Devisen-Vorschau Euro fürchtet Abwärtsdruck
01.10.2011, 16:00 UhrDie Euro-Krise hält die europäische Gemeinschaftswährung voraussichtlich auch in der kommenden Woche unter Druck. Börsianer glauben aber nicht an einen tiefen Fall, dafür sei der Markt nicht entsprechend positioniert. Nach der Rede des Fed-Chefs Bernanke könnte der Euro sogar zulegen, heißt es.
Der Euro könnte in der kommenden Woche an den Devisenmärkten etwas unter Druck geraten. Im Blick des Handels steht auch weiterhin die Krise in der Euro-Zone. Der Euro sei in der ablaufenden Woche zeitweise von der Hoffnung auf den Euro-Rettungsschirm EFSF gestützt worden. Dabei seien Spekulationen auf ein Hebeln der Mittel, zum Beispiel über eine Banklizenz, aber voreilig gewesen. Die Rückkehr zu einer realistischeren Betrachtungsweise könnte den Euro nun wieder drücken. Starkes Rückschlagspotenzial billigen Marktteilnehmer dem Euro wegen der Positionierungen an den Devisenmärkten aber nicht zu.
Auch bei einer Verschärfung der Krise in der Euro-Zone dürften keine Bewegungen wie zur Lehman-Krise auftreten. Dem haben die Notenbanken einen Riegel vorgeschoben, indem sie umfangreiche Dollar-Liquidität zur Verfügung gestellt haben. Ein Run in den Dollar wegen der Suche nach Dollar-Liquidität ist deshalb wenig wahrscheinlich. Außerdem seien viele Marktteilnehmer wegen der Eurozonen-Schuldenkrise bereits "short" im Euro positioniert, heißt es bei Morgan Stanley. Sollte US-Notenbankchef Ben Bernanke am Dienstag vor dem Bankenausschuss von Senat und Repräsentantenhaus die Spekulationen um eine weitere quantitative Lockerung der US-Geldpolitik schüren, könnte der Euro wider Erwarten sogar zulegen.
Fest im Blick haben Marktteilnehmer in der kommenden Woche die Sitzung der Europäischen Zentralbank. "Erwartungen an eine Leitzinssenkung schon im Oktober dürften enttäuscht werden", so Michael Schubert, der für die Commerzbank die Geldpolitik analysiert. Dafür werde sich im Direktorium der EZB noch keine Mehrheit finden, außerdem könnte die Glaubwürdigkeit bei einem Kurswechsel um 180 Grad innerhalb von nur drei Monaten weiter beschädigt werden. Die Notenbank werde die angespannte Geldmarktversorgung der Banken im Oktober voraussichtlich erst einmal über einen Zwölfmonatstender lindern. Auch eine Wiederaufnahme der Käufe von so genannten Covered Bonds sei möglich. Sollte es so kommen, könnte der Euro am Donnerstagnachmittag zulegen.
Allerdings sieht Schubert auch die Möglichkeit, dass die Zentralbank das Leitzinsband ausweitet, und zwar über ein Senken des Satzes für die Einlagenfazilität. Ein solcher Schritt dürfte aber von den Märkten als Zeichen der Uneinigkeit aufgefasst werden, weil er nach Kompromiss aussehe. In diesem Fall würde der Euro also vermutlich eher nachgeben.
Aus technischer Sicht trifft der Euro beim letzten Tief bei 1,3360 Dollar auf Unterstützung. Darunter würde sich Abwärtspotenzial bis zum Jahrestief bei 1,2867 Euro eröffnen. Nach oben gilt der Bereich um 1,37 Dollar als Widerstand auf dem Weg zur 1,40er Marke.
Bei den Konjunkturdaten stehen weiterhin die Daten aus den USA im Blick. Schlechte Daten sind gut für den Dollar, da sie die Risikobereitschaft dämpfen. Damit einher geht das Risiko, dass US-Anleger Auslands-Investitionen auflösen und das Geld in die USA transferieren. Am Montag und am Mittwoch werden die ISM-Indizes veröffentlicht, am Freitag der Arbeitsmarktbericht für September. In Europa werden am Montag Einkaufsmanager-Indizes bekanntgegeben.
Quelle: ntv.de, DJ