Dax-Vorschau Der Mai bringt wenig Gutes
05.05.2012, 07:48 Uhr
(Foto: dapd)
Am deutschen Aktienmarkt werden wohl auch in der kommenden Woche die Pfeile größtenteils nach unten zeigen. Auswirkungen auf das Börsengeschehen haben die Ergebnisse der Wahlen in Frankreich und Griechenland. Zudem werden mehrere Dax-Konzerne ihre Bücher öffnen.
Der Wonnemonat Mai wird wohl auch in der neuen Woche seinem Namen keine Ehre machen - zumindest für die Anleger an den europäischen Börsen bringt er bisher wenig Erfreuliches. Von der Kauflust, die zu Jahresbeginn die Börsen nach oben trieb, ist nichts mehr zu spüren. Ernüchterung ist eingekehrt: Die Politik und die Euro-Schuldenkrise werden die Börsen auch in der neuen Woche fest im Griff haben, denn in Frankreich und Griechenland wird am Sonntag gewählt. Die Anleger dürften daher Vorsicht walten lassen.
"Wir gehen vor dem Hintergrund der markanten politischen Unsicherheit, sich eintrübender Konjunkturperspektiven und der Schuldenkrise in nächster Zeit von einer stark schwankenden, eher abwärts gerichteten Börsenphase aus", prognostizieren die Analysten der Landesbank Berlin (LBB). Auch Aktienstratege Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank äußert sich vorsichtig: "Die Belastungsfaktoren überwiegen im Moment, aber einen Einbruch sehe ich nicht, eher eine Korrektur."
Bisher hat sich die alte Börsenweisheit "Sell in May and go away", also im Mai Aktien zu verkaufen und sich dann vom Markt zu verabschieden, schon bewahrheitet. In der zu Ende gehenden Woche hat der Dax zwei Prozent verloren.
Wahlen in Frankreich und Griechenland
Am Wochenende stehen zwei politische Top-Ereignisse auf der Agenda, die auch an den Börsen nicht spurlos vorüber gehen dürften: In Griechenland wird ein neues Parlament gewählt, und in Frankreich geht die Präsidentschaftswahl in die zweite und entscheidende Runde. "Ein Wahlsieg des sozialistischen Kandidaten Francois Hollande dürfte in den Kursen weitgehend schon enthalten sein", sagt Aktienstratege Sonnenschein. In Umfragen liegt der Herausforderer von Präsident Nicolas Sarkozy vorne.
Spannend dürfte auch die Wahl in Griechenland sein. Es wird damit gerechnet, dass die Griechen den beiden großen Parteien Nea Dimokratia (ND) und Pasok die Quittung geben werden für ihren rigiden Sparkurs. Profiteure der Wahl werden wohl zahlreiche kleinere Parteien sein, die teilweise radikale Positionen vertreten. Zuletzt hatte in den Umfragen die konservative ND unter Antonis Samaras mit gut 20 Prozent die Nase vorn, weil die Sozialisten unter dem ehemaligen Finanzminister Evangelos Venizelos noch stärker an Popularität eingebüßt haben. "Sollte die aktuelle Koalition nicht weiterregieren können, steigt das Risiko von Rückschritten im Reform- und Sparprozess", schreiben die Analysten der LBB.
Berichtssaison läuft auf Hochtouren
In der neuen Woche werden zudem viele Quartalszahlen die Börsianer in Atem halten. Aus dem Dax will sich am Dienstag die Munich Re in die Bücher schauen lassen. Firmenchef Nikolaus von Bomhard hat bereits einen Gewinn von mehr als 750 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Auch Deutsche Post (Dienstag), K+S (Mittwoch) und Deutsche Telekom (Donnerstag) sowie die beiden Versorger Eon (Mittwoch) und RWE (Donnerstag) wollen ihre Zwischenberichte vorlegen. "Die Situation bei den Unternehmen ist im Moment nicht das Problem. Sie wirken eher stützend", resümiert Analyst Tobias Basse von der NordLB. Die Schuldenkrise, die Lage in Spanien und Konjunkturdaten verunsicherten die Anleger mehr.
Aufschluss über den Zustand der Volkswirtschaften geben in der neuen Woche nur wenige Daten. Anleger richten ihre Aufmerksamkeit vor allem auf den von Reuters und der Universität Michigan ermittelten Index des US-Verbrauchervertrauens am Freitag. Am Dienstag stehen die Zahlen zum Auftragseingang der deutschen Industrie im März zur Veröffentlichung an. Im Vormonat waren die Bestellungen noch um 0,3 Prozent gestiegen.
Quelle: ntv.de, Myria Mildenberger und Hakan Ersen, rts