Marktberichte

Vertrauenskrise Dax zappelt

Das einzige, was den deutschen Markt am Donnerstag bewegt hat, war Volkswagen. Sprangen die Aktien 50 Prozent an, zog das den Markt nach oben. Schmolzen die Kursgewinne ab, begann der Sinkflug des Dax. So ging es den ganzen Tag. Nur die Kursexplosion bei VW hätte das Minus kaschiert, sagte ein Händler. Auch die Rettung des US-Commercial-Paper-Markets durch die Fed brachte keine Ruhe in den Markt. Außer einem kurzen Zucken, konnte der Markt nichts für sich verbuchen. Die Zweifel der Anleger sind geblieben - trotz aller Stützungsmaßnahmen der Regierungen weltweit. Die alles entscheidende Frage ist, ob die ausgegebenen Garantien für Sparer ausreichen oder ob uns noch Schlimmeres bevorsteht. Keiner kennt die Antwort.

Die Zweifler im Markt behielten am Ende - nach einer bewegten Berg- und Talfahrt - doch die Oberhand. Der Dax notierte zuletzt 1,1 Prozent leichter bei 5.326 Zählern. Unter Druck stand wieder der Bankenbereich. Man könne kaum denken, dass alles vorbei ist, hieß es auf dem Parkett. Ein Börsianer klagte: "Nichts ist gelöst".

Die Finanzwerte wurden vor allem von einem BBC-Bericht belastet, wonach drei britische Banken um staatliche Hilfe gebeten haben. Zudem lasteten Gerüchte um eine Kapitalerhöhung bei der Deutschen Bank auf dem Markt. In Finanzkreisen wurden diese Spekulationen jedoch als "völliger Unsinn" bezeichnet.

Die Bankaktien wurden wieder als erste abgestraft. Die Aktien der Hypo Real Estate, die am Morgen sogar bis zu 17 Prozent angesprungen waren, notierten zuletzt 4,7 Prozent leichter. Commerzbank gaben nach einem positiven Start 14,2 Prozent nach. Deutsche Bank verloren 8,9 Prozent.

Volkswagen war wieder einmal die Insel der Glückseligen. Wieder ohne erkennbaren Grund legten die Titel in der Spitze um über 50 Prozent auf ein Rekordhoch von 440 Euro zu. Zuletzt notierten sie jedoch 1,8 Prozent leichter. "Viele Stücke sind sicherlich nicht mehr im Markt, Porsche hält Stücke und das Land Niedersachsen auch. Aber irgendjemand muss unglaublich short sein und sich blind eindecken", mutmaßte ein Händler angesichts der Kursausschläge. "Es muss ein Riesen-Short-Squeeze sein", meinte ein anderer. Ein dritter Händler zeigte sich völlig ratlos. "Das versteht man nicht mehr."

Der überraschende Auftragsschwund bei SAP führte zu einem regelrechten Ausverkauf der Aktien. Nach dem Kurseinbruch um fast ein Fünftel zu Wochenbeginn rutschte der Aktienkurs nochmals um 7,3 Prozent in den Keller. Mit 24,7 Euro wurde der tiefste Stand seit fünf Jahren erreicht. Die Analysten der Investmentbanken senkten reihenweise ihre Kursziele für die Papiere, weil eine schnelle Erholung des lange Zeit für stabil gehaltenen Software-Markts fraglich sei.

Premiere setzten ihre Talfahrt fort. Mit einem Minus von 17,8 Prozent waren sie schwächster Wert im MDax. Die Aktie hat seit Freitag bereits rund 70 Prozent verloren. Das Unternehmen hatte am Donnerstag für das Gesamtjahr einen operativen Verlust angekündigt, die Abonnentenzahlen deutlich gesenkt und erklärt, mit den Banken über eine Restrukturierung von Kreditvereinbarungen zu sprechen. Am Dienstag senkten die Analysten von UniCredit ihr Kursziel auf 3,50 von 15,50 Euro und empfahlen die Titel nur noch zu halten statt wie bislang zu kaufen.

Q-Cells, die sich entgegen dem Trend im TecDax zunächst sehr fest zeigten, gaben am Ende 8,8 Prozent nach. Die Gewinne schmolzen bis zum Mittag allerdings wieder ab. "Q-Cells gilt zusammen mit Beiersdorf und Salzgitter als ein möglicher Nachrücker in den Dax", begründete ein Händler den Kursanstieg.

Quelle: ntv.de

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