Devisen-Vorschau Euro hält sich wacker
21.05.2011, 10:43 UhrTrotz der Schuldenkrise bleibt die europäische Gemeinschaftswährung gefragt. Für Schwankungen im Währungspaar Euro-Dollar dürften auch in den kommenden Monaten die Nachrichten rund um die Peripheriestaaten sorgen.
Obwohl fast täglich die Schuldenkrise in Euroland die Schlagzeilen bestimmt, zeigt die Gemeinschaftswährung Stärke. Ein Blick auf die wichtigsten Währungspaare zeigt, dass der Euro seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar um 7 Prozent zugelegt hat, gegenüber dem Yen um 7,5 Prozent, gegenüber dem britischen Pfund um 2,7 Prozent und gegenüber dem als sicheren Hafen angesehenen Schweizer Franken um immerhin 1 Prozent.
Diese Entwicklung belegt, dass es um den Euroraum nicht so schlecht bestellt sein kann. Denn Geld wird dort investiert, wo die höchsten Renditen zu erwarten sind. Oder, wie die Pessimisten sagen würden, wo die geringsten Verluste drohen.
Die Nachrichtenlage sprach in der abgelaufenen Woche nicht für den Dollar. So ist der Index der Frühindikatoren für die Entwicklung der US-Wirtschaft im April zum ersten Mal seit Juni letzten Jahres gefallen. Der Index für die allgemeine Wirtschaftstätigkeit in der Region Philadelphia ist im Mai deutlich gesunken und liegt nun bei plus 3,9. Somit ist kaum damit zu rechnen, dass der Arbeitsmarkt kurzfristig einen Rahmen dafür abgibt, dass die US-Amerikaner schon bald wieder im gewohnten Umfang konsumieren werden. Aber auch der Immobilienmarkt liegt weiter am Boden. So sind die Verkäufe bestehender Häuser in den USA per April überraschend gesunken.
Kein Kurswechsel der Fed
Angesichts dieser Faktoren bleibt der Notenbank Federal Reserve kaum eine Möglichkeit, die Zinspolitik zu ändern. Vielmehr ist davon auszugehen, dass mit der teils deutlichen Korrektur an den Rohstoffmärkten der Inflationsdruck in den kommenden Monaten eher zurückkommen wird. Ab Sommer wird zudem der Basiseffekt - die Rohstoffpreise steigen seit Sommer 2010 deutlich - etwas an Druck herausnehmen. Sollten die Konjunkturdaten weiterhin signalisieren, dass die US-Wirtschaft der globalen Entwicklung hinterherhinkt, ist das Auflegen eines weiteren Liquiditätsprogramms wahrscheinlicher als eine erste Zinsanhebung.
In den Kernländern der Eurozone findet dagegen solides Wachstum statt. Jüngsten Einschätzungen des Internationalen Währungsfonds zufolge könnte das Wirtschaftswachstum in Deutschland auch in diesem Jahr mehr als 3 Prozent betragen und damit über den Erwartungen der Bundesregierung und der führenden Wirtschaftsforscher liegen. Die Europäische Zentralbank hat sich von der Niedrigzinspolitik bereits im April verabschiedet und dürfte im Juli einen weiteren Schritt um 25 Basispunkte auf dann 1,5 Prozent folgen lassen. Diese Entwicklung dürfte dem Euro weiteren Auftrieb geben, auch wenn die Währung bereits jetzt als "teuer" einzustufen ist.
Blick an die Peripherie
Für Schwankungen im Währungspaar Euro-Dollar dürften auch in den kommenden Monaten die Nachrichten rund um die Schuldenkrise in den Peripheriestaaten sorgen. Allerdings ist seit langem bereits zu beobachten, dass die Auswirkungen sich über die Zeit vermindert haben. Der erste Angriff der Hedge-Fonds auf den Euro drückte die Gemeinschaftswährung von Dezember 2009 bis Juni 2010 von 1,50 noch auf bis zu 1,20 US-Dollar. Im Mai diesen Jahres kratzte die Gemeinschaftswährung erneut an der Marke von 1,50 US-Dollar - und das vor dem Hintergrund, dass Griechenland seine Schulden in der jetzigen Form wohl nicht zurückzahlen wird können. Für die kommende Woche wird das Währungspaar in einem eher ruhigen Umfeld in einer Spanne von 1,4050 bis 1,4550 US-Dollar erwartet.
Die hypothetische Diskussion, dass Länder wie Spanien und Italien ebenfalls Probleme mit der Refinanzierung bekommen werden, wird sicherlich auch weiterhin anhalten. Fakt ist, dass die Iberer am Donnerstag Anleihen mit einer Laufzeit von 10 und 30 Jahren bei Investoren platzieren konnten. Bei den 30-jährigen Anleihen erhalten die Gläubiger eine Rendite von 6 Prozent - und damit eine geringe Risikoprämie für eine solch lange Laufzeit.
Große Impulse dürften von den Konjunkturdaten in der kommenden Woche nicht ausgehen. Der spannendste Tag dürfte sicherlich der Dienstag mit dem Geschäftsklima-Index aus Deutschland und den Neubau-Verkäufen am US-Immobilienmarkt werden. Das ifo-Geschäftsklima dürfte nach Einschätzung der Commerzbank zumindest für kurze Zeit für Verwirrung sorgen. Denn aufgrund einer geänderten Berechnungsweise wird der Indexwert voraussichtlich deutlich höher liegen als der vor vier Wochen gemeldete Wert. Verglichen mit dem revidierten Wert für April (114,2 statt 110,4) dürfte aber ein leichter Rückgang auf 113,5 zu Buche stehen.
Quelle: ntv.de, DJ