Marktberichte

Dax-Vorschau EZB kann für Dampf sorgen

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Schock über den Wahlausgang in Italien scheint vorerst verdaut. Am deutschen Aktienmarkt sollten in der neuen Woche wieder wegweisende Konjunkturdaten und Unternehmensbilanzen großer Konzerne die Richtung bestimmen. Besonders im Blick: Der monatliche Arbeitsmarktbericht aus den USA und die Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank.

Die Notenbanken werden in der neuen Börsenwoche den Takt vorgeben. Die Geldschleusen bleiben offen, wird die Botschaft von EZB-Chef Mario Draghi nach Meinung von Marktteilnehmern lauten. Das dürfte dem Dax Rückenwind geben. "Das Grundszenario für Aktien bleibt positiv: die Notenbanken werden ihren Kurs der expansiven Geldpolitik wohl bestätigen, das billige Geld sucht sich Anlagemöglichkeiten und da gibt es zu Aktien zur Zeit kaum Alternativen", sagt Kapitalmarktanalyst Stefan Scheurer von Allianz Global Investors. An den Nerven der Investoren zehren allerdings die politischen Unsicherheiten nach der Italien-Wahl. Das dürfte mögliche Gewinne am deutschen Aktienmarkt nach Einschätzung von Scheurer begrenzen.

"EZB hat tiefe Taschen"

Die Commerzbank-Volkswirte sind dennoch der Meinung, dass die Anleger sich von der bloßen Existenz des EZB-Anleihekaufprogrammes weiter beruhigen lassen. Denn: "Die EZB hat tiefe Taschen", schreiben die Analysten. Sie könne unendlich viele Mittel schaffen, um Staatsanleihen zu kaufen und die Finanzmärkte damit zu stabilisieren. "Anleger stellen sich ungern gegen einen solchen Marktteilnehmer, zumal die EZB Schützenhilfe erhält von den Finanzministern der Peripherieländer, die wohl nach wie vor Druck ausüben auf die von ihnen regulierten Banken, Versicherungen und Pensionsfonds, die eigenen Staatsanleihen zu kaufen."

Draghi hatte zuletzt deutlich gemacht, dass die EZB weit davon entfernt sei, an eine Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik zu denken. Am Donnerstag entscheidet die Zentralbank über ihren Leitzins, Experten erwarten keine Änderung des historisch niedrigen Satzes von 0,75 Prozent. Auch die Notenbanker in Japan und England treffen sich am Donnerstag.

Blick nach Zypern

In der alten Woche sorgte der Wahlausgang in Italien für einen kurzzeitigen Rücksetzer an der Börse, auf Wochensicht verzeichnete der Dax ein Plus von 0,6 Prozent. "Es scheint fast so, als könnte die Märkte kaum etwas nachhaltig erschüttern", schreiben die Analysten der Landesbank Berlin. Angespannt sind die Investoren trotzdem – schließlich droht in dem krisengeschüttelten Land Stillstand, nachdem sich kein Bündnis für eine stabile Regierung abzeichnet. "Im Raum steht neben Italien aber auch die Frage, wie es mit Zypern weitergeht", sagt Allianz-Analyst Scheurer. Es wird erwartet, dass die Euro-Finanzminister bei ihrem Treffen am Montag in Brüssel über Zypern-Hilfen sprechen, aber noch nicht entscheiden werden.

Auf den ersten Blick gelassen nehmen Investoren die zum Wochenende drohenden milliardenschweren Ausgabenkürzungen als Folge des US-Haushaltsstreits. Sie gehen davon aus, dass die Kürzungen die gerade Fahrt aufnehmende US-Wirtschaft zwar etwas abbremsen, den Konjunkturmotor aber nicht abwürgen werden. Auch in der neuen Woche sollten freundliche Daten aus Übersee die Stimmung stützen. Am Montag steht in den USA unter anderem der ISM-Index für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe an, am Donnerstag das Beige Book der Fed und am Freitag richtet sich das Augenmerk auf den US-Arbeitsmarktbericht.

Als Test der Risikofreude unter den Marktteilnehmer gilt in der kommenden Woche Spaniens große Anleihe-Auktion. Die Meinungen über ihren Verlauf gehen weit auseinander. "Es gibt Befürchtungen, dass Italiens politische Probleme zu einer neuerlichen Intensivierung der Spannungen bei Europas Staatsanleihen führen", sagt Howard Archer, Chef-Ökonom für Europa bei IHS Global Insight. Dagegen vermutet Chris Iggo, Chief Investment Officer bei AXA Investment Managers, eher, dass die politische Unsicherheit in Italien Spanien etwas aus der Schusslinie nehmen wird. Investoren dürften nun darauf setzen, dass Spanien eher auf Reformkurs verbleiben wird als Italien.

Dax-Konzerne legen Zahlen vor

In der kommenden Woche rücken Schwergewichte der deutschen Wirtschaft in den Blickpunkt. Aus dem Dax berichten insgesamt acht Konzerne über das vergangene Jahr. Während der Montag noch ruhig bleiben dürfte, rücken am Dienstag die Deutsche Post, der Versorger RWE und Beiersdorf mit ihren Zahlen in den Fokus. Einen Tag später legt Henkel dann seinen Geschäftsbericht vor. Mit den Bilanzen von Merck, Adidas und Linde geht es am Donnerstag weiter. Zudem legt der Reifenhersteller Conti endgültige Zahlen vor.

Die Deutsche Börse wird am Dienstag über die Zusammensetzung der deutschen Aktienindizes entscheiden: Im Dax wird keine Veränderung erwartet, allerdings wird im Nebenwerteindex MDax der Bahntechnik-Konzern Vossloh wohl durch Industrie-Zulieferer Norma ersetzt werden.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ

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