Marktberichte

Devisen-Vorschau Dollar gegenüber Euro hilflos

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(Foto: REUTERS)

Der Euro lässt die Muskeln spielen und der Dollar hat dem wenig entgegenzusetzen. Allerdings ist die europäische Gemeinschaftswährung anfällig für technische Gegenreaktionen.

Nach dieser Woche hat der Dollar dem Euro fundamental noch weniger entgegenzusetzen als zuvor. Angesichts der Rally der vergangenen Monate ist das Wechselkurspotenzial der Gemeinschaftswährung mittlerweile dennoch weitgehend ausgereizt. Für einen abermaligen Schub in eine neue Dimension müsste etwa die Federal Reserve QE3 starten, also eine neue Runde quantitativer Lockerungsmaßnahmen einläuten.

Gleichzeitig macht die zuletzt nachlassende Dynamik den Euro anfälliger für eine technische Gegenreaktion. Für tatsächlichen Druck dürfte aber selbst beispielsweise eine Restrukturierung der griechischen Verbindlichkeiten nicht sorgen. Sie ist mittlerweile längst eingepreist, unter Ökonomen wird eigentlich nur noch der Modus eines Schuldenschnitts diskutiert. Noch dazu dürfte ein solcher Schritt nicht in der kommenden Woche anstehen, Kreditanalysten gehen davon aus, dass zunächst die Ergebnisse der Belastungstests für die europäischen Banken vorliegen müssen.

Dabei ist es nach wie vor in erster Linie der Zinsunterschied zu anderen Währungsräumen, der auf den Greenback drückt. Und nach der geldpolitischen Entscheidung der US-Notenbank in dieser Woche zeichnet sich ab, dass diese Renditedifferenz wohl nicht nur länger als bislang angenommen bestehen bleiben, sondern sich womöglich auch noch ausweiten wird. Denn dieses Mal hat der Offenmarktausschuss der Federal Reserve wieder ohne Gegenstimme für eine Beibehaltung des Leitzinskorridors von 0,00 bis 0,25 Prozent votiert.

Noch dazu wollen die Währungshüter um Notenbankchef Ben Bernanke ihre Käufe von Anleihen zwar wie geplant am Ende des zweiten Quartals einstellen. Erträge aus fälligen Papieren sollen jedoch reinvestiert werden. Im Vorfeld ließen die Äußerungen der geldpolitischen Falken in der US-Notenbank noch gegenteilige Erwartungen aufkommen. Bereits im August vergangenen Jahres hatte sich die Federal Reserve schon einmal zu einem solchen Schritt entschlossen, im November wurde dann das 600 Mrd. US-Dollar schwere zweite Paket quantitativer Lockerungen auf den Weg gebracht.

Da passt es ins Bild, dass Bernanke bei der historischen ersten Pressekonferenz eines Fed-Chefs die Wachstumsprognosen gesenkt und den Inflationsausblick angehoben hat. "Der Abwertungstrend des Dollar dürfte sich so lange fortsetzen, bis die US-Notenbank die ersten eindeutigen Signale für eine Abkehr von der Nullzinspolitik gibt", sagt Jörg Rahn, Devisenspezialist bei M.M. Warburg.

Denn die Europäische Zentralbank, da seien sich die Marktteilnehmer relativ einig, werde es wohl nicht bei einem geldpolitischen Schritt belassen und vermutlich quartalsweise Zinsanhebungen um 25 Basispunkte vornehmen. Dieser Rhythmus sei in der Vergangenheit dann gewählt worden, wenn keine akuten Sorgen eine noch raschere Vorgehensweise erforderten.

Am kommenden Donnerstag dürfte die Europäische Zentralbank den Mindestbietungssatzes demnach zunächst einmal bestätigen, nachdem sie ihn im April um 25 Basispunkte auf 1,25 Prozent nach oben schraubte. Für eine Verschnaufpause sprechen auch die jüngsten Aussagen von geldpolitischen Falken: Jürgen Stark erläuterte, Normalisierung bedeute "graduelle Zinserhöhungen", Nout Wellink verwies wiederholt auf die sehr unsichere Lage. "Diese Vorsicht spricht dafür, dass der nächste Schritt nicht vor Juli erfolgt", erklärt Notenbankexperte Michael Schubert von der Commerzbank.

Daneben sollte die Aufmerksamkeit der Akteure an den Währungsmärkten vor allem den für die kommende Woche avisierten US-Konjunkturdaten gelten. Sie stammen fast durch die Bank aus der ersten Reihe. So steht bereits am Montag der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe im April auf dem Programm. Das Pendant für das Dienstleistungsgewerbe wird am Mittwoch erwartet. Höhepunkt dürfte jedoch am Freitag der Arbeitsmarktbericht für April sein.

Quelle: ntv.de, DJ

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