Marktberichte

Dax-Vorschau EZB und Dax-Rochade

In der neuen Woche rechnen Beobachter am deutschen Aktienmarkt mit Impulsen von der Konjunkturseite. Am Donnerstag entscheidet die EZB über den Zinssatz für die Eurozone. Und im Dax steht Bewegung an.

"Viele professionelle Anleger sind weiter unterinvestiert."

"Viele professionelle Anleger sind weiter unterinvestiert."

(Foto: REUTERS)

Vor allem aus den USA steht eine Reihe von Statistiken an, die den Optimismus der Börsianer bestätigen könnten - oder aber auch dämpfen. "Es besteht die Gefahr für einen Rücksetzer im Dax, falls nicht alle Zahlen gut ausfallen sollten", warnt LBBW-Aktienstratege Michael Köhler. Umgekehrt könnte es sein, dass gute Zahlen dem Dax nicht mehr viel weiter nach oben hieven. "Im derzeitigen Kursniveau ist schon viel Konjunkturoptimismus eingepreist", fügt Köhler hinzu.

Seit seinem Jahrestief im März hat der Dax über 50 Prozent gewonnen. In der abgelaufenen Woche hatten daher gute Daten dem Index nur noch wenig Schwung gegeben: Mit 5555 Punkten notierte der Leitindex am Freitagmittag 1,7 Prozent höher als vor Wochenfrist. Dennoch rechnen viele Börsianer nicht damit, dass der Dax stark unter Druck kommt. Schwächere Tage würden zum Aufstocken von Aktienpositionen genutzt, stellt Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp fest. "Viele professionelle Anleger sind weiter unterinvestiert", erklärt auch NordLB-Analyst Tobias Basse.

Zur Lage der US-Industrie

Während von Unternehmensseite kaum Nachrichten erwartet werden, stehen mit den Einkaufsmanagerindizes aus den USA wieder wichtige Stimmungsbarometer auf den Terminkalendern. Nach den Umfragen für die Großräume New York und Chicago am Montag wird am Dienstag der landesweite Einkaufsmanagerindex veröffentlicht, den das ISM-Institut ermittelt.

Im Vorfeld befragte Analysten rechnen damit, dass der Index über die Schwelle von 50 Punkten steigen wird. "Die US-Industrie sollte ihre Talfahrt damit beendet haben", erklärt Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. Der Stellenabbau werde sich in der weltgrößten Volkswirtschaft dagegen fortsetzen - wenn auch mit verringertem Tempo. Zahlen vom US-Arbeitsmarkt aus dem August werden am Freitag erwartet.

Auf europäischer Seite steht die Pressekonferenz von EZB-Chef Jean-Claude Trichet am Donnerstag im Anschluss an die Zinsentscheidung im Fokus. Mit Zinsänderungen wird nicht gerechnet, doch erhoffen sich einige Börsianer Hinweise von Trichet auf die weitere Versorgung der Geldmärkte.

Denn nach wie vor ist der Interbankenhandel mit Liquidität überflutet, ohne dass das Vertrauen der Banken untereinander wiederhergestellt worden wäre. Ende September will die Notenbank zudem dem Geldmarkt weitere zusätzliche Gelder über einen Jahres-Tender zur Verfügung stellen.

Sicher ist, dass Trichet die Einschätzungen seines Stabes zur Entwicklung von Konjunktur und Inflation vorstellen wird. "Auch wenn die EZB-Projektionen einen etwas freundlicheren Konjunkturausblick zeichnen dürften: Mit irgendwelchen Zinserhöhungssignalen ist nicht zu rechnen", prognostizierte die Commerzbank in ihrem Wochenausblick.

Dax auf dem Prüfstand

Zudem steht die Zusammensetzung der deutschen Aktienindizes auf dem Prüfstand, am Donnerstag berät der Arbeitskreis Indizes. Für die VW-Stammaktien - die seit Einführung des Dax vor über 20 Jahren in dem Leitindex waren - könnten laut Börsianern damit die Tage in der ersten Börsenliga gezählt sein.

Sollten Montag auslaufende Optionen über 17 Prozent der VW-Stammaktien ausgeübt werden, sinkt der Streubesitz unter die für eine Dax-Mitgliedschaft erforderlichen zehn Prozent. Dann dürften aber die stimmrechtslosen Vorzugsaktien in den Dax rücken, worauf an der Börse schon seit Wochen spekuliert wird.

Letztlich bliebe Europas größter Autohersteller damit dann doch in der ersten Börsenliga vertreten. Einige Experten spekulieren zudem auf eine Rückkehr von Infineon in den Dax, wo sie wohl die Aktien von Hannover Rück ersetzen würden.

Von der Parlamentswahl in Japan erwarten Börsianer kaum Auswirkungen auf die internationalen Aktienmärkte. Auch von den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und dem Saarland dürften kaum Impulse für den Dax ausgehen. "Nur wenn sich die Stimmverhältnisse im Bundesrat verschieben, könnte das kurzfristig den Markt bewegen", erklärt Köhler.

Quelle: ntv.de, Andrea Lentz, rts

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