Gute Kurse, gute Besserung Doping für den Dax
10.03.2009, 17:37 UhrMit viel Rückenwind von der Wall Street hat der deutsche Leitindex am Dienstag endlich wieder die Marke von 3.800 Punkten geknackt. Kruz vor Handelsschluss beschleunigte sich noch einmal der Short-Squeeze. "Es wird gekauft, als gebe es kein Morgen", kommentierte ein Händler.
Ausgelöst wurde die Kursrally von optimistischen Aussagen von Citigroup-Chef Vikram Pandit. Seinen Angaben zufolge hat die die jüngst teilverstaatlichte Bank in den ersten beiden Monaten des Jahres wieder Gewinne geschrieben und verfügt über ausreichend Kapital. Citi-Papiere sprangen an der Wall Street daraufhin um 35 Prozent in die Höhe. Börsianer sahen das Kursfeuerwerk allerdings skeptisch. Angesichts der unverändert düsteren Aussichten für die Weltwirtschaft könnte es sich ihrer Ansicht nach durchaus um ein Strohfeuer handeln. In der vergangenen Woche folgte schon einmal ein 5-Prozent-Minus-Tag auf einen 5-Prozent-Plus-Tag.
Am Dienstag machte der Dax satte 5,2 Prozent gut und notierte damit bei 5.886 Punkten. Im MDax ging es um 5,6 Prozent nach oben auf 4.395 Zähler. Der TecDax verbesserte sich um 4,9 Prozent auf 429 Zähler.
Unumstrittene Spitzenreiter in ganz Europa waren im Fahrwasser der Citigroup die Finanzwerte. Nachdem sich Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann bereits am Montag zufrieden zum Jahresstart geäußert hatte, keimt nach den Aussagen der Citigroup offenbar wieder etwas mehr Zuversicht bei den Anlegern auf. In dieses Bild passen auch die jüngsten Aussagen von US-Notenbankchef Ben Bernanke, der im Kampf gegen die Krise im Bankensektor entschlossenes Handeln in Aussicht stellte.
Händlern zufolge gibt es Spekulationen, dass eine umstrittene Neubewertungsregel für US-Finanzinstitute vor übergehend ausgesetzt werden könnte. "Wenn die Bewertung von Handelspositionen nicht mehr zum tagesaktuellen Marktpreis erfolgen müsste, müssten die Banken nicht mehr so viel abschreiben und bekämen einen größeren finanziellen Spielraum", erläuterte ein Händler. "Das wäre natürlich erst einmal positiv zu sehen." Allerdings machte Bernanke klar, dass er eine Aussetzung der Regel nicht unterstützen würde. Auch die Börsenaufsicht SEC hat informierten Kreisen zufolge keine entsprechenden Pläne.
Bei den Einzeltiteln legten Deutsche Bank und Postbank 16,5 und knapp 9,5 Prozent zu. Commerzbank verteuerten sich um 14,5 Prozent und führten damit die Dax-Gewinnerriege an. In den USA laufen derzeit die "Stresstests" bei den Banken. In diesen werden wirtschaftliche Szenarien durchgespielt, zum Beispiel die Auswirkung einer um weitere 2,0 Prozent steigende US-Arbeitslosigkeit auf das Kreditportfolio der jeweiligen Bank. Diese Tests sollen Aufschlüsse liefern, in wie weit die Kapitalbasis der Banken weiteres möglichen Abschreibungen gewachsen seien. In den kommenden Tagen werden die offiziellen Aussagen der US-Banken zu den "Belastungs-Tests" erwartet.
Eon wurden dagegen nach dem schwachen Ausblick mit minus 4,4 Prozent abgestraft. Damit notierten die Papiere auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2004. Das Unternehmen hatte sein Gewinnziel für 2010 deutlich gesenkt und auch die Erwartungen für das laufende Jahr gedämpft. Die Aktien des Konkurrenten RWE rappelten sich aus dem Keller wieder hoch und notierten am Nachmittag 1,9 Prozent höher.
Gefragt waren wiederum die Aktien von Daimler mit einem Aufschlag von 12,7 Prozent. Morgan Stanley hat seine Einstufung für die Aktie auf "Overweight" erhöht.
Deutsche Post profitierten mit plus 11,4 Prozent von einem Pressebericht. Laut "Welt" kann das Gesetz zur Abschaffung des Steuerprivilegs der Deutschen Post nicht mehr in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden. In einem Schreiben der Deutschen Post an Mitglieder des Bundestages fordert der Konzern, das Gesetzgebungsverfahren wegen einer unklaren Lage in der EU-Rechtsprechung zu verschieben. "Ein Inkrafttreten zum 1. Januar 2010 ist angesichts dieser Zusammenhänge bereits aus heutiger Sicht schon nicht mehr realistisch", heißt es in dem Brief der Post, der der "Welt" vorliegt. Ein Händler erwartet daraus kurzfristige Erleichterung für die Aktie. "Insgesamt ist es aber nur ein Aufschub und dürfte somit kein langfristiger Kurstreiber werden", sagte der Börsianer.
Bei den Nebenwerten im MDax drehten die EADS-Titel mit knapp 3,2 Prozent ins Minus. Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern erwartet für das laufende Jahr zwar einen Rückgang des operativen Gewinns. Dieser werde jedoch "deutlich positiv" ausfallen.
Kuka sprangen mit 8,9 Prozent an. Der schwäbische Maschinenbauer Grenzebach stockt seinen Anteil am Roboter- und Anlagenspezialisten deutlich auf und strebt eine weitere Aufstockung des Anteils auf 25,1 Prozent an. Der Mittelständler war im Dezember bei Kuka eingestiegen und hat sich mittlerweile 19 Prozent gesichert.
Im SDax stiegen die Papiere der DIC Asset trotz Gewinnrückgangs und Dividendenkürzung um 13,2 Prozent. "Obwohl wir weiteren Druck auf die Mieten und die Bewertungen erwarten, wird das Unternehmen weiterhin einen soliden Cash Flow generieren", betonte Analyst Hasim Sengül von der DZ Bank.
Quelle: ntv.de