Müder Hexensabbat Dax dreht sich im Kreis
15.03.2013, 17:49 Uhr
Hula-Hoop: Die hohe Kunst, sich selbst genug zu sein.
(Foto: REUTERS)
Der deutsche Aktienmarkt gönnt sich nach der Rally der vergangenen Tage eine kleine Verschnaufpause. Schwache Stimmungsindikatoren aus den USA drücken auf die Stimmung. Die Erholung in den USA könnte ins Stocken geraten.
Nach der Kursrally der vergangenen Tage überwog zum Ende der Handelswoche die Vorsicht bei den Anlegern. Durchwachsene Konjunkturdaten aus den USA und der "Hexensabbat" an den Terminbörsen drückten auf die Stimmung.
Der Dax, der am Vortag erstmals seit Dezember 2007 wieder über der Marke von 8000 Punkten geschlossen hatte, verlor bis zum Handelsschluss 0,2 Prozent auf 8042 Punkte. Das Rekordhoch von rund 8152 Punkten aus dem Juli 2007 blieb damit immer noch in Sichtweite.
Der MDax schloss unverändert bei 13.486 Punkten und der TecDax verlor 0,3 Prozent auf 924 Zähler.
Im Fokus stand vor allem der großen Verfallstag an den Terminbörsen. Am sogenannten "Hexensabbat" verfallen an den Terminbörsen gleich mehrere Arten von Termingeschäften, also Wetten auf den künftigen Verlauf von Indizes oder Aktien.
Sowohl der Index für das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan als auch der Konjunkturindex der Notenbank-Filiale in New York verfehlten die Erwartungen. Damit nehmen die Sorgen zu, die konjunkturelle Erholung in den USA könnte ins Stocken geraten. "Die Verbraucher blicken mit einer gewissen Sorge in die Zukunft", sagte Thilo Heidrich vom Postbank-Research. Die Konsolidierung oder Verschnaufpause an den Börsen könnte somit einige Tage anhalten, auch weil in Deutschland in der kommenden Woche ebenfalls neue Daten veröffentlicht werden, so der ifo-Geschäftsklima- und der ZEW-Konjunktur-Index.
Auch in den USA konnte der Dow Jones Industrial seine jüngste Rekordserie nach durchwachsenen US-Konjunkturdaten nicht fortsetzen. Zuvor war er zehn Mal in Folge gestiegen. Beobachter sind zuversichtlich, dass es grundsätzlich weiter aufwärtsgehen wird, wenngleich eine Korrektur in ihren Augen wahrscheinlicher wird.
"Die fehlenden Anlagealternativen für die institutionellen Investoren und der derzeit hohe Zufluss an liquiden Mitteln für die Aktienmärkte feuern ein neues Hoch nach dem anderen an", sagte Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner. "Treiber sind die lockere Geldpolitik, Alternativlosigkeit zu Aktien, Erholung in den USA und weiterhin relativ starkes Wachstum in China", sagte auch Portfoliomanager Ludwig Donnert von TAO Capital.
An den wichtigsten europäischen Börsen ging es ebenfalls nach unten. Der EuroStoxx 50 sank am Nachmittag um rund ein Prozent, der CAC 40 in Paris und der "Footsie" in London gaben ebenfalls nach. Allerdings war der französische Leitindex am Vortag auf das höchste Niveau seit Juli 2011 geklettert und das britische Kursbarometer hatte auf dem höchsten Stand seit Januar 2008 geschlossen.
In Tokio schloss der Nikkei 225 dagegen so hoch wie seit September 2008 nicht mehr. Der Leitindex begann seinen Steigflug Mitte November 2012, als sich in Japan erstmals Neuwahlen abzeichneten. Seither hat er um 45 Prozent zugelegt.
Auf Unternehmensseite bewegten nach der Zahlenflut vom Vortag vor allem Analystenkommentare. Die Aktien von HeidelbergCement, K+S sowie Munich Re profitieren mit Gewinnen zwischen gut einem und gut zwei Prozent von positiven Studien. Schlusslicht im deutschen Leitindex waren Volkswagen-Titel mit minus 2,6 Prozent. Händler verwiesen auf eine Platzierung von 5,8 Mio. VW-Papieren durch die Deutsche Bank als Belastung.
Solarworld raus aus TecDax
Kurz vor dem Ausscheiden aus dem TecDax hielten Solarworld mit einem Abschlag von 9,6 Prozent die rote Laterne im Technologie-Index gehalten. Der angeschlagene Solarkonzern hatte diese Woche mitgeteilt, wegen der laufenden Verhandlungen mit den Gläubigern die Veröffentlichung der Bilanz 2012 zu verschieben. Solarworld fällt zum Börsenschluss am Freitag aus dem TecDax heraus. Die Aktien des Index-Nachfolgers Telefonica Deutschland notierten 0,2 Prozent höher bei 6,22 Euro.
Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts