Marktberichte

Ruhe am Bondmarkt Euro als bessere Alternative

(Foto: dpa)

Am Ende einer turbulenten Handelswoche wagen sich die Anleger am Devisenmarkt wieder nach vorn, der Euro zieht zum Dollar an. Am europäischen Anleihemarkt ist scheinbar Ruhe eingekehrt. Händler verweisen zudem auf die ungelöste Schuldenproblematik in den USA.

Nach einer erneut aufregenden Woche profitiert der Euro von einer gefühlten Beruhigung am europäischen Anleihemarkt. Stabilisierend auf die Gemeinschaftswährung wirkt zusehends das Fehlen echter Alternativen.  Der Euro kostete am Nachmittag 1,3555 Dollar, nach 1,3460 Dollar zum New Yorker Vortagesschluss.

USA haben ihre eigene Krise

In den USA hat der Kongressausschuss bisher keinen Kompromiss gefunden, wie die Staatsverschuldung der größten Volkswirtschaft der Welt in den kommenden Jahren zurückgefahren werden kann. Allerdings drängt die Zeit, eine gangbare Lösung zu finden. Bereits in der kommenden Woche am Donnerstag soll der Kongressausschuss einen Plan zum Defizitabbau vorlegen.

Aber auch andere sichere Häfen fallen im Devisenhandel zusehends aus. Nachdem die Schweizer Notenbank für den Franken eine Obergrenze gegenüber dem Euro festgelegt hat, ist auch im Yen das Ende der Fahnenstange nahezu erreicht. Im Devisenhandel wird davon ausgegangen, dass die Bank of Japan im Bereich von 76 Dollar/Yen erneut am Devisenmarkt intervenieren dürfte.  

Nur eine kurze Verschnaufpause

Für Entspannung der zugespitzten Lage an den Anleihemärkten hatten die Reformankündigungen des neuen italienischen Premierministers Mario Monti gesorgt. Zudem gibt es anhaltende Spekulationen auf eine Ausweitung der EZB-Anleihekäufe, die die Stimmung heben. Dies und die ungelöste Lage an der US-amerikanischen Schuldenfront dürften dem Euro auch weiter stützen.

Eine nachhaltige Erholung erwarten Devisenexperten aber nicht. Im Gegenteil, die Zweifel an einer Lösung der europäischen Misere bleiben bestehen: "Aufgrund der nach wie vor hohen Risiken durch die Schuldenkrise ist weiterhin mit Abwärtsdruck beim Euro zu rechnen", sagte Christian Apelt, Devisen-Analyst bei der Landesbank Hessen-Thüringen.

"Sie können ankündigen, was immer sie wollen. Ob sie es auch durchsetzen können, ist eine andere Frage", sagte ein anderer Börsianer. "Angesichts der trüben Wachstumsaussichten glaube ich nicht, dass irgendeiner der angekündigten Sparpläne aufgeht." Bereits Montis Vorgänger Silvio Berlusconi hatte zahlreiche Maßnahmen angekündigt, ohne diese umzusetzen.

Angesichts des anhaltenden Misstrauens in das europäische Krisenmanagement hätten einige Investoren die Gelegenheit auch zum Ausstieg aus der Gemeinschaftswährung genutzt und damit deren Kursanstieg gebremst, stellten Händler ferner fest.

Zudem seien Fortschritte bei der Sanierung kein Garant für steigende Anleihekurse, warnte Zinsstrategin Lyn Graham-Taylor von der Rabobank. "Es ist symptomatisch, dass ein Land dies nicht mehr beeinflussen kann. Spanien steht fundamental gesehen besser da als Italien, dennoch betrachtet der Markt die Risiken als gleich hoch."

Druck auf EZB wächst

Vor diesem Hintergrund werden die Stimmen nach einer deutlichen Lockerung der europäischen Geldpolitik und unlimitierten Anleihekäufen auch immer lauter. "'Es gibt keine Stabilität ohne Sparsamkeit' hören wir nur allzu oft in Frankfurt", schrieben die Analysten der Societe Generale in einem Kommentar. Das reiche angesichts der trüberen Konjunkturaussichten und der Probleme am Bondmarkt aber nicht mehr aus.

"Ein vernünftiger Hilfsplan ist notwendig. So lange die EZB sich sträubt, wird die Flucht in die Qualität anhalten." Gemeint ist damit der seit Wochen anhaltende Run auf die als sicher geltenden Bundesanleihen.

Einer Reuters-Umfrage zufolge geht knapp die Hälfte der Befragten Analysten davon aus, dass sich die EZB dem Druck beugen und die Geldpolitik lockern wird. Diese Börsianer wiederum tippten darauf, dass diese im Börsenjargon "Quantitative Easing" genannten Maßnahmen bis spätestens März 2012 kommen.

Entspannung am Rentenmarkt

Die Renditen der zehnjährigen italienischen und  spanischen Staatsanleihen gingen am Freitag auf 6,792 beziehungsweise 6,447 Prozent zurück, wie der Datenanbieter Tradeweb mitteilte.

Die der französischen und österreichischen gaben auf jeweils etwa 3,5 Prozent nach. Die Prämien für Kreditausfall-Versicherungen (Credit Default Swaps, CDS) gingen ebenfalls leicht zurück. So kostete die Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets italienischer Anleihen per CDS dem Datenanbieter Markit zufolge nur noch 550.000 Euro, 15.000 Euro weniger als am Vortag.

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/dpa

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