Greenspaneffekt verpufft Dow rettet sich ins Plus
27.02.2002, 22:10 UhrDer verhaltene Optimismus, den Alan Greenspan verbreitet hatte, schlug nur kurzzeitig auf die Märkte durch. Im späten Handel gaben die Börsen ihre Gewinne wieder ab. Der Dow Jones rettete sich mit 0,1 Prozent auf 10.128 Punkte in die Pluszone, die Nasdaq verlor 0,9 Prozent auf 1752 Zähler.
Es gebe Anzeichen für eine Erholung der Wirtschaft, so Greenspan in seiner Rede vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses. Es gebe aber auch eine Reihe von Einflüssen auf die Wirtschaft, die dafür sorgen könnten, dass der Aufschwung nur moderat ausfalle, warnte der oberste US-Währungshüter gleichzeitig.
Die Rede von Greenspan hätte die Anleger in ihrer Hoffnung bestärkt, dass die US-Wirtschaft nun wieder anziehe, so Nat Paull, Portfolio Manager bei New Amsterdam Partners. Zudem habe Greenspan mit seiner Warnung vor einem moderaten Aufschwung Sorgen aus dem Markt genommen, dass die Notenbank nun bald wieder beginnen könne, die Zinsen anzuheben.
Am Mittwoch wurden zudem die neuesten Daten zum Auftragseingang für langlebige Güter veröffentlicht, die einen überraschend starken Anstieg in diesem Bereich zeigten. Im Januar stieg der Auftragseingang um 2,6 Prozent auf 179,1 Milliarden Dollar. Analysten hatten nur mit einem Anstieg um 1,6 Prozent gerechnet.
Im Mittelpunkt auf der Unternehmensseite stand die Bekleidungskette GAP, die am Dienstag nach Börsenschluss die Zahlen für das vierte Quartal vorlegte. In den vergangenen drei Monaten hat das Unternehmen demnach einen Verlust von 34 Millionen Dollar oder 4 Cent je Aktie eingefahren. Analysten hatten mit einem Verlust in dieser Größe gerechnet. Im vergleichbaren Vorjahresquartal hatte GAP noch einen Gewinn von 31 Cent je Aktie erwirtschaftet. Die Modekette warnte zudem, dass die Verkaufszahlen im Februar bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien. Die Papiere verloren 8,5 Prozent auf 12,40 Dollar.
Der Computerkonzern Hewlett-Packard erwartet nach eigenen Angaben nach einer erfolgreichen Fusion mit dem Konkurrenten Compaq Kosten in Höhe von bis zu 1,4 Milliarden Dollar für die Neuordnung des Konzerns. Für die Restrukturierung werde man bis zu 700 Millionen Dollar aufwenden, teilte HP am Mittwoch vor Börsenbeginn mit. Für Firmenwertabschreiben sehe man einen Maximalbetrag von ebenfalls 700 Millionen Dollar. Die HP-Aktie legte 0,1 Prozent auf 20,03 Dollar zu, für Compaq ging es 1,9 Prozent auf 10,20 Dollar nach unten.
Der Zulieferer von Rüstungselektronik TRW spielt beim feindlichen Übernahmeangebot durch den Rüstungskonzern Northrop Grumman offenbar auf Zeit. Eigentlich hatte Northrop eine Antwort vor Handelsbeginn am Mittwoch erwartet, das Management von TRW sieht sich dazu frühestens am Mittwochabend in der Lage. Branchenkenner vermuten, dass TRW das Angebot in seiner jetzigen Form ablehnt und statt dessen auf einen "Weißen Ritter" hofft. Northrop Grumman hatte 47 Dollar in eigenen Aktien je TRW-Anteilsschein geboten. Die Aktie legte 1,2 Prozent auf 109,01 Dollar zu; für TRW ging es 1,6 Prozent auf 51,55 Dollar nach oben.
Der Datennetzanbieter Global Crossing erwartet für das vierte Quartal und auch das Gesamtjahr 2001 einen „bedeutenden“ Verlust. Dies gab das Unternehmen am Mittwoch bekannt. Der mit 12 Milliarden Dollar verschuldete Konzern hatte im vergangenen Monat Gläubigerschutz beantragt und geht mit einer Bilanzsumme von mehr als 25 Milliarden Dollar als bisher größtes Telekom-Unternehmen der USA in die Insolvenz.
Im Blickpunkt standen erneut die Aktien von ImClone Systems, die bereits am Dienstag zu den großen Gewinnern gehört hatten. Auch am Mittwoch beflügelten Spekulationen, die Arzneimittelbehörde FDA könne nach einer negativen Entscheidung im Dezember das Krebsmittel Erbitux des Unternehmens nun doch zulassen. Zwischen der Behörde und dem Unternehmen finden zur Zeit Gespräche zu diesem Thema statt. Die Aktie legte 32,3 Prozent auf 20,53 Dollar zu.
Ein anderes Biotech-Unternehmen muss dagegen kräftig Federn lassen. Der Entwickler von Antikörper-Therapien Abgenix braucht frisches Geld. Dafür soll eine nachrangige Schuldverschreibung über bis zu 200 Millionen Dollar ausgegeben werden. Die Aktie verlor 14,1 Prozent auf 20,60 Dollar.
Deutlich nach oben ging es für den Softwarehersteller Ariba, der von einer Heraufstufung durch die Investmentbank J.P. Morgan auf „buy“ von zuvor „market perform“ profitierte. Hintergrund der Aufstufung war die positive Prognose, die das Unternehmen, am Dienstag gegeben hatte. Demnach will das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr wieder in die Gewinnzone und rechnet bereits ab dem zweiten Quartal durch neue Softwareprodukte mit einem deutlichen Umsatzsprung. Die Papiere schlossen mit 16,1 Prozent bei 4,70 Dollar im Plus.
Einer der größten Verlierer an der New York Stock Exchange war der Brauereikonzern Boston Beer Company, der vor allem für seine Marke Samuel Adams bekannt ist. Grund sind schlechte Geschäfte im abgelaufenen vierten Quartal. Der Umsatz war rückläufig, zudem ist das Unternehmen tief in die Verlustzone gerutscht. Die Aktie verlor 11,9 Prozent auf 12,45 Dollar.
Quelle: ntv.de