Inside Wall Street Der Kampf ums Blackberry
09.01.2009, 20:57 UhrBei seiner Amtseinführung soll Bill Clinton das Oval Office im Weißen Haus als "Kronjuwel des amerikanischen Strafvollzugs" bezeichnet haben. Der Grund: Dem Präsidenten werden für seine gesamte Amtszeit alle persönlichen Gegenstände weggenommen, auch Kreditkarte und Handy - aus Sicherheitsgründen. Barack Obama wehrt sich dagegen, zur Freude eines Hightech-Konzerns.
Seinen Blackberry ließe er sich nicht nehmen, machte der designierte Präsident jüngst in einem Fernseh-Interview klar. Das FBI und seine Beschützer vom Secret Service müssten ihm das Teil schon mit Gewalt aus den Händen reißen. Er wolle nicht im Kokon der US-Präsidentschaft verschwinden, in dem der mächtigste Mann der Welt die Bodenhaftung und das Feedback der Außenwelt nicht halten könne. Ohne seinen Blackberry könne er allerdings seine Kontakte zur Welt außerhalb des Weißen Hauses nicht halten.
Das FBI hat gute Gründe, Obamas Blackberry abzuschalten. Das Gerät, so sind sich Experten einig, könnte von Hackern geknackt, persönliche Gespräche abgehört werden. Entsprechend stur stellen sich die Beamten, und so hält sich der "Battle of the Blackberry" seit Tagen in den amerikanischen Medien.
Bei Research in Motion reibt man sich die Hände. Einen besseren Werbepartner als den Präsidenten kann man schließlich nicht finden. Stars aus der Musik- und Sportszene kassieren Millionen für Product Placement, für Obama liegen keine keine Vergleichswerte vor. "Der Werbepartner muss zum Produkt passen", meint Fran Kelly von der Agentur Arnold Worldwide. "Barack Obama gilt zurzeit als der beste Kommunikator". Der Blackberry-Hersteller "könnte keinen besseren Partner finden" und könne für einen Obama-Vertrag locker 25 Mio. US-Dollar kalkulieren.
Doug Shabelman von Burns Entertainment, einer auf Promiwerbung spezialisierten Agentur in Chicago, rechnet sogar mit einem Marktwert von 50 Mio. US-Dollar, den "Obama ist eine globale Persönlichkeit. Die Werbewirkung ist weltweit." Und einzigartig. "Wie viele Unternehmen können schon behaupten: Der Führer der freien Welt kann ohne unser Produkt nicht leben?", fragt er.
Noch besser: Der "leader of the free world" darf sich für seine Produktwerbung selbstverständlich nicht bezahlen lassen. Das spart Research in Motion nicht nur die geschätzten zig Millionen US-Dollar, sondern erhöht die Werbewirksamkeit auch noch. Denn ein unbezahlter Werbeträger ist natürlich viel authentischer als einer, der nur für Kohle ein Produkt in die Kamera hält.
Das Unternehmen tut freilich gut daran, mit dem Präsidenten nicht direkt zu werben. Vielmehr hofft man, dass Obama sein Gerät behalten darf und möglichst oft damit gesehen wird, wie das bereits im Wahlkampf der Fall war. Da war Obama zwischen Auftritten und hinter Bühnen ständig am tippen und emailen.
Die Konkurrenz darf sich unterdessen Gedanken machen, wie mit dem Thema umgegangen werden kann. Eine Werbeagentur aus New York empfiehlt Apple etwa einen TV-Werbespot für das iPhone, in dem man Obama nahe legen könnte: "It is time for a change!"
Quelle: ntv.de