 5.760,83 Punkten.

Finanztitel schwach

Zu den großen Verlierern gehörten Finanzwerte. So fielen Commerzbank um 3,3 Prozent auf 8,38 Euro, Deutsche Bank um 2,8 Prozent auf 51,83 Euro und Allianz um 3,9 Prozent auf 81,11 Euro. Zum einen seien die Anleger mit Blick auf einen möglichen Rückschlag am US-Immobilienmarkt vorsichtig wegen möglicher Kreditausfälle, so Händler. Zum anderen hielten sich Anleger aber auch vor dem G20-Treffen in Pittsburgh zurück. Eines der Hauptthemen beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer ist eine strengere Regulierung der Finanzmärkte. Außerdem fordern Teilnehmer eine höhere Hinterlegung von Eigenkapital bei Bankgeschäften, was die Gewinnmargen schmälern könnte.

Größter Verlierer waren Infineon mit einem Minus von 5,4 Prozent auf 3,53 Euro. Händler meinten, der Titel schwanke immer stärker als der Dax, insofern sei das Ausmaß nicht ungewöhnlich.

Auf der anderen Seite konnten sich Autotitel vergleichsweise gut halten, Daimler verloren 0,7 Prozent, BMW 0,5 Prozent und die VW-Stämme stiegen sogar um 0,2 Prozent. Händler meinten, die Titel hätten damit nur einen Teil der jüngsten ausgeprägten "Underperformance" aufgeholt.

Gut im Markt lagen Linde, die um 0,4 Prozent auf 73,93 Euro stiegen. Merck konnten sich mit einem Plus von 0,6 Prozent auf 67,42 Euro etwas erholen. Fresenius zogen um 1 Prozent an auf 39,22 Euro. Neben ihrem defensiven Charakter wurde die Aktie auch von einer Hochstufung gestützt. Goldman Sachs hat den Titel auf "Buy" von "Neutral" heraufgestuft.

Deutsche Börse verloren 1,8 Prozent auf 57,85 Euro, nachdem sie vorübergehend deutlich gestiegen waren. Laut "Manager Magazin" will die Börse das Land Hessen als Anteilseigner gewinnen. "Das würde die Gefahr einer Zerschlagung mindern und den Wert der Börse als Ganzes sichern", so ein Händler. "Die Deutsche Börse AG beteiligt sich nicht an Spekulationen zur Aktionärsstruktur und folgt strikt ihren Veröffentlichungspflichten", so ein Sprecher der Börse auf Anfrage. Er ergänzte, die Deutsche Börse sei eine der wenigen börsennotierten Gesellschaften mit einem Freefloat von 100 Prozent.

Bewegung in der zweiten und dritten Reihe

In der zweiten Reihe brachen HeidelbergCement um 12,1 Prozent auf 42,40 Euro ein. Nach Aussage von Händlern hat der Preis für die Bezugsrechte für HeidelbergCement stark nachgegeben. "Heute früh lag der Preis mit 5,50 Euro jenseits von Gut und Böse", so eine Händlerin. Danach fielen sie Richtung 3,50 Euro zurück. Die Aktien aus der Platzierung der Altaktionäre seien zugeteilt. Nun könnten spekulative Anleger auf fallende Kurse setzen in Erwartung einer ausreichenden Zuteilung im Rahmen der Kapitalerhöhung, sagte die Händlerin.

Mit einer Gewinnwarnung der besonderen Art machte im SDax Tipp24 von sich reden. Der Lotto-Anbieter muss wegen hoher Spielgewinne seiner Kunden die Gewinnprognose für das Gesamtjahr um 10 Mio. Euro senken. Da Online-Lotto in Deutschland mittlerweile illegal ist, bietet die Gesellschaft über eine Tochter im Ausland das Mittippen in einem so genannten Zweitspiel an. Dabei gelten die gleichen Gewinnzahlen wie beim echten Lotto, die ebenfalls vergleichbaren Gewinnquoten müssen jedoch vom Internetanbieter selbst aufgebracht werden. Das verhagelt Tipp24 dank Ausschüttungen von mehr als 30 Mio. Euro nun die Bilanz. Die Aktie verlor nach zeitweise zweistelligen Verlusten zum Handelsschluss 7,6 Prozent.

Anleger der Deutsche Wohnen dürften beim Blick auf die Kursliste Augen gemacht haben: Rund satte 40 Prozent verlor die Aktie am Donnerstag. Hinter diesem starken Rücksetzer steht jedoch ein technischer Effekt: Das Unternehmen wird wegen der nun begonnenen Kapitalerhöhung erstmals mit einem Abschlag für das Bezugsrecht für die Altaktionäre notiert – und das lässt die Aktie optisch billiger erscheinen. Alle bisherigen Aktionäre erhalten dafür jedoch eben diese Bezugsrechte automatisch ins Depot gebucht. Bis zum Ende der Kapitalerhöhung am 5. Oktober können Anleger diese Bezugsrechte entweder über die Börse verkaufen oder ausüben. Zehn Bezugsrechte erlauben den Kauf von 21 neuen Aktien zum Preis von 4,50 pro Stück. Berücksichtigt man dieses Bezugsrecht, verlor die Aktie der Deutsche Wohnen weniger als erwartet.

Quelle: ntv.de, nne / DJ

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