Marktberichte

Preisverfall bei Öl Dax zeigt viel Biss

Der kräftige Preisverfall beim Rohöl hat dem Aktienmarkt am Dienstagnachmittag Auftrieb gegeben und über die grüne Ziellinie geschoben. Die trüben Aussichten von Apple und Vodafone, der Milliardenverlust von Wachovia - alles war mit einem Mal vergessen.

Der Dax machte seine Verluste wett, kratzte regelrecht die Kurve, und lag bei Handelsschluss mit 0,3 Prozent im Plus bei 6.442 Punkten. Neben dem Ölpreis profitierte der Markt von der Erholung der Wall Street.

Viele Investoren hielten sich allerdings wegen der erst langsam im Schwung kommenden Berichtssaison vom Aktienmarkt fern, bemerkten Händler. "Wir hatten schon Feiertage mit mehr Umsatz", klagte ein Börsianer. Der Dow-Jones-Index drehte nach anfänglichen Verlusten ins Plus und notierte 0,5 Prozent höher. Das Fass US-Leichtöl verbilligte sich zeitweise um 3,6 Prozent oder fast fünf US-Dollar auf 126,26 US-Dollar.

Nach enttäuschenden Zahlen von American Express und Wachovia wurden besonders bei den Finanzwerten Gewinne mitgenommen. Aber auch die Vorlagen für den Technologiebereich waren nach schwachen Ergebnissen oder Ausblicken von Apple, Texas Instruments und Sandisk schlecht.

Größter Verlierer im Dax waren Infineon, die sich um 7,5 Prozent verbilligten. Hintergrund waren die nach US-Börsenschluss veröffentlichten Zahlen von Apple und Texas Instruments, die die Markterwartungen enttäuscht hatten.

Doch auch europäische Unternehmen warteten nicht mit guten Nachrichten auf. So erfüllte der britische Mobilfunkriese Vodafone zwar mit dem Umsatz im ersten Quartal die Erwartungen der Analysten. Wegen der schwachen Konjunktur rechnet das Unternehmen aber im Gesamtjahr mit Erlösen am unteren Ende der bisherigen Zielvorgaben. In London stürzten die Aktien von Vodafone daraufhin um über zwölf Prozent in die Tiefe und zogen auch andere europäische Werte mit sich: Telefonica fielen im Madrid um über sieben Prozent. Die T-Aktie sackte um 4,1 Prozent ab.

Als besonders kritisch bewertete der Markt die Gewinnwarnung des Kreditkartenanbieters American Express, der eigentlich über eine überdurchschnittlich zahlungskräftige Klientel verfügt. Auch Wachovia legte tiefrote Zahlen vor. Das bereitete der Erholung bei den Finanzwerten ein jähes Ende:

Commerzbank gaben knapp zwei Prozent ab, HRE büßten 3,2 Prozent ein und Deutsche Bank verbilligten sich um 1,2 Prozent. American Express hatte für das zweite Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang ausgewiesen und zugleich eingeräumt, die bisher ausgegebene Prognose für das Gesamtjahr nicht halten zu können.

Metro fielen um 1,2 Prozent. Händlern zufolge hat Goldman Sachs den Titel auf "Verkaufen" heruntergestuft und das Kursziel auf 34 Euro gesenkt.

Die Aussicht auf Streiks belastete Lufthansa. Die Titel fielen zunächst ans Dax-Ende zurück, erholten sich aber wieder und schlossen mit 0,4 Prozent im Plus. Der Kursrutsch resultierte aus dem Streikaufruf der Pilotengewerkschaft Cockpit. Diese hatte die Piloten der Regionalfluggesellschaften Eurowings und CityLine aufgefordert, ab zwölf Uhr und am Mittwoch ganztags die Arbeit niederzulegen. Daneben hat Händlern zufolge Merrill Lynch das Kursziel für Lufthansa auf 14 von 15 Euro gesenkt und die Einschätzung "Underperform" bekräftigt.

Gegen den Trend gesucht waren die Papiere aus eher defensiv geltenden Branchen. Für Eon ging es um 1,8 Prozent nach oben, RWE verteuerten sich um 1,7 Prozent.

Neben diesen beiden Versorgerwerten moppelten sich auch ThyssenKrupp. Die Titel drehten im Handelsverlauf zwar mit dem Markttrend ins Minus, kamen dann aber wieder auf die Beine und notierten am Ende 0,4 Prozent höher. Das Plus schrieben die Marktteilnehmer den nachbörslich veröffentlichten und besser als erwartet ausgefallenen Zahlen des US-Unternehmens Steel Dynamics zum zweiten Quartal zu.

Für Gesprächsstoff sorgte die Ankündigung des Autozulieferers Schaeffler, sein Gebot für Continental leicht aufstocken zu müssen. Die Finanzaufsicht BaFin habe den Mindestpreis, den Schaeffler den Aktionären des hannoverschen Konzerns bieten müsse, mit 70,12 Euro je Aktie ermittelt, teilte das mit. Das sei jedoch nur "Kosmetik", sagte ein Händler. Dennoch sei damit zu rechnen, dass die Schaeffler die Übernahme schaffe. Genügend Aktien werde Schaeffler aber bei dem Preis nicht angedient bekommen, "vermutlich werden die Aktien dann am Markt zusammengekratzt", sagte ein Händler. Mit einem Plus von 1,8 Prozent zählte die Conti-Aktie zu den Gewinnern.

Im MDax starteten die Aktien von MTU nach Vorlage von Zahlen mit einem Plus in den Handel. Die Kursgewinne schmolzen jedoch rasch dahin und die Aktie fiel um 10,7 Prozent. Das Münchener Unternehmen hatte im ersten Halbjahr seinen Gewinn nahezu verdoppelt. Der Umsatz stagnierte allerdings.

Quelle: ntv.de

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