Marktberichte

Zinsentscheid lässt kalt Euro bleibt stabil

Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins angesichts der jüngsten Finanzmarktturbulenzen nicht anzutasten, hat an den Devisen- und Rentenmärkten am Donnerstag kaum Spuren hinterlassen. Der Euro pendelte am späten Nachmittag wie bereits Stunden vor der Entscheidung zwischen 1,3660 und 1,3670 US-Dollar. Am Rentenmarkt stiegen die Kurse leicht. Der richtungweisende Bund-Future zog um sechs Ticks auf 113,68 Punkte an. Die Rendite der dem Bund-Future zugrunde liegenden Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit fiel auf 4,207 Prozent.

Die EZB hatte den Leitzins für die Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld am frühen Nachmittag wie erwartet bei vier Prozent belassen. Damit wichen die Notenbanker wegen der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten von ihrem ursprünglichen Plan ab, die Geldpolitik weiter zu straffen.

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte, die Entscheidung im EZB-Rat sei einstimmig gefallen. "Angesichts der hohen Unsicherheit ist es angemessen, weitere Informationen und Daten abzuwarten", sagte Trichet. Die Währungshüter rückten damit von ihrem Kurs ab, die Ende 2005 begonnene schrittweise Erhöhung der Leitzinsen fortzusetzen. Trichet gab keinen klaren Hinweis, ob der Zinsschritt nachgeholt wird. "Wir werden alle Entwicklungen sehr genau beobachten", sagte der Notenbankchef.

Die Notenbank steckte wegen der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten in einem Dilemma. Einerseits gab ihr das anhaltend starke Wachstum in der Euro-Zone genügend Argumente für eine weitere Straffung ihrer Geldpolitik in die Hand - dies hätte eine Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent gerechtfertigt. Auf der anderen Seite hätte eine Zinserhöhung die Lage am ohnehin bereits überlasteten Geldmarkt verschärft. Dort waren die Zinssätze, zu denen sich Banken untereinander Geld leihen, am Mittwoch auf das höchste Niveau seit sechs Jahren geklettert. Viele Banken bunkern derzeit Geld, weil sie Angst davor haben, dass die US-Hypothekenkrise weitere Kreise zieht. Die EZB hatte am Vormittag versucht, mit einem Schnelltender die Lage zu beruhigen. Am Nachmittag kündigte Trichet dann einen Langfristtender an.

"Es ist das, was wir erwartet haben: einerseits abwartend wegen der Finanzkrise, andererseits die Neigung zu einer Zinsstraffung. Die Reaktion auf die Krise ist angemessen", analysierte Volkswirt Michael Schubert von der Commerzbank. Ähnlich äußerte sich Norbert Braems von der Privatbank Sal. Oppenheim: "Die Entscheidung der EZB kam wie erwartet. Ich glaube, dass die Zentralbanker richtig gehandelt haben, indem sie abwarten und die Marktentwicklung angesichts der Finanzmarktturbulenzen beobachten." Das Wachstum bleibe robust und das konjunkturelle Gesamtbild sei noch unverändert. Angesichtes einer nachlassenden Wachstumsdynamik und der Marktturbulenzen werde der Druck wahrscheinlich nachlassen, eine Zinserhöhung vorzunehmen. "Wir gehen davon aus, dass es in diesem Jahr keinen Zinsschritt mehr geben wird", sagte Braems.

Die EZB hatte den Referenzkurs für den Euro am frühen Nachmittag auf 1,3669 Dollar festgesetzt. Im Referenzkursverfahren der Banken EuroFX stieg die Gemeinschaftswährung auf 1,3655 (Mittwoch: 1,3591) Dollar.

Die von der Bundesbank täglich berechnete Umlaufrendite fiel auf 4,25 (Mittwoch: 4,28) Prozent. Der Rentenindex Rex kletterte um 0,18 Prozent auf 115,47 Zähler.

Quelle: ntv.de

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