Marktberichte

Unruhe vor dem Troika-Bericht Euro denkt an Griechenland

Die Lage an den Devisenmärkten bleibt angespannt: Ohne Unterstützung der Märkte in London und New York gewinnen die Zweifel wieder an Boden. Ist Griechenland noch zu retten? "Man hat keine Ahnung, wie das ausgeht", gesteht ein Rentenstratege.

Angespannte Lage in den Straßen Athens: Was steht im Prüfbericht der Troika?

Angespannte Lage in den Straßen Athens: Was steht im Prüfbericht der Troika?

(Foto: REUTERS)

Das griechische Schuldendrama hat den Euro zu Wochenbeginn wieder in die Defensive gezwungen. Die Unsicherheit hinsichtlich der Frage, ob die nächste Tranche aus dem Hilfspaket von EU und IWF überhaupt ausgezahlt wird, ließ die ohnehin nervösen Marktteilnehmer noch vorsichtiger agieren. Die Umsätze blieben allerdings gering: Die Märkte in London und New York bleiben feiertagsbedingt geschlossen.

Vor diesem Hintergrund fiel der Euro am Nachmittag zurück bis auf 1,4277 Dollar. Vor dem Wochenende hatte es die Gemeinschaftswährung noch über 1,43 Dollar geschafft; allerdings nicht aus eigener Kraft sondern dank schwacher US-Konjunkturdaten. "Es ist eine Art Tauziehen zwischen dem Euro und dem Dollar", sagte Währungsstratege Niels Christensen von Nordea. "Der Dollar war zuletzt belastet von enttäuschenden US-Daten. Der Markt zögert aber wegen der Unsicherheit über die nächste Kreditzahlung für Griechenland, den Euro wieder über die Hochs von Mitte Mai bei 1,4345 Dollar zu hieven."

Auch am Rentenmarkt war die Skepsis greifbar. Die zehnjährigen griechischen Papiere gaben um 77 Ticks auf 52,25 Zähler nach und rentierten mit 16,916 Prozent. Die Rendite der als sicherer Hafen gefragten zehnjährigen Bundesanleihe schaffte es nicht wieder über drei Prozent. Commerzbank-Stratege Rainer Guntermann geht davon aus, dass die Rendite sogar noch weiter sinken wird. Erst "wenn das griechische Problem einmal gelöst ist und die nächste EZB-Zinserhöhung greifbar wird", werde sich die Rendite wohl wieder über drei Prozent etablieren, schätzt Guntermann.

Die Angst vor der Ansteckung

Die derzeit unsichere Auszahlung der nächsten Kredittranche an Griechenland hängt an der Prüfkommission von IWF, EZB und EU. Nur wenn der Abschlussbericht der so genannten Troika der Regierung in Athen bescheinigt, ihre Hausaufgaben für die Haushaltssanierung gemacht zu haben, ist der IWF bereit zu zahlen. Einen Bericht des "Spiegel", wonach das Land alle seine Haushaltsziele verfehle, dementierten Griechenland und IWF zwar umgehend. Aber die Zweifel blieben groß.

Der Abschlussbericht soll bis Ende der Woche vorgelegt werden. Sollte das Geld nicht fließen, droht Griechenland binnen Wochen die Pleite. "Man hat keine Ahnung, wie das ausgeht", sagte Rentenstratege Piet Lammens von KBC. "Der IWF kann diesen Bericht nicht vorlegen, bevor es nicht einen Plan B gibt. Kriegt man das binnen einer Woche hin? Da habe ich meine Zweifel."

Relative Ruhe im Markt

Obwohl die Zeit drängt, können sich die involvierten Geldgeber offenbar nach wie vor nicht auf eine Richtung einigen. Am Markt wächst die Sorge vor Ansteckungen, und so wurden auch spanische, portugiesische und italienische Papiere verkauft. Die Volumina blieben im gesamten Renten- und Devisengeschäft angesichts geschlossener Märkte in Großbritannien und den USA allerdings gering.

Der offizielle Referenzkurs des Euro ist unterdessen am Montag im Vergleich zum Stand von Ende letzter Woche gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte ihren Kurs auf 1,4272 (Freitag: 1,4265) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7007 (0,7010) Euro.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86710 (0,86685) britische Pfund, 115,36 (115,70) japanische Yen und 1,2147 (1,2221) Schweizer Franken fest.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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