Marktberichte

Yuan an der langen Leine Der Franken fällt

Der Euro bewegt sich am letzten Handelstag der Woche zum US-Dollar kaum vom Fleck. Der Franken kommt hingegen von seinem Rekordhoch zurück, während der Yuan still und heimlich aufwertet.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Schweizer Franken hat sich am Freitag gegenüber Euro und Dollar markant abgeschwächt. Für die Gemeinschaftswährung wurden erstmals seit mehr als einer Woche zeitweise wieder mehr als 1,10 Franken bezahlt. Im Verlauf kostete ein Euro dann 1,0967 Franken nachdem er mit Kursen unter 1,07 Franken in den Tag gestartet war. Der Dollar war für 0,7702 Franken zu haben, nach knapp über 0,75 Franken am Morgen.

Im Markt gingen Spekulationen um, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Wochenende in ihrem Kampf gegen die für die Wirtschaft des Landes bedrohliche Frankenstärke die Schrauben nochmals anziehen könnte, sagte ein Devisenhändler.

Dollar und Euro waren nach dem Bekenntnis der USA zu einer langfristigen Nullzinspolitik in der Nacht auf Mittwoch auf neue Tiefststände gefallen, als die von den Schuldenkrisen beiderseits des Atlantiks und Konjunktursorgen verunsicherten Anleger immer stärker in vermeintlich "sichere Häfen" wie Gold, Yen und eben Franken geflüchtet waren.

"Jetzt stehen auch alle Politiker hinter der SNB", sagte ein Händler. "Damit bekommt die Bank mehr Gewicht." Die Notenbank hatte wegen der bedrohlichen Stärke des Frankens die Geldschleusen weit geöffnet und angekündigt, bei Bedarf weiter Maßnahmen ergreifen zu wollen. Direktoriumsmitglied Thomas Jordan hatte jüngst in einem Zeitungsinterviews angedeutet, dass auch eine vorübergehende Anbindung des Frankens an den Euro nicht ausgeschlossen sei.

Ein SNB-Sprecher lehnte auf die Frage, ob die Notenbank im Markt interveniere, eine Stellungnahme ab.

Politiker aller Parteien hatten sich in den vergangenen Tagen hinter die Notenbank gestellt. Das war nicht immer so: Die SNB hatte im Vorjahr mit Milliardenbeträgen gegen die Talfahrt des Euro interveniert und deswegen einen Jahresverlust von gut 19 Mrd. Franken eingefahren. Für Bund und Kantone steht viel Geld auf dem Spiel - die SNB räumt der Stärkung ihrer Bilanz Vorrang vor der Ausschüttung möglicher Gewinne ein.

Industrie, Einzelhandel und Gewerkschaften in der Schweiz hatten aber zuletzt immer lauter ein Eingreifen von Politik und SNB gefordert. Vor allem die Talfahrt des Euro, der wichtigsten Partnerwährung der exportabhängigen Schweizer Industrie, drückt auf die Gewinnmargen der Firmen und die treibt Konsumenten zum Einkauf ins nahe EU-Ausland.

Euro über 1,42 Dollar

Zum Dollar pendelt der Euro um die Marke von 1,42 US-Dollar, bislang allerdings in einer deutlich engeren Spanne als in den vergangenen Tagen. Am Nachmittag kostet der Euro 1,4267 US-Dollar.

Die Ruhe könnte sich Beobachtern zufolge aber als trügerisch erweisen. "Die internationalen Finanzmärkte sind weiterhin von Unsicherheit und hoher Volatilität geprägt. Gerüchte treffen auf fruchtbaren Boden und lösen innerhalb von Sekunden heftige Kursreaktionen aus", stellt Ulrich Wortberg von der Helaba fest. Dass panikartige Stimmung herrsche, zeige der starke Rückgang der Renditen vermeintlich sicherer Anlagen. Im Fall der Schweiz seien diese vorübergehend sogar in negatives Terrain gerutscht.

Im Verlauf könnten Konjunkturdaten aus den USA den Handel wieder beleben. Veröffentlicht werden die Einzelhandelsumsätze im Juli sowie eine Umfrage der Uni Michigan zur Stimmung der Verbraucher.

Der Kurs des Euro ist laut Helaba-Analyst Umlauf weiter abhängig von der Risikoeinschätzung des Marktes: "Steht die europäische Schuldenkrise im Fokus, gibt der Kurs nach, enttäuschende US-Zahlen oder eine Fokussierung auf die Schuldenkrise der USA führen zu steigenden Notierungen." Insgesamt lasse sich ein Gleichgewicht der Schwäche zwischen Euro und Dollar beobachten, der volatile Seitwärtshandel zwischen 1,40 und 1,45 US-Dollar setze sich fort. "Dabei scheint aber das Risiko nachgebender Eurokurse zu dominieren."

Chinas Währung zieht an

Der chinesische Yuan setzte derweil seinen Kletterkurs zum US-Dollar weiter fort. Die Währung verbuchte binnen einer Woche einen Anstieg von 0,7 Prozent, der stärkste Zuwachs seit mehr als drei Jahren. Am Morgen notierte die chinesische Währung bei 6,3943 Yuan je US-Dollar.

Die chinesische Regierung will einem Pressebericht zufolge den Yuan-Wechselkurs zu einem bevorzugten Instrument bei der Inflationsbekämpfung machen. In einem Kommentar der staatlichen Zeitung "China Securities Journal" heißt es, die jüngste Aufwertung der chinesischen Landeswährung sei teilweise wegen des steigenden Außenhandelsüberschusses erfolgt. In den letzten Tagen hatte der Yuan mehrfach Höchststände gegenüber dem US-Dollar markiert. Zudem werde das Versprechen der US-Notenbank, den Leitzins fast zwei Jahre lang bei nahe null zu halten, den Inflationsdruck in China verstärken, während Zinserhöhungen in China den Zufluss von Kapital erhöhen werden.

Die straffe chinesische Geldpolitik vor dem Hintergrund der starken Inflation spreche auf kurze Sicht für eine weitere Yuan-Aufwertung, heißt es in dem Kommentar. Die staatliche Zeitung ist eine führende Stimme in Wirtschaftsfragen. Sie repräsentiert nicht direkt die offizielle Politik, gibt aber ein verlässliches Bild von den Plänen und Ansicht der kommunistischen Führung.

Quelle: ntv.de, jga/nne/DJ/rts

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