Marktberichte

Vorhang auf für die Korrektur Dax zittert in den Abend

Die bereits in der vergangenen Woche deutlich spürbare Nervosität der Anleger hält den deutschen Aktienmarkt weiter fest im Griff. Am unteren Ende des Dax verlieren Banken und Automobiltitel zwischen drei und sechs Prozent. Nur wenige Index-Mitglieder stemmen sich gegen den Trend.

So elegant wie die Tänzer des berühmten Moskauer Bolschoi-Theaters bewegen sich am deutschen Aktienmarkt nur wenige.

So elegant wie die Tänzer des berühmten Moskauer Bolschoi-Theaters bewegen sich am deutschen Aktienmarkt nur wenige.

(Foto: REUTERS)

DAX
DAX 24.385,78

Der Leitindex Dax fiel unter die Marke von 5400 Punkten und notierte zeitweise so tief wie zuletzt im August dieses Jahres. Am Abend ging der Dax mit einem Abschlag von 1,43 Prozent bei 5353 Punkten aus dem Handel. Vor gerade einmal zwei Wochen hatte er sich noch der Schwelle von 5900 Punkten angenähert. Der MDax verlor 1,29 Prozent auf 6679 Zähler. Der TecDax beendete den Dienstag 0,71 Prozent im Minus bei 717 Punkten.

Die Marktteilnehmer wirkten unruhig und verunsichert, resümierte Analyst Mark Rohles von IG Markets. Angesichts zunehmender Skepsis über eine Konjunkturerholung auf breiter Ebene verpufften derzeit vereinzelte positive Signale überwiegend wirkungslos.

"Alle wollten die Korrektur - nun ist sie da und die Börsianer werden nervös", hatte Fondsmanager Thilo Müller von MB Fund Advisory am Nachmittag die Situation umrissen. Das weitere Risiko nach unten sei aus seiner Sicht aber begrenzt, und bei einigen Werten zeigten sich schon wieder gute Einstiegskurse. Ein anderer Händler meinte, dass die nur uneinheitlich ausgefallenen Bilanzen den Markt nicht aus dem Stimmungstief ziehen könnten.

"Die Nachrichtenfront ist sehr negativ, und außerdem sind wichtige charttechnische Marken gebrochen worden", meinte ein anderer Händler. "Die Gefahr ist gegeben, dass es noch weiter nach unten geht." Eine richtungsweisende Marke sah dieser charttechnisch orientierte Beobachter im Dax bei 5380 Punkten. Zur Unsicherheit der Investoren trugen Börsianern zufolge auch die im Wochenverlauf anstehenden Zentralbanksitzungen in der Euro-Zone, den USA sowie in Großbritannien bei.

Autowerte blieben blileben die Tagesverlierer im Dax. Die Aktien von BMW rutschten vor dem Hintergrund der nun vorliegenden Quartalsergebnisse mit minus 6,3 Prozent auf 31,50 Euro an das Dax-Ende. Die Zahlen waren laut Händlern "schwächer als erwartet" ausgefallen. Vor allem die Automobilsparte habe einen Verlust im dritten Quartal verbucht und schnitt im Vergleich zur Mercedes-Sparte des Konkurrenten Daimler schwächer ab. Der Ausblick für 2010 sei vorsichtig optimistisch. Im Sog von BMW verloren die Aktien von Daimler 4,4 Prozent auf 31,58 Euro.

Die kühle Stimmung im Bankensektor sorgte für kräftige Gewinnmitnahmen. Auslöser war unter anderem, dass zunächst die Commerzbank und dann die Schweizer Großbank UBS mit hohen Quartalsabschreibungen überrascht hatten. Mehr Staatshilfe benötigen zudem die britischen Banken Royal Bank of Scotland (RBS) sowie Lloyds. Beide müssen sich daher als Auflage der Regierung in den kommenden Jahren von wichtigen Geschäftsfeldern trennen.

"Alle wollten die Korrektur - nun ist sie da und die Börsianer werden nervös": Am Nachmittag hellte sich die Stimmung etwas auf.

"Alle wollten die Korrektur - nun ist sie da und die Börsianer werden nervös": Am Nachmittag hellte sich die Stimmung etwas auf.

