Marktberichte

Nach der Gipfelfreude läuft die Zinsrally Dax zieht kräftig an

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(Foto: REUTERS)

Die Kurse am deutschen Aktienmarkt treiben weiter nach oben. Nach der Freude über die als positiv aufgefassten Beschlüsse des EU-Gipfels setzen die Anleger auf geldpolitischen Rückenwind in Europa und den USA. Besonders kräftig profitieren konjunkturabhängige Aktien.

Die Aussichten auf sinkende Leitzinsen in der Eurozone sowie Spekulationen über mögliche weitere Konjunkturstützen durch die US-Notenbank Fed haben den deutschen Aktienmarkt weiter angeschoben. Der Dax kletterte dabei deutlich über die Marke von 6500 Punkten.

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Der Dax beendete den elektronischen Handel mit einem Plus von 1,3 Prozent bei 6578,21 Punkten. Für den MDax ging es um 1,8 Prozent aufwärts auf 10.644,70 Punkte. Der TecDax kletterte 1,5 Prozent auf 768,33 Zähler.

Auch positive Konjunktursignale trugen zur guten Stimmung bei. Nach zwei rückläufigen Monaten hatte das Wachstum in der chinesischen Dienstleistungsbranche im Juni wieder an Tempo gewonnen. Der Dienstleistungssektor ist in China zwar nicht so bedeutend wie das Verarbeitende Gewerbe, aber er signalisiert zumindest, dass der Abschwung nicht alle Bereiche des Landes erfasst hat.

Händler sprachen von einem insgesamt ruhigen Geschäft. "Vor dem US-Feiertag am Mittwoch und der EZB-Sitzung am Donnerstag wird hier nicht viel passieren", meint ein Händler.

Nach den EU-Gipfelbeschlüssen zur Bankenrettung erwarteten Investoren, dass die EZB mit einer Zinssenkung ihren Teil zur Lösung der Schulden- und Konjunkturkrise leistet. Daneben richteten sich die Blicke auch bereits auf den Freitag und die Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktdaten - ein weiterer Grund, sich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Sollten die US-Daten schwach ausfallen, dürfte das die Spekulationen über weitere Schritte der US-Notenbank zur Stützung der Wirtschaft anheizen, so die Erwartungen am Markt. Am Montag hatte bereits der enttäuschend ausgefallene ISM-Index des Verarbeitenden Gewerbes der USA entsprechende Hoffnungen entfacht.

Eon hebt Prognose an

Bei den Einzeltiteln sorgte eine Anhebung der Prognose von Eon nur kurzzeitig für steigende Kurse. Die Aktien des größten deutschen Versorgers markierte zwischenzeitlich den Spitzenplatz auf der Gewinnerliste, zu Handelsschluss verbuchten die Papiere jedoch ein Kursminus von 0,2 Prozent. Eon hat sich mit dem russischen Gazprom -Konzern auf günstigere Gaslieferverträge geeinigt. Für das Gesamtjahr erwartet der Versorger nun einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 10,4 bis 11,0 Mrd. Euro. Bislang hatte der Konzern 9,6 bis 10,2 Mrd. Euro angepeilt. Die Einigung mit Gazprom auf günstigere Verträge sei zwar keine Überraschung mehr, eine gute Nachricht bleibe es trotzdem, sagte ein Händler. Die Aktien von RWE, die zu Handelsstart noch verloren, beendeten den Handel dagegen mit einem Kursplus von 1,5 Prozent.

Mit Abstand größter Gewinner waren die Papiere von ThyssenKrupp, die 4,2 Prozent zulegten. Sie profitierten davon, dass an Europas Aktienmärkten Rohstofftitel gesucht waren. Die Ankündigung, dass ThyssenKrupp im europäischen Stahlgeschäft die Einführung von Kurzarbeit prüft, änderte an der starken Nachfrage nichts.

Besonders stark legten auch Automobiltitel zu. Für Volkswagen ging es um 2,8 Prozent rauf, BMW kletterte um 2,7 Prozent und Daimler um 2,3 Prozent. Die Pkw-Neuzulassungen in Deutschland lagen im Juni mit 296.000 Fahrzeugen rund 3 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats. Bei Volkswagen gab die Meldung eines Absatzsprungs in den USA im Juni um mehr als ein Drittel zusätzlichen Schub.

Neben konjunkturabhängigen Aktien gehörten auch einige antizyklische Aktien zu den stärkeren Gewinnern. Für den Konsumgüterkonzern Beiersdorf ging es um 2,2 Prozent aufwärts. Der Handelsriese Metro beendete den Handel mit einem Tagesplus von 1,8 Prozent, obwohl Analysten der LBBW ihr Kursziel für die Aktie von 26 auf 25 Euro gesenkt und ihre Einschätzung von "Halten" bekräftigt haben.

Trotz rückläufiger Umsätze konnten sich die Papiere der Deutschen Börse von zwischenzeitlichen Kursverlusten erholen. Die Aktien gingen mit einem Aufschlag von 1,0 Prozent aus dem Handel. Der Umsatz auf dem Computersystem Xetra und im Parketthandel war im Juni um rund 15 Prozent auf 93,8 Mrd. Euro gesunken. Die Zahlen seien schwach ausgefallen, sagte ein Händler. Eine große Überraschung sei das angesichts der Euro-Krise allerdings nicht. "Die Zurückhaltung spürt jeder Marktteilnehmer."

Im TecDax stiegen die Aktien von Gigaset auf den höchsten Stand seit Anfang Juni. Die Aktien des Anbieters von Schnurlos-Telefonen legten in der Spitze um mehr als 22 Prozent zu und schlossen mit einem Tagesplus von 17,5 Prozent. Händler führten die Kursbewegung auf charttechnische Gründe zurück. Die Aktie habe lange Zeit gelitten, jetzt sei der Abwärtstrend wohl endgültig durchbrochen, sagte ein Händler. Seit Jahresbeginn hatten die Papiere mehr als 37 Prozent verloren.

Einen gelungenen Marktstart erwischten die Papiere von Lotto24. In diesen Papieren spaltet der bereits börsennotierte Lottovermittler Tipp24 aus dem SDax sein Deutschlandgeschäft aus. Die Mutter hatte die neuen Papiere zum Bezugspreis von 2,50 Euro angeboten. DIese machten zu 89,5 Prozent davon Gebrauch, die übrigen 630.000 Papiere übernahm der Tipp24-Großaktionär, die Lottovermittlung Günther.

Quelle: ntv.de, nne/rts

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