Spekulationen um Irland Euro bricht Kletterpartie ab
17.09.2010, 17:11 UhrZweifel an der Finanzkraft Irlands sorgen für Kursausschläge an den Devisenmärkten. Der Euro bröckelt auf 1,3061 Dollar ab, nachdem er zuvor zeitweise auf ein Fünf-Wochen-Hoch von 1,3159 gestiegen war. Die Risikoaufschläge für irische Staatsanleihen klettern auf ein Rekordhoch.
Der Euro hat die Erholung der vergangenen Tage zumindest vorläufig abgebrochen. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,3055 US-Dollar. Zwischenzeitlich war der Euro mit 1,3159 US-Dollar auf den höchsten Stand seit gut einem Monat gestiegen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittag auf 1,3060 (Donnerstag: 1,3078) US-Dollar festgesetzt. Der US-Dollar kostete damit 0,7657 (0,7646) Euro. Gold setzte unterdessen den Höhenflug mit einem neuen Rekord fort.
Was kostet die Rekapitalisierung?
"Vor allem die Sorgen um den irischen Bankensektor belasten die Stimmung", sagte Devisenexperte Eugen Keller vom Bankhaus Metzler. Die Anleger seien immer noch unsicher, wie viel die Rettung des irischen Bankensektors kosten werde.
"Es kursieren zahlreiche Gerüchte rund um Irland", ergänzte ein Börsianer. Eingetrübt werde die Stimmung unter anderem von einem Bericht im "Irish Independent". Das Blatt zitierte aus einer Studie von Barclay Capital, wonach das hoch verschuldete Land bald den Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe bitten muss. Eine Sprecherin des irischen Finanzministeriums wies die Spekulationen als unbegründet zurück.
Der IWF teilte mit, er rechne nicht damit, dass Irland Finanzhilfen benötigen werde. Für zusätzliche Verunsicherung sorgte Händlern zufolge die für kommenden Dienstag geplante Emission von Staatsanleihen. Das Volumen sei mit insgesamt 1,5 Mrd. Euro recht hoch, hieß es.
Risikoaufschläge steigen
Vor diesem Hintergrund stieg der Spread für zehnjährige irische Staatstitel im Vergleich zur entsprechenden Bundesanleihe auf 400 Basispunkte. Dies ist der höchste Wert seit Einführung des Euro. Gleichzeitig zogen die Kosten für die Versicherung eines zehn Mio. Euro schweren Kredites nach Angaben des Datenanbieters Markit um 38.000 auf 425.000 Euro an.
Die Risikoaufschläge für Papiere des ebenfalls hoch verschuldeten Portugal kletterten parallel dazu auf 368 Basispunkte. Die Credit Default Swaps (CDS) des südeuropäischen Staates zogen um 20 auf 375 Basispunkte an. Damit kostete die Ausfall-Versicherung für einen Zehn-Millionen-Euro-Kredit 375.000 Euro.
US-Konsumklima auf Tiefststand
Einen zusätzlichen Dämpfer habe der Euro durch enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA erhalten, sagte Keller. Das von der Universität Michigan ermittelte Konsumklima trübte sich im September überraschend ein. Das Konsumklima in den USA ist so schlecht wie seit über einem Jahr nicht mehr.
"Der Markt geht einen Schritt zurück", sagte Keller mit Blick auf die kräftigen Wochengewinne. Seit vergangenem Freitag ergibt sich für den Euro trotz des jüngsten Rückgangs mit einem Plus von knapp vier Cent immer noch ein beachtlicher Sprung.
Entscheidender Treiber seien die Liquiditätshilfen der Notenbanken. So pumpe die japanische Notenbank mit ihren Devisenmarkt-Interventionen erneut sehr viel Geld in die Märkte. "Es wird weiterhin Feuer mit Feuer bekämpft", sagte Keller. Entscheidend für die weitere Entwicklung an den Märkten sei die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Dienstag. Hinweise über weitere Liquiditätshilfen dürften den Euro erneut in die Höhe treiben.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,83575 (0,83720) britische Pfund, 111,98 (111,93) japanische Yen und 1,3210 (1,3225) Schweizer Franken fest. Der Preis für eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) wurde in London am Nachmittag mit 1274,00 (1272,50) US-Dollar gefixt. In der Spitze war Gold mit 1282,75 US-Dollar auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Ein Kilo Gold kostete 31 070,00 (31 000,00) Euro.
Quelle: ntv.de, dpa/DJ