Marktberichte

Sommer-Schlussverkauf Dax zu Tiefstpreisen

Ein schwarzer Montag auf dem Frankfurter Parkett - der Dax setzte seine Talfahrt mit Siebenmeilenstiefeln fort. Chartechnische Unterstützungsmarken schienen dabei keine Rolle mehr zu spielen. Der Insolvenzantrag des zweitgrößten US-Telekomkonzerns WorldCom und schwache US-Vorgaben drückten den Dax unter die Marke von 3.700 Punkten und damit auf den tiefsten Stand seit September 2001. Auf Gewinnerseite herrschte hingegen fast gänzlich Flaute. Der Dax schloss bei 3.692 Punkten - ein Minus von 5,2 Prozent.

Die Stimmung am Markt sei von starker Nervosität geprägt, sagten Händler. Niemand wisse, wie es weitergehe, daher folge der Dax den Vorgaben der US-Börsen. Eine Prognose für den weiteren Kursverlauf sei dementsprechend schwierig.

Als wäre die Stimmung nicht schon schlecht genug - stellte der US-Telekom-Riese WorldCom in der Nacht zum Montag einen Antrag auf Gläubigerschutz und leitete damit die größte Firmenpleite in den USA ein. Eine Gewinnwarnung des niederländischen Versicherers Aegon belastet zudem die Versicherungswerte.

Die Nachrichten aus den USA seien einmal mehr sehr schlecht, so ein Händler. Der Insolvenzantrag von WorldCom sei zwar erwartet worden, dennoch drücke er in dem insgesamt schlechten Umfeld die Stimmung natürlich weiter, zumal damit die Pleite des Energieversorgers Enron noch übertroffen werde. WorldCom hatte zuvor bereits falsche Bilanzbuchungen von mehreren Milliarden Dollar zugegeben und hat rund 41 Milliarden Dollar Schulden. Nach einem Passus des US-Konkursrechts steht das Unternehmen nun Gläubigerschutz und kann so seine 22 Millionen Kunden weiter bedienen.

Unter der WorldCom-Pleite litten vor allem die Aktien der Deutschen Bank, da das Finanzinstitut der größte europäische WorldCom-Kreditgeber ist. Die Aktie fiel 6,7 Prozent auf 58,90 Euro.

Im Blickpunkt auf dem Frankfurter Parkett stand auch die Aktie der Deutschen Telekom, die nach Angaben von Händler unter dem WorldCom-Insolvenzantrag litten. Der Bonner Konzern will unter dem neuen Vorstandschef Helmut Sihler die Sanierung des Unternehmens beschleunigen. Einem Zeitungsbericht zufolge sieht das Programm "Ziel 50" einschneidende Maßnahmen vor, die die Schulden des Konzerns von derzeit 65 auf 50 Milliarden Euro Ende 2003 senken sollen. Die T-Aktie verlor 1,6 Prozent auf 11,66 Euro.

Die deutschen High-Techs präsentierten sich ebenfalls schwächer. Siemens fiel 5,2 Prozent auf 52,60 Euro, für Infineon ging es 6,4 Prozent auf 15,96 Euro nach unten und SAP schloss mit 3 Prozent bei 72,80 Euro unter dem Vortagesschluss. Merck Finck & Co hat Epcos auf "marketperformer" von zvuor "outperform" heruntergestuft. Die Gewinnschätzung je Aktie senkten die Analysten auf einen Verlust von 23 Cent, zuvor war von einem Überschuss von 60 Cent je Aktie ausgegangen worden. Die Papiere fielen 2,7 Prozent auf 21,40 Euro.

Der niederländische Versicherer und Finanzkonzern Aegon warnte am Montagmorgen, dass der Gewinn im laufenden Geschäftsjahr zwischen 30 und 35 Prozent niedriger ausfallen werde als bislang erwartet. Im Mai hatte Aegon noch einen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro und damit in Höhe des Vorjahres in Aussicht gestellt. Die Allianz-Aktie gab im Sog der Aegon-Gewinnwarnung 7,7 Prozent auf 151,20 Euro nach, für die Münchener Rück ging es knapp 7 Prozent auf 185,50 Euro nach unten.

Auch bei Volkswagen rollte es nicht gut. Einem Zeitungsbericht zufolge könnte der Autobauer seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr verfehlen. Rückläufige Verkäufe sowie hohe Rabatte und Sonderkonditionen würden die Margen belasten, so der Bericht. Die Aktie fiel 6,4 Prozent auf 40 Euro.

Gegen zwei amerikanische Töchter von Mercedes-Benz ermittelt das US-Justizministerium wegen unerlaubter Preisabsprachen. Wie DaimlerChrysler am Freitag in Unterlagen an die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC mitteilte, führe die Kartellrechtsabteilung des US-Justizministeriums eine strafrechtliche Untersuchung durch. Die Papiere fielen 4,6 Prozent auf 42,22 Euro.

Die Deutsche Lufthansa will Presseinformationen zufolge nun doch den Kampf mit den Billigfliegern aufnehmen und schickt dafür ihre Regionalfluggesellschaft Eurowings ins Rennen. Der Lufthansa-Vorstand habe am vergangenen Freitag grünes Licht für den Einstieg der Eurowings in das Billigpreissegment gegeben, so der Bericht. Die Lufthansa ist an der Dortmunder Regionalfluglinie mit 24,9 Prozent beteiligt. Für die Aktie ging es 5 Prozent auf 11,44 Euro nach unten.

Schlechte Nachrichten gab es auch aus dem MDax. Der Modekonzern Hugo Boss hat seine Gewinnprognose für das laufende Jahr bereits zum dritten Mal innerhalb weniger Monate gesenkt. Der Gewinn in 2002 wird nach Angaben des Unternehmens nun maximal 70 Millionen Euro und nicht mehr wie bislang erwartet 95 Millionen Euro betragen. Im ersten Halbjahr sei der Gewinn nach Steuern mit 30 Millionen Euro bereits hinter den Erwartungen zurückgeblieben, hieß es weiter. Die Papiere brachen 15 Prozent auf 12,50 Euro ein.

Für den weiteren Verlauf der Woche gaben sich Händler skeptisch, ob eine Erholung des Blue-Chip-Index möglich sei. Der Blick richte sich in der laufenden Woche vor allem auf die Quartalszahlen. In den USA stehen unter anderen die Geschäftszahlen von AOL Time Warner, Texas Instruments und Lucent Technologies an. Von den Dax-Unternehmen werden Siemens, die HypoVereinsbank und Schering ihre Karten auf den Tisch legen. Am Donnerstag wird zudem der Geschäftsklima-Index der Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo erwartet.

Quelle: ntv.de

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