Marktberichte

Sorgt Alan für Wellen? "Dow(n) Jones" hoffte vergebens

Die Daten zur Produktivität in den USA lassen Anleger wieder hoffen. Trotzdem schäumte die Stimmung an den Börsen nicht über. Denn aus der erhofften konjunkturellen Erholung ist bislang nichts geworden. Und auch Alan Greenspan sagte nichts wirklich Neues. Der Dow Jones gewann 0,3 Prozent und schloss bei 9.837 Zählern, der Nasdaq Composite Index gab 0,3 Prozent ab auf 1.574 Punkte.

Nach vorläufigen Berechnungen des Arbeitsministeriums in Washington ist die Produktivität in den USA außerhalb der Landwirtschaft im ersten Quartal 2002 gegenüber dem Vorquartal um 8,6 Prozent (hochgerechnet auf die Jahresrate) gestiegen. Dies wäre der stärkste Anstieg seit 1983. Analysten hatten im Vorfeld mit einem Anstieg um lediglich 6,9 Prozent gerechnet.

Bei den Lohnstückkosten außerhalb der Landwirtschaft wurde nach Angaben des Arbeitsministeriums im ersten Quartal ein Rückgang um 5,4 Prozent verzeichnet; rechnet man die Landwirtschaft mit ein, dann ergibt sich sogar ein Minus von 6,5 Prozent. Dies wäre der stärkste Rückgang seit 1961.

Die Freude über diese Rekordzahlen weicht allerdings rasch einer nüchternen Betrachtung. Denn die Produktivität hängt im wesentlichen von den Lohnstückkosten ab, die wiederum maßgeblich durch den Grad der Beschäftigung bestimmt werden. Dieser ist derzeit aber niedrig oder anders ausgedrückt: die Arbeitslosigkeit in den USA ist so hoch wie seit fast acht Jahren nicht mehr. Und wenn die Unternehmen wenig Menschen beschäftigen, sind ihre Lohnkosten niedrig, die Produktivität demzufolge hoch.

Weitere Konjunkturdaten vom Handelsministerium wurden von den Börsianern mit Enttäuschung aufgenommen. Die Lagerbestände im Großhandelsgewerbe sind im März unverändert geblieben; Volkswirte hatten dagegen einen Rückgang um 0,3 Prozent vorhergesagt. Die Umsätze der Branche gingen leicht um 0,1 Prozent zurück

Mehr Aufschluss über die wirtschaftliche Situation erhofften sich die Anleger von Alan Greenspan. Der Chef der US-amerikanischen Notenbank Fed hat um 20.15 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit die Ergebnisse der turnusmäßigen Sitzung des Offenmarktausschusses bekannt gegeben. Mit einer Zinserhöhung rechnete allerdings niemand mehr, und so kam es denn auch. Die Leitzinsen blieben unverändert. Bei der aktuellen Verfassung der US-Konjunktur hätte die Fed auch Mühe gehabt, einen solchen Schritt zum jetzigen Zeitpunkt zu rechtfertigen. Dabei ist es erst wenige Wochen her, dass ein Großteil der Anleger bereits für Mai eine Anhebung der US-Leitzinsen erwartet hatte. Spätestens nach den schlechten US-Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag war die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Zinserhöhung deutlich gesunken.

Von Unternehmensseite warten die Investoren heute auf den Quartalsbericht von Cisco Systems. Der kommt allerdings erst nach Börsenschluss und deshalb erwarten Beobachter auch eine gewisse Zurückhaltung der Anleger. Für den Fall, dass der weltgrößte Internet-Ausrüster positiv überraschen kann, erwarten Experten eine Rally für den Technologie-Sektor. Im Vorfeld legte die Aktie um 1,5 Prozent auf 13,08 Dollar zu.

Und die Zahlen sorgten schließlich für einen Paukenschlag. Der operative Gewinn hat sich auf 838 Millionen Dollar mehr als verdreifacht. Mit einem Gewinn je Aktie von 11 Cent wurden die Anlystenschätzungen dabei um 2 Cent geschlagen. Nachbörslich legt der Kurs deutlich zu. Gegen 22:30 Uhr notierte die Aktie um 13,80 Dollar.

Microsoft hat am Morgen angekündigt, den dänischen Anbieter von Software, Navision, für 1,3 Mrd. US-Dollar zu übernehmen. Ziel von Microsoft ist es, mit dieser Übernahme den Geschäftsbereich Betriebssoftware zu stärken und damit dem deutschen Anbieter SAP Marktanteile abspenstig zu machen. Die Aktie von Microsoft konnte 1,8 Prozent zulegen auf 49,47 Dollar.

Mit Spannung beobachten Experten auch die Entwicklung des Kurses der IBM-Aktie. Erst kürzlich war das Papier unter die psychologisch wichtige Marke von 80 Dollar gerutscht und ging am Montag bei 76 Dollar aus dem Handel. Am Dienstag kann das Papier von "Big Blue" aber wieder zulegen - um 0,5 Prozent gingt es aufwärts auf 76,35 Dollar.

Der neue IBM-Vorstandschef Samuel Palmisano hat sich einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge gegenüber seinen Mitarbeitern skeptisch zur weiteren Entwicklung der Computerbranche geäußert. Die Branche zeige keinerlei Anzeichen einer Erholung im laufenden Jahr, so Palmisano, und deutete an, dass man beim weltgrößten Computerbauer über Maßnahmen zur Kostensenkung nachdenke. Dass die Aktie trotzdem zulegen kann, liegt Händlern zufolge daran, dass das nichts Neues ist. "Palmisano hat sich bereits vor einem Monat skeptisch zu den Aussichten der Branche geäußert, das ist alles schon drin im Kurs ", sagte ein Makler in New York.

Quelle: ntv.de

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