Nächster Stopp 7.700 Ein Dax will nach oben
22.05.2007, 17:51 UhrPositive Konjunkturdaten aus Deutschland und ordentliche Kursgewinne bei dem Schwergewicht Deutsche Telekom haben den Dax in Richtung der Marke von 7.700 Punkten getrieben. Der Leitindex schloss 0,53 Prozent im Plus bei 7.659 Punkten. Der Nebenwerteindex MDax lugte den zweiten Tag in Folge über die Rekordmarke von 11.000 Zählern, schloss dann aber bei 10.975 Punkten, immerhin noch ein Plus von 0,3 Prozent.
Die "Bullen" dominieren auf dem Markt weiter das Geschehen. So findet Jörg Scherer, Chartanalyst von HSBC Trinkaus & Burkhardt, mit Blick auf den deutschen Leitindex derzeit "kein Haar in der Suppe". Zu schön sei die Bewegung am vergangenen Freitag gewesen, die den Dax nicht nur über das seit sieben Jahren gültige Hoch bei 7.539 Punkten, sondern auch über die Parallele des Aufwärtstrends bei 7.569 Punkten geführt habe. Jene obere Begrenzung also, deren erfolgloser Test im April und Mai vergangenen Jahres im Bereich von damals 6.150 Zählern Ausgangspunkt für eine deutlichere Korrektur gewesen war. Einige Experten warnen jedoch angesichts der überkauften Marktsituation vor überschäumenden Erwartungen.
Die Konjunktur gab weiteren Schwung. Wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung mitteilte, ist ihr Konjunkturindex im Mai auf 24,0 von 16,5 Punkten im April gestiegen. Trotz des sechsten Anstiegs in Folge blieb das Barometer aber unter seinem langjährigen Durchschnitt von 33,0 Zählern.
Bei den Unternehmen machen allerlei Verkaufs- und Übernahmegerüchte die Runde. Spekulationen um den Verkauf des US-Geschäfts trieben die Aktie der Deutschen Telekom in die Höhe. Der Titel gewann 2,7 Prozent auf 12,97 Euro. "Angeblich will Blackstone die Telekom dazu bringen, das USA-Geschäft zu verkaufen", sagte ein Händler. Die Telekom kommentierte die Gerüchte nicht.
SAP profitierten von dem Gerücht, dass Oracle einen Anteil von acht Prozent erworben hat. Marktteilnehmer äußerten sich zwar skeptisch, weil das Gerücht ein "Evergreen" sei, aber auszuschließen sei derzeit fast nichts. Von Oracle war unmittelbar keine Stellungnahme zu erhalten. SAP stiegen um zwei Prozent auf 34,94 Euro.
Auch bei Premiere machten neu angefeuerte Übernahmespekulationen Kurse. Der Titel gewann 2,75 Prozent auf 17,55 Euro. Der Bezahlfernsehsender ist nach Angaben von Unternehmenschef Georg Kofler weiter im Visier von Übernahmeinteressenten. Darunter seien strategische Investoren und Beteiligungsgesellschaften, sagte Kofler. Auf die Frage, ob das Unternehmen mit Interessenten in Gesprächen sei, sagte Kofler: "Dazu darf ich nichts sagen."
Die Commerzbank hat für ihre französische Fondstochter CCR Finanzkreisen zufolge vier bis fünf Kaufinteressenten. Darunter seien französische und ausländische Banken, sagte eine mit der Situation vertraute Person zu Reuters. Die zweitgrößte deutsche Bank hoffe, in dem Verkaufsprozess bis Mitte Juni eine Entscheidung zu finden. Die Commerzbank wollte sich dazu nicht äußern. Die Aktie gewann ein Prozent auf 36,76 Euro.
Im Nebenwerteindex MDax gaben die Aktien von MLP um zwei Prozent auf 17,44 Euro nach. Ex-MLP-Chef Bernhard Termühlen hat nach eigenen Angaben 3,9 Mio. Aktien des Finanzdienstleisters verkauft. Die Transaktion sei außerbörslich über die Investmentbank Goldman Sachs erfolgt. Die Anteilsscheine seien breit gestreut worden, es habe keinen einzelnen Interessenten gegeben. Termühlen bezifferte auch nicht seinen aktuellen Anteil an MLP.
GPC Biotech legten nach der Veröffentlichung neuer Studiendaten zu dem Prostatakrebsmittel des Biotechunternehmens 4,66 Prozent auf 21,10 Euro zu und stehen damit an der TecDax-Spitze. Wie GPC auf dem Jahreskongress der "American Urological Association" im kalifornischen Anaheim mitgeteilt hatte, zeigen die Daten, dass sich die Schmerzen von Prostatakrebspatienten bei einer Behandlung mit Satraplatin signifikant später verschlimmerten als ohne. Bei Patienten, die mit Satraplatin behandelt wurden, habe der Zeit bis zur Zunahme der Schmerzen im Mittel bei 66 Wochen gelegen - das ist drei Mal so lang wie bei solchen, die ein Placebo erhielten.
Die Aktien von EM.TV schließen nach einer Achterbahnfahrt 0,4 Prozent im Minus bei 4,65 Euro. EM.TV hatte am Morgen angekündigt, sich neu ausrichten zu wollen. Dazu soll das Geschäft mit Kinder- und Jugendunterhaltung verkauft werden. EM.TV will sich künftig auf das Geschäftsfeld Sport konzentrieren. An der Börse fand vor allem der Ausblick Gefallen, dieser sei "besser als erwartet" ausgefallen.
Und zu guter Letzt: Nicht nur die Fans von Mark Medlock können sich über den Sieg des hessischen Sängers in der Fernsehshow "Deutschland sucht den Superstar" freuen. Die Aktie der angeschlagenen Berliner Jack White Productions (JWP) erlebt ein Kursfeuerwerk, nachdem sie hohe Verkaufzahlen von Medlocks Debütsingle gemeldet hatte. Das Papier steigt zeitweise um 18 Prozent. Zu guter Letzt bleibt allerdings ein deutlich kleineres Plus von etwas über drei Prozent auf 2,45 Euro übrig. Damit ist die Aktie noch weit weg von ihrem Allzeithoch. Im Jahr 2000 hatte das Papier mehr als 57 Euro gekostet, Mitte 2006 noch mehr als sieben Euro.
Quelle: ntv.de