Marktberichte

Spekulationen auf die Fed Dollar neigt das Haupt

Auf die Ankündigung weiterer Milliardenhilfen für irische Banken und die Herabstufung der Bonität Spaniens reagieren die Investoren am europäischen Devisenmarkt gelassen: Der Euro machte seine vorübergehenden Verluste wieder wett.

Benjamin Franklins hohe Stirn: Der 100-Dollar-Schein hat schon ganz andere Zeiten erlebt.

Benjamin Franklins hohe Stirn: Der 100-Dollar-Schein hat schon ganz andere Zeiten erlebt.

(Foto: REUTERS)

Der Euro legt im Verlauf wieder zum US-Dollar zu  und handelt um die Marke von 1,3650 Dollar. Im Tagestief war die Gemeinschaftswährung am frühen Morgen bis auf 1,3559 Dollar zurückgefallen, kletterte dann aber auf ein Tageshoch von 1,3674 Dollar. Händler verweisen auf gute Konjunkturdaten aus der Euro sowie sowie positiv interpretierte Nachrichten von der Euro-Peripherie.

Blick nach Irland...

Die irische Zentralbank hatte  am Donnerstag den Finanzbedarf der Anglo Irish Bank auf 29,3 Mrd. Euro beziffert, in einem "Stressszenario" kämen weitere 5 Mrd. hinzu. "Das wäre eine gute Zahl", heißt es im Handel, nachdem S&P die Kosten noch auf 35 Mrd. Euro geschätzt hatte. Der Markt hatte befürchtet, eine Zahl über 35 Mrd. Euro würde eine Abstufung auch des Länderratings von Irland bewirken. Schließlich würden diese Kosten rund 22 Prozent des irischen BIP entsprechen und das Haushaltsdefizit völlig aus dem Ruder laufen lassen, argumentiert S&P.

"Die Anhebung der Sanierungskosten für die Anglo Irish Bank konnte die Marktteilnehmer nicht mehr überraschen", sagte HSBC Trinkaus-Analyst Sebastian von Koss. Commerzbank-Finanzstratege Christoph Rieger wies zusätzlich auf einen anderen Aspekt hin: "Irland braucht im Rahmen der Rekapitalisierung kein zusätzliches Geld." Die Insel-Republik werde daher bis zum Jahresende keine neuen Anleihen platzieren müssen. Anfang des Monats hatte das Land Staatspapiere im Volumen von rund 400 Mio. Euro verkauft und damit gerade einmal den angepeilten Mindesterlös erzielt.

Die Risikoaufschläge für zehnjährige irische Bonds gingen im Vergleich zur entsprechenden Bundesanleihe um sieben auf 459 Basispunkte zurück. "Bei den irischen Spreads war die Zeit für eine Korrektur reif", betonte HSBC-Experte von Koss. Auch das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit Irlands wuchs. Die Kosten für die Versicherung eines zehn Millionen Euro schweren irischen Kredits fielen nach Angaben des Datenanbieters CMA auf 455.700 Euro von 470.500 Euro am Vortag.

... und nach Spanien

Auch Spaniens Verlust der Top-Bonitätsnote "AAA" sorgte am Markt nicht für Irritationen. Der Schritt von Moody's komme nicht überraschend, betonte Commerzbank-Analyst Rieger. Außerdem sei die Herabstufung um lediglich eine Stufe bei einem stabilen Ausblick das bestmögliche Ergebnis für Spanien.

Parallel dazu entspannte sich auch die Lage am Markt für portugiesische Staatsanleihen und Kreditausfall-Versicherungen. Das südwesteuropäische Land ist ebenso wie Spanien oder Irland hoch verschuldet. "Die wirtschaftliche Lage Portugals ist aber besser als es die Marktstimmung signalisiert", betonte HSBC-Experte von Koss. So sei der dortige Finanzsektor in einer besseren Verfassung als der irische

Gute Nachrichten kommen auch von Konjunkturseite. So hat sich die deutsche Arbeitsmarktsituation im September im Zuge der guten Konjunkturentwicklung und der üblichen Herbstbelebung unerwartet deutlich verbessert. Bereinigt waren 40.000 Menschen weniger arbeitslos als im Vormonat. Volkswirte hatten im Schnitt einen Rückgang um nur 20.000 prognostiziert.

Was macht die Fed?

Einige Börsianer begründeten den relativ geringen Einfluss der Nachrichten aus Irland und Spanien auf die Kursentwicklung des Euro mit dem weiter über dem Markt schwebenden Damokles-Schwert möglicher neuer Geldspritzen der Federal Reserve Bank für die schwächelnde US-Konjunktur. "Ich weiß nicht, wie viel oder wie schnell die USA neues Geld drucken werden", sagte Axel Merk, Chef des Vermögensberaters Merk Investments. "Aber sie werden es tun, da sie zur Ankurbelung des Wachstums ihre Währung schwächen wollen - ebenso wie Japan, die Schweiz oder Großbritannien." Die Stützungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank hätten ein viel geringeres Volumen, daher werde der Euro mittelfristig weiter zulegen.

Im weiteren Handelsverlauf dürften sich deshalb die Blicke am Nachmittag auf Konjunkturdaten aus den USA richten. Dort steht der Chicago-Einkaufsmanagerindex im September auf dem Programm. Erwartet wird ein Rückgang auf 56 Punkte von 56,7. Zudem stehen die dritte Veröffentlichung des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal sowie die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung an. "Sollten die Zahlen die Spekulation um mehr Anleihenkäufe durch die US-Notenbank anheizen, könnte der Euro davon profitieren", so ein Marktteilnehmer.

Unterdessen hält die Stärke des Yen gegenüber dem Dollar unvermindert an. Dies dürfte Spekulationen befeuern, dass die japanische Notenbank erneut an den Devisenmärkten zugunsten eines schwächeren Yen interveniert. Der Notenbank drohe allerdings ein Glaubwürdigkeitsverlust, heißt es in einem Marktkommentar der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), sollten nochmalige Interventionen ebenso erfolglos verpuffen.

Insgesamt sehen die Analysten Helaba das technische Bild des Euro weiter freundlich. Mit Überwindung des Widerstands bei 1,3650 Dollar sei der Weg bis 1,3692 Dollar frei. Nach unten machen die Analysten eine Unterstützung bei 1,3550 Dollar aus, danach bei 1,3500 Dollar.

Quelle: ntv.de, DJ

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