Marktberichte

Euro, Öl und Inflation Dax zeigt Stärke

Die deutschen Standardwerte haben ihr Tagestief am Montag weit hinter sich gelassen. Aber für den Sprung ans rettende grüne Ufer reichte es am Ende doch nicht. Der Euro über der Marke von 1,58 Dollar, der Ölpreis über 143 Dollar und die Rekord-Inflation in Euroland - das alles lastete zu schwer auf den Märkten. Auch die Freitags-Verluste an der Wall Street gaben den Anlegern zu denken. Das ist ein "Käuferstreik", klagten Händler.

Der Dax notierte bei Handelsschluss nur noch 0,1 Prozent leichter, nachdem er zwischenzeitlich mit 1,7 Prozent im Minus lag. In der Spitze hatte das Börsenbarometer damit weniger als 150 Punkte von seinem Jahrestief im März entfernt notiert, als der Notverkauf der US-Investmentbank Bear Stearns weltweit die Märkte in die Zange nahm.

Auch die Nebenwerte machten Boden wieder gut: Der MDax gab 0,4 Prozent nach auf 9.035 Zähler, der TecDax verlor 0,2 Prozent auf 770 Punkte. "Die einen wollen ihre Verluste eingrenzen, die anderen nehmen Gewinne mit - je nachdem wann man eingestiegen ist", fasste es ein Händler zusammen. Einige Marktteilnehmer wittern neue neue Tiefstände im Laufe der Woche. Ein Test des Jahrestiefs vom März, das bei 6.167 Zählern liegt, wurde am Montag durchaus für möglich gehalten.

Möglicherweise war der Kursrutsch in den USA am Freitag bereits der Vorbote hierzu. Der Dow-Jones-Index hatte am Freitag nach Handelsschluss in Europa seine Verluste noch einmal verdoppelt. Der Dow notierte 20 Prozent unter seinem Rekordhoch vom Oktober und damit am Rande des "Bärenmarkts". Hätte der Index auf diesem Niveau geschlossen, würden Experten von einem Markt mit stetig fallenden Kursen ausgehen.

Für die schlechte Stimmung bei den Anlegern sorgen die Signale, die auf eine Abkühlung der Weltkonjunktur hindeuten. Hohe öl- und Nahrungsmittelpreise haben die Teuerung in der Eurozone im Juni auf ein Rekordniveau getrieben. Die Preise stiegen um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Daten unterstreichen einmal mehr die bestehenden Inflationsgefahren. Damit steigen "auch die Chancen, dass sich die EZB bis Jahresende nicht nur mit einer Leitzinssenkung zufrieden geben wird", hieß es im Handel. Bislang rechnet der Markt nur mit einer Zinssenkung am Donnerstag um 25 Basispunkte.

Zu den größten Verlierern am Markt gehörten die Autowerte. MAN b üßten 3,5 Prozent ein und hielten damit die rote Laterne im Dax. Daimler gaben 1,5 Prozent ab. Am Wochenende hatte die Branchenzeitschrift "Auto Motor und Sport" berichtet, die europäischen Autohersteller müssten sich auf bis zu 60 Prozent höhere Stahlpreise einstellen. Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal kündigte danach an, schon in den nächsten Wochen und Monaten die Preise in mehreren Schritten anzupassen.

"Wie wollen die Autohersteller diese Kostenbelastung angesichts der schwachen Nachfrage bloß weitergeben?", fragte ein Händler. Das Center Automotive Research (CAR) in Gelsenkirchen hatte seine Absatzprognose für Deutschland für das laufende Jahr wegen der hohen Benzinpreise auf 3,1 von 3,3 Mio. Autos gesenkt. Die Aktien von ThyssenKrupp profitierten zunächst, rutschten dann aber mit 1,8 Prozent ins Minus.

Gefragt waren RWE. Defensive Werte gelten in diesem Marktumfeld als sichere Bank. Die Titel arbeiteten sich um 2,1 Prozent vor. Hier stützt Händlern zufolge auch die Bestätigung der Sparziele durch den Vorstandsvorsitzenden Jürgen Großmann.

Deutsche Telekom drehten 0,8 Prozent ins Plus. Der Telekommunikationssektor ist europaweit gesucht, nachdem France Telecom seine Übernahmeversuche von TeliaSonera aufgegeben hat.

Siemens konnten sich nicht im Plus halten und gaben 0,5 Prozent nach. Chef Peter Löscher schließt betriebsbedingte Kündigungen beim geplanten Stellenabbau im größten deutschen Elektrokonzern nicht restlos aus, heißt es. Der Stellenabbau solle so sozialverträglich wie möglich ablaufen.

BASF notierten am Ende nur "optisch" 0,7 Prozent leichter. Bei den Titeln wurd am Montag der Aktiensplit vollzogen. Jede Aktie wurde in zwei neue Papiere geteilt. Das Unternehmen wollte seine Aktien damit einem breiteren Publikum zugänglich machen.

Für Repower Systems ging es nach Zahlen im TecDax nach oben. Die Papiere hielten sich mit 1,8 Prozent "über Wasser". Der Windkraftanlagen-Hersteller hat im Rumpfgeschäftsjahr 2008 von der hohen Nachfrage nach Windenergieanlagen profitiert und bei Umsatz und Gewinn zugelegt. Das gibt der Aktie Unterstützung.

Epcos zählten im TecDax nach einem kritischen Analystenkommentar mit einem Abschlag von 8,7 Prozent zu den größten Verlierern. Händler sagten, Merrill Lynch habe die Anlageempfehlung für die Aktien auf "underperform" von "neutral" gesenkt.

Papiere des ehemaligen TecDax-Mitglieds Adva Optical Networking stürzten nach einer Gewinnwarnung um 32,6 Prozent ab. Der Glasfaser-Spezialist hat seine Umsatz- und Ergebnisprognose für das zweiteQuartal gesenkt. Grund sei die Verschiebung von Aufträgen in die zweite Jahreshälfte, hieß es.

Quelle: ntv.de

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