(Foto: REUTERS)

All dies, so hieß es am Markt, belaste, zumal die Banken insgesamt in den vergangenen Wochen und Monaten einen "sehr guten Lauf" gehabt hätten. Die Aktien der Commerzbank verloren 4,03 Prozent auf 6,90 Euro, die der Deutschen Bank gaben um 4,16 Prozent auf 47,40 Euro nach und die der Aareal Bank verloren 5,07 Prozent auf 14,03 Euro.

Besonders groß war der Vertrauensverlust bei der RBS, deren Aktienkurs in London um sieben Prozent abrutschte. Lloyds-Papiere legten dagegen 2,7 Prozent zu. Investoren waren erleichtert, dass die Bank keine weiteren staatlichen Sicherheiten in Anspruch nehmen muss.

In Zürich fielen UBS-Papiere um 5,8 Prozent. Die Schweizer Bank habe die Erwartungen einmal mehr enttäuscht und eine Besserung sei noch nicht in Sicht, sagten Händler. Im Dax rutschten Commerzbank vier Prozent ab. "Die Aktie bekommt die Quittung für die massiven Verluste der Bank im dritten Quartal", sagte ein Händler..

Aktien von Fresenius und Fresenius Medical Care (FMC) stemmten sich gegen den Trend. Sowohl der Medizinkonzern Fresenius als auch der zu ihm gehörende weltgrößte Dialysespezialist FMC hatten den Ausblick etwas erhöht. Fresenius legten bis zum Abend 6,8 Prozent zu auf 41,99 Euro zu. FMC verteuerten sich um 4,5 Prozent auf 34,24 Euro.

Die Zahlen von Beiersdorf wurden nach starken Zahlen mit einem Plus von 3,3 Prozent auf 42,77 Euro honoriert. Metro-Aktien kletterten ebenfalls nach "etwas besser als erwarteten" Zahlen gegen den negativen Trend um 4,2 Prozent auf 39,09 Euro.

Im TecDax lagen die Aktien von Pfeiffer Vacuum nach enttäuschenden Quartalszahlen zeitweise deutlich im Minus. Zuletzt notierten die Papiere des Vakuumpumpen-Herstellers allerdings nur noch 0,6 Prozent tiefer bei 49,52 Euro. Die Zahlen lägen klar unter den Erwartungen, schrieb Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank in einer Kurzstudie und bekräftigte seine Verkaufsempfehlung für die Titel. "Die Entwicklung der Ebit-Marge ist ziemlich enttäuschend in Anbetracht der Standards, die Pfeiffer in der Vergangenheit gesetzt hatte." Es werde aus heutiger Sicht schwierig, eine Ebit-Marge über 20 Prozent zu erreichen.

Das Handelsvolumen im Dax stieg auf 139,4 Mio. Aktien nach 131,3 Mio. Aktien zum Wochenbeginn. Der Umsatz erhöhte sich auf 3,6 Mrd. Euro. Am Montag hatte der Börsenbetreiber hier 2,95 Mrd. Euro verzeichnet

In New York gab der Dow-Jones-Index bis Handelsschluss in Europa 0,6 Prozent auf 9726 Punkte ab. Der S&P500 verlor 0,5 Prozent auf 1037 Zähler und der Nasdaq-Composite 0,6 Prozent auf 2036 Stellen.

Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,97 (Vortag: 3,02) Prozent. Der Rentenindex Rex kletterte um 0,22 Prozent auf 123,64 Punkte. Der Bund Futures gab um 0,21 Prozent auf 121,65 Punkte nach.

Der Kurs des Euro fiel. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4658 (1,4772) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,6822 (0,6770) Euro.

Skeptische Beobachter

Analysten von JP Morgan haben die europäischen Chemie-, Einzelhandels- und Autosektoren von "overweight" auf "neutral" herabgestuft. Seit Jahresbeginn hätten sich diese Sektoren deutlich besser entwickelt als der Gesamtmarkt, hieß es zur Begründung. Die Bewertungen seien sehr hoch.

"Wir halten es für sehr unwahrscheinlich, dass die Investoren jetzt zum Jahresende noch weiter in Risiko gehen, vor allem angesichts der vielen Zweifel an der Nachhaltigkeit der jüngsten Rally", hieß es in einer Kurzstudie. Positiv schätzten die Analysten dagegen die Aussichten für den europäischen Energiesektor ein, den sie unter Verweis auf attraktive Bewertungen auf "overweight" hochstuften.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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