Marktberichte

Inside Wall Street Die Heuschrecken-Aktie kommt

Die Börsenkolumne aus New York von Lars Halter

Neben Bulle und Bär hat sich in den letzten Jahren ein weiteres Tier an der Wall Street eingelebt: die Heuschrecke. Private Investoren kaufen Unternehmen en masse, allein die Blackstone Group - der Branchenriese - blickt auf Deals mit einem Gesamtwert von mehr als 300 Mrd. US-Dollar. Jetzt will das Unternehmen selbst an die Börse.

Dass es ausgerechnet die Blackstone Group auf das Parkett drängt, kommt selbst für viele Branchen-Experten etwas überraschend. Abgesehen davon, dass das Investmenthaus sein gesamtes Geschäft damit macht, Unternehmen von der Börse zu nehmen und privat weiterzuführen, war es ausgerechnet CEO Steve Schwarzman, der sich bis vor wenigen Wochen recht deutlich gegen ein IPO ausgesprochen hat.

Als privates Unternehmen sei man viel flexibler, meinte der von "Fortune" gerade noch als "wichtigster Mann der Wall Street" gefeierte Top-Manager erst kürzlich in einem Fernseh-Interview. Schon dass man sich nicht um vierteljährliche Bilanzen scheren müsse, gebe dem Unternehmen mehr Möglichkeiten und lasse riskante Investments zu, die kurzfristig orientierte Anleger quartalsmäßig mit Kursverlusten abstrafen könnten.

Allzu hart dürften aber auch potenzielle Aktionäre mit Schwarzman und seinem Team nicht ins Gericht gehen. Immerhin kann man eine erfolgreiche Bilanz der bisherigen Deals vorlegen, über die Blackstone einen Marktwert von geschätzten 20 bis 40 Milliarden Dollar erreicht haben dürfte.

Zu diesen gehören die erst vor fünf Monaten bekannt gegebene Übernahme des Equity Office Property Trust, des bisher größten börsennotierten Eigners und Verwalters von Industrie-Immobilien. Das Unternehmen hat ein Portfolio von 10 Mio. Quadratmetern Bürofläche in 580 Gebäuden und stellte mit 39 Mrd. US-Dollar die größte Privatisierung aller Zeiten dar.

In weiteren, kleineren Deals kaufte Blackstone allein in den vergangenen zwölf Monaten den Chip-Hersteller Freescale Semiconductor, die Hotenketten Wyndham und La Quinta, den Medizintechnikter Biomet, die Reise-Website Orbitz, das Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud und einen Anteil an der Deutschen Telekom - ziemlich branchenübergreifend also.

An Risikobereitschaft scheint es Blackstone also nicht zu fehlen, an Talent im Management auch nicht. Dazu kommt, dass das Börsenumfeld für ein IPO ideal ist. Der wenige Wochen zurückliegende Börsenstart von Fortress Investment Group, dem ersten öffentlich gehaltenen Hedge-Fond war ebenso erfolgreich wie die jüngsten Notierungen von Handelsplätzen.

So spricht vieles dafür, dass die Kapitalaufnahme von Blackstone ein Erfolg werden könne. Die Wall Street erwartet, dass dann die Konkurrenten schnell folgen könnten. Die Investmentfirmen KKR, Apollo und die Carlyle Group sollen ihrerseits IPO-Pläne haben. Bis Jahresende dürfte es in der Branche zu einem regelrechten Wettlauf kommen.

Quelle: ntv.de

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