Marktberichte

Kurvenreicher Handel Dax zieht ins Plus

Der deutsche Aktienmarkt ist am Donnerstag von der Nervosität der Anleger dominiert worden. Nach einer starken Eröffnung rutschte der Dax vor der Leitzinsentscheidung der EZB klar ins Minus, konnte sich jedoch nach der Entscheidung, den Zins bei vier Prozent zu belassen, wieder ins Plus retten. Kräftig im Plus notiert vor allem die Aktie von Infineon nach einer Reihe positiver Analystenkommentar.

Der Dax beendete den elektronischen Handel mit einem Plus von 0,4 Prozent auf 7621,72 Punkten. Der MDax gewann 0,2 Prozent auf 10258,67 Punkte. Der TecDax legte 0,8 Prozent zu auf 929,86 Punkte.

Die Europäische Zentralbank hatte am Mittag bekannt gegeben, den Zinssatz in der Eurozone bei vier Prozent zu belassen. Das war von den meisten Analysten zwar erwartet worden, doch die Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten hat manche Marktteilnehmer vorsichtig gemacht. Die Investoren warteten gespannt auf die Erklärungen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet.

Es wäre unverständlich gewesen, wenn die EZB die Zinsen erhöht und zugleich den Banken zusätzlich kurzfristige Liquidität gegeben hätte, sagte ein Marktanalyst. Auch am Donnerstag hatte die EZB auf die hohen Sätze am Geldmarkt reagiert und den Banken zusätzliche Gelder zur Verfügung gestellt. Seit Wochen leihen sich die Banken untereinander kaum mehr Geld, da sie fürchten, dass einige Institute vielleicht doch stärker als zugegeben in die US-Hypothekenkrise verwickelt sind und möglicherweise die Gelder nicht zurückzahlen können. Dies hat die kurzfristigen Zinsen massiv steigen lassen. Nach dem jüngsten Schnelltender jedoch beruhigte sich die Lage etwas, und die Tagesgeldsätze sanken.

Belastet wurde der Markt zuvor auch von einem schwachen deutschen Auftragseingang, der im Juli um 7,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken ist. Analysten hatten einen Rückgang um 2,5 Prozent erwartet. Die Auslandsaufträge gingen um 11,7 Prozent zurück nach einem Plus von 5,1 Prozent im Vormonat. Die Inlandsorders fielen um 1,7 Prozent.

Infineon klettert kräftig

Zu den größten Gewinnern im Dax zählten die Aktien von Infineon mit plus fünf Prozent, was Händler auf Analystenempfehlungen zurückführten. Die Experten der Dresdner Kleinwort empfehlen die Papiere des Chipkonzerns nun zum Kauf. Zuvor hatten sie die Aktien mit "Reduce" eingestuft. Bereits am Mittwoch hatte die Credit Suisse die Papiere auf "Outperform" hochgestuft, angesichts des schwachen Gesamtmarkts konnten die Infineon-Aktien jedoch damals auf keinen grünen Zweig kommen.

In Bewegung war auch die Aktie des Dieselmotorenherstellers Tognum. Nach zwischenzeitlichen Pluszeichen ging der Börsenneuling mit Minuszeichen aus dem Handel. Die erst seit Anfang Juli an der Börse notierte Aktie hat den Sprung in den MDax geschafft. Dafür muss der Immobilienkonzern Patrizia seinen Platz räumen und rutscht eine Etage tiefer in den SDax. Einige Marktteilnehmer richten ihre Portfolios nach den Indizes aus, so dass Auf- und Abstiege die Kurse der Aktien entsprechend bewegen. Die Patrizia-Aktien verbilligten sich um 2,5 Prozent.

Aus dem SDax fallen DAB Bank und Loewe heraus, dafür taucht ab dem 24. September neben Patrizia auch Wacker Construction im SDax auf. Schon am Donnerstag feiern Gerresheimer Premiere in dem Index, die Titel waren außerplanmäßig für Schwarz Pharma aufgerückt. Die Anleger bereiteten der Aktie jedoch einen kühlen Empfang: Der Titel fiel um 1,4 Prozent.

Im TecDax stehen in Kürze ebenfalls Veränderungen an: Die Aktien von Versatel werden Ende des Monats den Platz von Jenoptik in dem Technologieindex einnehmen. Versatel kletterten um 4,6 Prozent.

Größte Verlierer waren Continental mit einem Minus von einem Prozent. Der Autozulieferer beginnt noch in dieser Woche mit der Syndizierung für das 13,5 Mrd. Euro umfassende Kreditpaket für den Kauf der bisherigen Siemens-Tochter VDO. Der 11,4 Mrd. Euro teure Deal soll bis Ende dieses Jahres abgeschlossen werden.

Air Berlin überrascht

Käftige Pluszeichen im SDax verbuchte Air Berlin nach Vorlage aktueller Passagierzahlen, wonach die Airline den bisherigen Preisverfall im August stoppen konnte und einen neuen Passagierrekord verbuchte. Im Zuge des Urlaubsgeschäfts beförderte die Airline 2,3 Mio. Passagiere, 17,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Auslastung der Flugzeuge stieg um 3,2 Prozentpunkte auf 82,7 Prozent. Die Aktie von Air Berlin kletterte zeitweise um 3,6 Prozent und schloss mit einem Aufschlag von 1,4 Prozent.

Der Handyausrüster Balda stand wegen der geänderten Preisstrategie beim Apple iPhone unter Druck und gab drei Prozent nach. "Apples dramatische Preissenkung für das iPhone signalisiert Preisdruck für die Zulieferer", urteilten die Analysten der WestLB in einem Marktkommentar. Die Branchenexperten stuften die Papiere darauffhin auf "Sell" von zuvor "Hold" herunter.

Die Aktien von GPC Biotech stiegen um 18,7 Prozent und führten damit die Gewinnerliste der Technologiewerte an. Händler sprachen von einer technischen Reaktion auf die vorangegangenen Verluste. Die Aktie hat seit Mitte Juli mehr als die Hälfte an Wert verloren. Damals hatte die US-Gesundheitsbehörde Bedenken gegen die Zulassung des Prostata-Krebsmittels Straplatin geäußert.

Quelle: ntv.de

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