Sorgenfalten an der Wall Street Dow schließt im Minus
03.08.2010, 22:30 UhrSchwache Unternehmensberichte und kühle Konjunkturdaten mahnen die Anleger an der Wall Street zur Vorsicht. Für den Konsumgüterriesen Procter & Gamble geht es nach Zahlen deutlich nach unten. Die Aktien des BASF-Rivalen Dow Chemical sacken sogar gut zehn Prozent ab.
Unter dem Eindruck enttäuschender Zahlen von Procter & Gamble und Dow Chemical gehen die wichtigsten US-Indizes am zweiten Tag der Woche mit leichten Abschlägen aus dem Handel. Nach der jüngsten Aufwärtsbewegung im Leitindex Dow Jones hätten die Märkte zunächst etwas durchgeatmet, meinten Börsianer. Die teilweise herben Enttäuschungen aus der laufenden Berichtssaison hätten einige Anleger zusammen mit kühlen Konjunkturdaten zu Gewinnmitnahmen veranlasst.
Der Dow-Jones-Index beendete den Tag schließlich 0,36 Prozent im Minus bei 10.636 Punkten. Zum Wochenauftakt hatte der weltweit beachtete Aktienindex noch auf dem höchsten Stand seit dem 14. Mai geschlossen. Der breiter gefasste S&P-500-Index gab um 0,48 Prozent nach auf 1120 Punkte. An der Technologiebörse Nasdaq fiel der Composite-Index um 0,52 Prozent auf 2283,52 Punkte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 wich 0,38 Prozent zurück auf 1891,81 Punkte. In Frankfurt hatte der Dax knapp 0,3 Prozent auf 6307 Punkte zugelegt und damit über der psychologisch wichtige Marke von 6300 Stellen geschlossen.
Vor allem enttäuschende Ergebnisse des weltgrößten Konsumgüterherstellers Procter & Gamble (P&G) und des Chemieriesen Dow Chemical lasteten auf den New Yorker Märkten. Schwache Konjunkturdaten verhagelten ebenfalls die Stimmung der Börsianer. Die Konsumausgaben blieben im Juli konstant. Analysten hatten indes mit einem Plus von 0,1 Prozent gerechnet. Auch die US-Industrieaufträge fielen deutlich schwächer aus als erwartet. Die schwebenden Hausverkäufe sanken sogar auf ein Rekordtief. Positiv wurde dagegen die Bilanz von Pfizer aufgenommen.
Zahlenregen verwirrt Beobachter
"Es ist etwas enttäuschend. Wir bekommen gute Nachrichten, schlechte Nachrichten, gute Nachrichten, schlechte Nachrichten", sagte Analyst Wayne Kaufman von John Thomas Financial. Sein Kollege Tom Nyheim von der Christiana Bank zielte in der Betrachtung der marktbewegenden Geschehnisse auf die Konsumausgaben ab: "Es heißt nicht, dass wir zurück in die Rezession fallen, aber es heißt, dass wir erwarten sollten, dass das Wachstum langsamer verläuft."
Bei den Einzelwerten besetzten die Aktien des weltgrößten Pharmakonzerns Pfizer nach Vorlage von Quartalszahlen mit plus 5,5 Prozent die Spitze des US-Leitindex. Der Konzern profitierte zuletzt vor allem von der Milliardenübernahme des Rivalen Wyeth.
Die Papiere von Dow Chemical büßten knapp zehn Prozent ein, da Börsianer mit besseren Bilanzdaten gerechnet hatten. Auch Procter & Gamble zählten zu den Verlierern, nachdem hohe Marketingkosten den Gewinn deutlich gedrückt hatten. Der Kampf um die Kunden hatte den weltgrößten Konsumgüter-Hersteller viel Kraft gekostet. Der Anbieter von Pampers-Windeln, Gilette-Rasierern oder Wick-Blau- Bonbons verfehlte daher mit seinen Ergebnissen die durchschnittlichen Prognosen der Analysten. Der Gewinn war im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12 Prozent auf 2,2 Mrd. Dollar gefallen. Die Aktie des Henkel-Konkurrenten ließ mehr als 3,4 Prozent Federn.
Mastercard habe mit seinem Quartalsergebnis zwar die Markterwartungen übertroffen, Börsianer bemängelten aber den nur gemischt ausgefallenen Ausblick für das US-Geschäft. Die Aktien des Kreditkartenkonzerns verloren 0,79 Prozent.
Im Mittelpunkt des Handelsgeschehens standen die Aktien von Genzyme. Der Pharmariese Sanofi will Kreisen zufolge die US-Biotechfirma für 18,4 Mrd. Dollar schlucken. Beide Unternehmen führten derzeit Gespräche über eine Sanofi-Offerte in Höhe von 69 Dollar pro Genzyme-Aktie, hieß es aus dem Umfeld der beiden Unternehmen. Die Genzyme-Aktie verlor zum Schluss 0,2 Prozent, nachdem sie zeitweise mit 0,4 Prozent im Plus gelegen hatte.
In New York gehandelte Aktien des Blackberry-Herstellers Research in Motion (RIM) gaben um 2,5 Prozent nach. Der Apple-Rivale hatte am Dienstag ein neues Smartphone präsentiert, mit dem er dem iPhone Konkurrenz machen will.
An der New Yorker Stock Exchange wechselten rund eine Milliarden Aktien den Besitzer. 1178 Werte legten zu, 1826 gaben nach und 109 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von knapp zwei Milliarden Aktien 933 Titel im Plus, 1694 im Minus und 108 unverändert.
Der Kurs des Euro kletterte zum US-Dollar weiter und markierte bei 1,3261 Dollar ein neues Drei-Monatshoch. Zuletzt wurden 1,3232 Dollar bezahlt. An den US-Kreditmärkten gewannen die zehnjährigen Staatsanleihen 15/32 auf 104-00/32. Sie rentierten mit 2,914 Prozent. Die 30-jährigen Bonds legten 16/32 auf 105-25/32 zu und hatten eine Rendite von 4,043 Prozent.
Quelle: ntv.de, dpa/rts