100 Dollar im Visier Dollar treibt Ölpreis
07.11.2007, 14:05 UhrDie Flucht der Investoren aus dem US-Dollar hat die Ölpreise am Mittwoch auf Rekordwerte knapp unter 100 US-Dollar je Fass getrieben. Gold und andere Edelmetalle waren so teuer wie seit rund drei Jahrzehnten nicht mehr, während die US-Währung auf ein Rekordtief zum Euro fiel.
Die Preissprünge bei Öl und Gold sind direkt auf den Verfall des US-Dollar zurückzuführen. Öllieferungen werden in US-Dollar abgerechnet, entsprechend steigt bei einem schwachen US-Dollar die Nachfrage nach Öl außerhalb der USA. Gold wird von Investoren gern genutzt, um sich gegen eine ölpreisgetriebene Inflation abzusichern.
Ölpreis fordert Tribut
Noch stemmt sich die deutsche Wirtschaft ordentlich gegen die Auswirkungen des Ölpreis, das ist aber nach Ansicht von Holger Fahrinkrug, Chefvolkswirt WestLB, ein Spiel auf Zeit. "Es gibt kein Niveau ab dem nun eine Katastrophe eintritt, aber man muss ganz klar im Auge behalten, dass bisher die gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit durch die Reformen, durch die Restrukturierungen der Unternehmen verhindert hat, dass der Ölpreis negative Auswirkungen hat", sagte Fahrinkrug gegenüber n-tv.
"Jetzt wird das ganze schwieriger, weil einfach die inländische Situation nicht mehr so ideal für Restrukturierungen ist." Und damit werde auch der Ölpreis, einen stärkeren Tribut verlangen - nächstes Jahr, so der Ökonom weiter.
Für ein Fass der US-Sorte WTI zahlten Händler in der Spitze 98,62 US-Dollar und damit knapp zwei US-Dollar mehr als im späten Vortagesgeschäft. Die Nordseesorte Brent wechselte in der Spitze zu 95,19 US-Dollar den Besitzer und war damit ebenfalls knapp zwei US-Dollar teurer.
Goldrallye: 850 Dollar im Blick
Die Sorge, dass die Inflation, auch aufgrund der hohen Ölpreise, weitere Kreise zieht und dass der Dollar weiter schwächelt, treibt die Anleger in Gold. Der Preis stieg bis auf 845,40 US-Dollar je Feinunze. Der historische Höchstpreis liegt bei 850 US-Dollar und wurde zuletzt im Januar 1980 gezahlt. Im Schlepptau verteuerte sich auch Silber und kostete zeitweise 16,19 US-Dollar je Feinunze. Platin wurde mit 1484 US-Dollar je Feinunze so teuer gehandelt wie noch nie.
Die Aussicht auf eine Umschichtung der chinesischen Währungsreserven hatte am Morgen die Nachfrage nach dem Euro angefacht und die Gemeinschaftswährung auf ein Rekordhoch von 1,4703 US-Dollar getrieben. Ein hochrangiger Vertreter Chinas hatte erklärt, sein Land solle die Währungsreserven besser diversifizieren.
China löst USA als Top-Energieverbraucher ab
Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) wird China in gut drei Jahren die USA als Top-Energieverbraucher ablösen. Der weltweite Energieverbrauch werde bis zum Jahr 2030 wohl um mehr als 50 Prozent steigen, allein China und Indien dürften nach den IEA-Berechnungen 45 Prozent dazu beitragen. "Der Pro-Kopf-Ölverbrauch Chinas liegt aktuell auf dem Niveau der USA im Jahre 1904", sagte Fondsmanager Robin Batchelor von der Merrill-Lynch-Fondsgesellschaft BlackRock.
Ein Ölpreis von 100 US-Dollar je Fass sei noch nicht das Ende, langfristig werde der Preis weiter zulegen. "Die Nachfrage steigt, und die Förderung wird immer schwieriger", sagte Batchelor. Bereits jetzt gehe die Produktion der erschlossenen Ölfelder weltweit jährlich um bis zu acht Prozent zurück. Andere Analysten äußerten sich skeptischer bezüglich des zu erwartenden Preisanstiegs. "Je teurer das Öl wird und je mehr die Ressourcen sich dem Ende zuneigen, umso mehr wird sich der Fokus auf alternative Energien verlagern", sagte Schallenberger.
Bei den Industriemetallen hielt sich der Preis für Kupfer mit 7490 US-Dollar je Tonne in etwa auf Vortagesniveau. Aluminium wechselte weiter zu rund 2642 US-Dollar je Tonne den Besitzer, Nickel verteuerte sich um 250 auf 32.550 US-Dollar je Tonne.
Quelle: ntv.de