Marktberichte

Nach US-Zinssenkung Euro bleibt stark

Die gesunkene Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen in den USA hat am Donnerstag den Euro und festverzinsliche Papiere belastet. Die Gemeinschaftswährung wurde knapp über 1,44 US-Dollar gehandelt, nachdem sie am Mittwochabend unmittelbar nach der US-Zinssenkung erstmals die Marke von 1,45 Dollar geknackt hatte. Damit war der Euro - auch gemessen an der D-Mark - so teuer wie nie zuvor.

"In einer ersten Euphorie hat die erfüllte Zinsspekulation den Euro noch einmal angetrieben, aber das Statement ließ dann darauf schließen, dass zunächst keine weiteren Zinssenkungen zu erwarten sind. Jetzt fehlt erst einmal die Argumentation, den Euro weiter nach oben zu treiben", sagte Händler Volker Weber von MM Warburg.

Die Notenbanker um Fed-Chef Ben Bernanke hatten am Vorabend wie erwartet den Zielsatz für Tagesgeld um 25 Basispunkte auf 4,5 Prozent gesenkt, um die weltgrößte Volkswirtschaft vor einem Abgleiten in die Rezession zu bewahren. Im Begleitkommentar hieß es, die Inflationsrisiken seien nun etwa genauso stark wie die Abwärtsrisiken beim Wachstum. Nach dieser Aussage rechne der Markt kaum noch mit einer weiteren Zinssenkung im Dezember, sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Sollte sich die Hypothekenkrise allerdings in einem deutlich sinkenden Konsum niederschlagen, könne die Stimmung schnell wieder drehen.

Im September zeigten sich die US-Verbraucher in einer gedämpfteren Einkaufsstimmung. Während die persönlichen Einkommen um 0,4 Prozent zulegten, stiegen die Konsumausgaben nur um 0,3 (August: 0,6) Prozent an. Die US-Wirtschaft wird zu mehr als zwei Dritteln vom privaten Konsum getragen. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe sank im Oktober dagegen überraschend stark und lieferte Wortberg zufolge damit "einen weiteren Hinweis darauf, dass sich die Wachstumsdynamik in den USA abschwächen wird."

Dies führte dazu, dass am Rentenmarkt Spekulationen auf eine weitere Zinssenkung der Fed wieder etwas aufkeimten. Daneben versetzte eine Anlagestudie zur Citigroup die Finanzmärkte in Schrecken und sorgte für eine erhöhte Nachfrage nach Festverzinslichen. Die Analysten von CIBC World Markets rechnen damit, dass die Citigroup einen dringenden Kapitalbedarf von mehr als 30 Mrd. US- Dollar habe. Der Bund-Future lag am Nachmittag 23 Ticks im Plus bei 113,51 Zählern, nachdem er im frühen Geschäft zeitweise um 75 Ticks eingebrochen war. Die zehnjährige Bundesanleihe notierte 66 Ticks höher bei 100,29 Zählern und rentierte mit 4,208 Prozent. Die Umlaufrendite öffentlicher Anleihen stieg auf 4,33 (Vortag: 4,23) Prozent. Der Rex-Rentenindex lag 0,55 Prozent im Minus bei 115,0246 Stellen.

Trotz des anhaltenden Euro-Höhenflugs sieht die exportorientierte deutsche Wirtschaft keinen Grund für Panik. "Der Euro erwischt uns, wirft uns aber nicht um", sagte Chefvolkswirt Ralph Wiechers vom Verband der Maschinen- und Anlagenbauer. Derzeit würden die Währungsprobleme noch von der starken weltweiten Nachfrage und der hohen Auslastung der deutschen Firmen überdeckt. Sollte sich dies aber ändern und der Euro zugleich stark bleiben, befürchtet Wiechers wachsende Probleme. "Irgendwo hinter 1,50 Dollar wird es eng für die deutschen Exporte", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands des Deutschen Groß- und Außenhandels, Jens Nagel.

Die EZB legte am Mittag den Referenzwert des Euro mit 1,4423 (Vortag: 1,4407) Dollar fest. Im Referenzkursverfahren der Banken EuroFX wurde der Wert mit 1,4423 (1,4457) Dollar ermittelt.

Quelle: ntv.de

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