Marktberichte

Angst vor dem Domino-Effekt Euro auf Halbjahrestief

Spekulationen um die finanzielle Stabilität einiger Euro-Länder drücken die europäische Gemeinschaftswährung am Donnerstag zeitweise bis auf ein Sechs-Monats-Tief bei 1,4028 Dollar.

Mann der Stunde: George Papaconstantinou, Finanzminister in Athen, spricht zur Zukunft des griechischen Bankwesens.

Mann der Stunde: George Papaconstantinou, Finanzminister in Athen, spricht zur Zukunft des griechischen Bankwesens.

(Foto: dpa)

Der Kurs des Euro ist am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit Juli 2009 gefallen. Zeitweise sank der Kurs bis auf 1,4028 US-Dollar. Im Nachmittagshandel erholte sich der Euro nach schwachen US-Arbeitsmarktdaten nur leicht und notierte zuletzt mit 1,4058 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittag auf 1,4064 (Mittwoch 1,4132) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7110 (0,7076) Euro.

"Es geht nicht allein um Griechenland, sondern um die Furcht vor einem Domino-Effekt auf die schwächeren Euro-Länder", betonte Devisenstratege Win Thin von der US-Privatbank Brown Brothers Harriman. Neben Griechenland ist für Investoren derzeit Portugal das zweite Sorgenkind. Einem Bericht des Internationalen Währungsfonds zufolge droht dem Land ohne weitere drastische Einsparungen die Ausweitung des Staatsdefizites auf 8,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Als weiterer haushaltspolitischer Wackelkandidat gilt Spanien.

"Eine Konsolidierung der Staatshaushalte kann nur dann gelingen, wenn die Steuereinnahmen wieder vermehrt sprudeln", betonte ein Börsianer. "Dazu aber ist eine kräftige Erholung der Wirtschaft unerlässlich, da höhere Steuersätze im Rahmen von 'Sparprogrammen' nicht automatisch zu höheren Steuereinnahmen führen."

Die Hoffnung auf einen kräftigen Aufschwung blieb trotz des knapp elfprozentigen des chinesischen BIP gering. Anleger gingen davon aus, dass die Regierung in Peking zur Zügelung des Wachstums die Geldpolitik straffen werde, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Das trübt die europäischen Wachstumsaussichten ein." Verstärkt wurde die Konjunkturskepsis einiger Investoren vom überraschenden Rückgang des europäischen Einkaufsmanagerindex.

Die am Nachmittag veröffentlichten US-Konjunkturdaten hätten den Markt kaum bewegt. So sei der regionale Frühindikator für die wichtige Region Philadelphia im Januar zwar stärker als erwartet gefallen. Der Indikator befinde sich aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Auch der Anstieg der Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung habe den bestehenden Trend bestätigt.

Athen-Anleihen reagieren

Die Anleihemärkte reagierten deutlich auf die Spekulationen um die Bonität der drei südeuropäischen Staaten. Die Risikoaufschläge für griechische zehnjährige Papiere stiegen im Vergleich zur entsprechenden Bundesanleihe auf bis zu 311 Basispunkte und damit auf den höchsten Stand seit dem Beitritt des Landes zur Euro-Zone.

Die Spreads der spanischen und portugiesischen Bonds waren jeweils so hoch wie seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr. Dank Gewinnmitnahmen verringerten sich die Renditeabstände am Mittag aber wieder. "Der Anstieg war überzogen", sagte ein Rentenhändler.

Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, gab zehn Ticks auf 122,94 Zähler nach. Am Vortag hatte er allerdings rund 60 Basispunkte zugelegt.

Die EZB hatte die Referenzkurse für einen Euro auf 0,87000 (0,86920) britische Pfund, 129,14 (128,65) japanische Yen und 1,4723 (1,4763) Schweizer Franken festgelegt.

Der Preis für die Feinunze Gold wurde in London am Nachmittag mit 1.108,25 (1.120,25) Dollar gefixt. Der Kilobarren kostete 25.691,20 (25 653,10) Euro.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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