Die Angst geht um in New York Dow tappt in Schuldenfalle
25.07.2011, 22:45 Uhr
(Foto: AP)
Weil im Streit um höhere Staatsschulden keine Einigung in Sicht ist, verzeichnen die Kurse am US-Aktienmarkt zum Auftakt der neuen Handelswoche Kursverluste. Aber der US-Schuldenstreit ist nicht das einzige Thema, das auf die Stimmung der Anleger drückt.
Der ungelöste Schuldenstreit in den USA drängt überzeugende Konzernbilanzen in den Hintergrund und lastet bleischwer auf der Wall Street. Auch die europäische Schuldenkrise hinterließ am Montag Spuren - Moody's stufte Griechenland erneut herunter. Die Unsicherheit trieb den Goldpreis auf ein neues Rekordhoch. Gesundheits-, Telekommunikations- und Verbraucherwerte verloren am stärksten. Ein Auftrieb bei Technologiewerten hielt die Verluste jedoch in Grenzen - Apple und Hewlett-Packard waren gefragt.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,7 Prozent tiefer auf 12.592 Punkten. Im Handelsverlauf pendelte der Index zwischen 12.536 und 12.679 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,6 Prozent auf 1337 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq schloss ebenfalls 0,6 Prozent schwächer auf 2842 Stellen. In Frankfurt verließ der Dax den Handel mit einem Plus von 0,3 Prozent bei 7344 Stellen.
"AAA" in Gefahr
Den Politikern in Washington läuft die Zeit für eine Einigung im erbitterten Schuldenstreit davon. Bis Dienstag in einer Woche muss die gesetzlich verankerte Grenze von bislang 14,3 Billionen Dollar angehoben werden, sonst kann die US-Regierung nicht mehr ihre Rechnungen begleichen. Auf dem Spiel steht damit auch das Top-Rating "AAA" für die USA.
Dass es soweit kommt, kann sich an der Wall Street indes kaum jemand wirklich vorstellen. Die Politiker würden sich bis zur letzten Minute gegenseitig das Mikrofon aus der Hand reißen und versuchen, möglichst viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sagte Analyst Joseph Greco von Meridian Equity Partners. "Aber wenn das erst vorbei ist, wird sich der Markt wieder auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist, nämlich dass die Unternehmen gute Zahlen vorlegen." Mit Spannung wurde denn auch auf die Ergebnisse von Texas Instruments gewartet, die allerdings erst nach Börsenschluss veröffentlicht werden sollten. Das Papier lag ein Prozent im Minus.
Smarter Abgesang
Abwärts ging es mit den Aktien von RIM. Research-in-Motion-Papiere verloren 4,4 Prozent an Wert. Der BlackBerry-Hersteller gab die Streichung von rund 2000 Arbeitsplätzen bekannt. Die Abfindungszahlungen seien in den Ausblicken für das zweite Quartal und Gesamtjahr noch nicht enthalten..
Aktien von Dow Chemical tendierten 1,2 Prozent höher. Der US-Branchenriese und der saudiarabische Ölgigant Aramco gaben in Saudi-Arabien den Startschuss für eine der größten Petrochemieanlagen der Welt. Dow erhält mit dem Geschäft Zugang zu den immensen Erdgasbeständen Saudi-Arabiens und rückt näher an Kunden in Europa, Asien und Afrika ran.
Die Titel des Lebensmittelhändlers Safeway verbilligten sich im S&P 500 um 2,05 Prozent auf 20,50 Dollar. Börsianer verwiesen auf einen negativen Analystenkommentar von Goldman Sachs. Für die Papiere von Johnson Controls ging es um 1,22 Prozent auf 39,52 Dollar nach unten. Der Autozulieferer baut einem Bericht zufolge seine deutschen Werke aus. Insgesamt sollen 275 Mio. Euro investiert werden, davon 75 Mio. Euro im sächsischen Werk in Zwickau, der Rest in Hannover, wie die Branchenzeitung "Automobilwoche" berichtet hatte.
TI mit nachbörslichen Zahlen
An der Technologiebörse Nasdaq kletterten die Aktien von Netflix um 1,8 Prozent auf 281,53 Dollar. Der Online-Videoservice befindet sich Berichten zufolge in Verhandlungen mit dem Animationsstudio Dreamworks über exklusive Streamingrechte. Ein solcher Vertrag würde die bisherige Vereinbarung zwischen Dreamworks und dem US-Pay-TV-Sender HBO ablösen. Für Dreamworks-Titel ging es angesichts dessen noch deutlicher nach oben - und zwar um 4,61 Prozent auf 22,02 Dollar.
Der US-Chiphersteller Texas Instruments wollte indes nach der Schlussglocke seine Zahlen vorlegen. Die Papiere gingen mit einem Minus von 1,0 Prozent auf 31,47 Dollar aus dem Handel.
Für kurzzeitige Unruhe sorgte der Fund verdächtiger Pakete in Washington, die sich später als harmlos herausstellten. Händler nannten Gerüchte über eine Bedrohung als Grund für Bewegungen im Handel mit Staatsanleihen. Zum selben Zeitpunkt gab der Dax seine Gewinne fast völlig ab, der Euro fiel auf ein Tagestief, der Bund-Future legte zu.
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa