Tief Luft geholt Dow & Co. leichter
20.05.2002, 22:04 UhrAm Montag verdaute die Wall Street den unerwartet schwächer ausgefallenen Index der Frühindikatoren für den Monat April und holte nach den jüngsten Kursgewinnen tief Luft. Ford holt seinen alten Vize-Chef Gilmour zurück.
Der Dow Jones schloss 1,2 Prozent leichter bei 10.230 Zählern, die Nasdaq gab 2,3 Prozent ab auf 1.702 Zähler.
Der Dow Jones hatte in der vergangenen Woche rund vier, die Nasdaq knapp neu Prozent zugelegt - soviel, wie seit September bzw. April 2001 nicht mehr. Da sei es völlig normal, dass es hinterher zu Gewinnmitnahmen komme, sagte Larry Wachtel von Prudential Securities.
Der Index der US-Frühindikatoren ist nach Angaben des Wirtschaftsforschungsinstituts Conference Board im April im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Prozent gesunken. Analysten hatten lediglich mit einem Rückgang um 0,2 Prozent gerechnet. Ken Goldstein, Volkswirt bei Conference Board, zog aus den Daten den Schluss, dass sich die wirtschaftliche Erholung in den USA sehr langsam vollziehe. Der Index der US-Frühindikatoren fasst verschiedene Konjunkturdaten zusammen, wie beispielsweise Hausbau-Genehmigungen oder den Index der Verbrauchererwartungen. Er berücksichtigt aber auch die Entwicklung der Aktienpreise sowie die im Umlauf befindliche Geldmenge.
Ein absoluter Senkrechtstarter im Montagshandel an der New Yorker Börse war die Aktie von Tyco. Das Papier gewann 7,1 Prozent auf 23,30 US-Dollar, weil Anleger verstärkt auf einen Verkauf der Finanz-Tochter CIT des auf Bermuda ansässigen Mischkonzerns setzen. Tyco hatte in der Vorwoche mitgeteilt, man wolle bis Ende Juni entweder durch einen Verkauf oder Börsengang von CIT bis zu 7,15 Mrd. US-Dollar vereinnahmen. Ein gutes Geschäfts wäre der Verkauf für Tyco allerdings nicht, dann erst vor einem Jahr hatte der Mischkonzern 10 Mrd. US-Dollar für den Kauf von CIT ausgegeben. Immerhin könnte Tyco mit dem eingenommenen Geld einen Teil seiner Schuldenlast abbauen. Die Differenz zwischen Kaufpreis und Erlös aus einem möglichen Börsengang wird Tyco möglicherweise abschreiben.
Übel sah es dagegen für ImClone Systems aus - die Biotechnologie-Aktie verlor 17 Prozent auf 11,12 US-Dollar, nachdem ein in der Erprobung befindliches Krebs-Medikament des Unternehmens einen klinischen Test nicht bestanden hatte.
Der Autokonzern Ford holt seinen ehemaligen Vize-Vorstand Alan Gilmour ins Unternehmen zurück. Der 67-jährige Gilmour, der vor sieben Jahren "auf Rente" gegangen war, soll den Posten des Finanzvorstands übernehmen und in dieser Funktion dem ins Schlingern geratenen Autobauer wieder "auf die Beine" helfen. Gilmour wurde mit sofortiger Wirkung zum neuen CFO ernannt und ist damit der dritte Finanzvorstand innerhalb von nur einem Jahr. Im vergangenen Geschäftsjahr 2001 musste Ford einen Verlust in Höhe von 5,45 Mrd. US-Dollar ausweisen. Die Aktie von Ford verliert 0,8 Prozent und verbilligt sich damit auf 16,59 US-Dollar.
Die Anlagestrategen der Investmentbank Salomon Smith Barney haben die Aktie des Herstellers von Kameras und Filmen Eastman Kodak in ihrer Beurteilung heruntergestuft von "outperform" auf "neutral". Zur Begründung nannten die Analysten "schwankungsanfällige" Film-Verkäufe in den USA. Das Eastman Kodak - Papier gab in Folge der Herabstufung 0,6 Prozent nach auf 34,64 US-Dollar.
Im Blickpunkt der Anleger stand die Aktie von Lowe’s Cos. Die weltweit zweitgrößte Baumarktkette hat im ersten Quartal ihren Gewinn um 54 Prozent auf 44 Cent je Aktie gesteigert und damit die Erwartungen von Analysten, die lediglich mit 36 Cent gerechnet hatten, deutlich übertroffen. Die Aktie legte 2,3 Prozent auf 47,04 Dollar zu.
Die Bekleidungskette Limited konnte die Erwartungen von Analysten dagegen nicht ganz erfüllen. Das Unternehmen hat im ersten Quartal zwar seinen Gewinn auf 10 Cent je Aktie nach 5 Cent im vergleichbaren Vorjahresquartal gesteigert, Analysten hatten allerdings mit einem Gewinn je Anteilsschein von 11 Cent gerechnet. Die Aktie gab 1,4 Prozent nach auf 21,95 Dollar.
Die US-Spielwarenkette Toys „R“ Us hat ihren Verlust im ersten Quartal 2 Cent je Aktie nach 9 Cent im vergleichbaren Vorjahresquartal eingegrenzt. Die Erwartungen von Analysten konnte Toys „R“ Us damit übertreffen. Das Unternehmen hatte allerdings bereits Anfang vergangener Woche seine Planungen für das erste Quartal nach oben korrigiert. Die Aktie ging am Montag um 3,3 Prozent nach unten auf 17,25 Dollar.
Einmal mehr im Blickpunkt stand die Aktie von Computer Associates . Einen Zeitungsbericht zufolge untersucht die US-Aufsichtsbehörde zur Zeit, ob das Unternehmen in den Jahren 1998 und 1999 über 500 Millionen Dollar fälschlicherweise bei seinen Umsätzen verbucht hat. Die Aktie gab 3,5 Prozent auf 16,95 Dollar nach.
Bereits am Freitag nach Börsenschluss kündigte der Nahrungsmittelkonzern Sara Lee im Rahmen von Kostensenkungsmaßnahmen die Schließung von vier Bäckereibetrieben und die Entlassung von 380 Mitarbeitern an. Die Aktie fiel 0,4 Prozent auf 20,86 Dollar.
Sorgen machten den Anlegern auch neue Ängste vor möglichen neuen Terroranschlägen in den USA. Die US-Geheimdienste sehen nach Angaben aus US-Regierungskreisen eine "Besorgnis erregende Zunahme von Aktivitäten" bei Extremisten, die auf einen neuen Anschlag größeren Ausmaßes in den USA hindeuten könnte. Die entsprechenden Informationen seien in den vergangenen Wochen und Monaten gewonnen worden, hieß es in den Kreisen in der Nacht zum Sonntag weiter. US-Vizepräsident Dick Cheney sagte dem Fernsehsender NBC, ein neuer Anschlag sei so gut wie sicher. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann es dazu kommen werde. Diese Nachricht verunsichere die Börsen natürlich, so ein Händler. Allerdings habe es in den vergangenen Monaten immer wieder Warnungen dieser Art gegeben, so dass die Anleger zwar besorgt seien, aber größere Kurseinbrüche zunächst nicht zu befürchten seien.
Quelle: ntv.de