Marktberichte

Devisen-Ausblick Euro hat Luft nach oben

Der Dollar hat zum Euro mächtig aufgeholt. Aber wie es aussieht, gibt es beim Euro – zumindest kurzfristig - doch noch Spiel nach oben. Eine Zinssenkung der EZB ist ausgeblieben. Außerdem bereitet die Politik eine Kapitalspritze für Banken vor. Das dürfte ein paar Cent wert sein.

Seit der wieder aufgeflammten Banken- und Staatsschuldenkrise im Gemeinsamen Währungsgebiet hat der US-Dollar ein bemerkenswertes Comeback gegenüber dem Euro hingelegt. Kein Wunder, denn nach Berechnungen der Commerzbank ist der Greenback mittlerweile der letzte sichere Hafen für Anleger. Nach der Talfahrt der vergangenen Wochen könnte der Euro in den kommenden Tagen aber dennoch für eine fortgesetzte Erholung gut sein.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Denn die Korrelation zwischen der Gemeinschaftswährung und den Aktienmärkten hat sich wieder auf Rekordniveaus geschwungen. Und nachdem es den Anschein hat, dass die Politik begriffen hat, wie dringend viele Kreditinstitute Europas frisches Kapital brauchen, wittern die Börsianer wieder Morgenluft oder sind gezwungen, ihre Wetten auf fallende Kurse glatt zu stellen. Noch dazu haben die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA womöglich signalisiert, dass die Rezessionshysterie der vergangenen Wochen verfrüht gewesen ist. "Das legt nahe, dass der US-Dollar auf kurze Sicht nachgeben wird", heißt es von den Analysten von Morgan Stanley.

Und schließlich hat auch der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, im Rahmen der letzten von dem Franzosen geleiteten geldpolitischen Entscheidung für Euro-Rückenwind gesorgt. So ist die von Unbelehrbaren, denen immer noch nicht klar ist, dass die Notenbank zwischen regulären und außergewöhnlichen Instrumenten unterscheidet, erhoffte Leitzinssenkung ausgeblieben. Auch den Hinweis auf eine geldpolitische Lockerung im November ist Trichet schuldig geblieben. Auch dürften die beschlossenen Langfristtender und die Wiederaufnahme des Kaufprogramms für Pfandbriefe die Sorge vor Liquiditätsengpässen im europäischen Bankensystem mildern.

Greenback als "sicherer Hafen"

Auf längere Sicht sei die Position der Gemeinschaftswährung durch die Ereignisse der zurückliegenden Wochen freilich geschwächt worden, rechnet jedoch die Commerzbank vor. Denn mittlerweile sei der Greenback der letzte sichere Hafen für Anleger. Franken und Yen seien mehr oder weniger stark an den US-Dollar gekoppelt, den Bund machten die gestiegenen Preise für deutsche Kreditausfallversicherungen unattraktiv. Die einzigen Staatsanleihen, deren laufende Rendite auf währungsgesicherter Basis noch die Versicherungsprämie gegen einen Staatsbankrott übersteige, seien US-Schuldtitel.

Nachdem die Kapitalmärkte bereits in den zurückliegenden Tagen die US-Konjunkturdaten aus der allerersten Reihe abgefeiert haben, dürften die Impulse für die Devisenmärkte von der Seite der makroökonomischen Kennziffern in der kommenden Woche schwach ausfallen. Erst am Freitag steht mit den Einzelhandelsumsätzen in der größten Volkswirtschaft der Welt im September ein Konjunkturdatum mit einigermaßen Gewicht auf dem Programm. Ökonomen rechnen mit einem Plus von 0,4 Prozent binnen Monatsfrist.

Ein erstes Indiz gab bereits der Automobilabsatz, der um 7,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zulegte. Damit kauften die US-Konsumenten wieder fast so viele Fahrzeuge wie im März, bevor die Lieferprobleme japanischer Hersteller den Absatz dämpften und die Händler die Preise anhoben. Ebenfalls erst zum Wochenausklang steht die Entwicklung der chinesischen Verbraucherpreise auf der Agenda. Hier lautet der Ökonomenkonsens für September auf einen Anstieg um 6,1 Prozent auf Sicht von zwölf Monaten.

Auf der Notenbankseite wird der Offenmarktausschuss der Federal Reserve am Dienstagabend das Protokoll seiner geldpolitischen Beratungen vom 20. und 21. September vorlegen. Seinerzeit beschlossen die Währungshüter um Chairman Ben Bernanke die "Operation Twist", in deren Rahmen sie bis Ende Juni 2012 Anleihen aus ihrem Portfolio mit einem Wert von 400 Mrd. US-Dollar in längere Restlaufzeiten umschichten will. Dies soll die Renditen am langen Ende drücken und die Kreditvergabe ankurbeln.

Slowakei stimmt über EFSF ab

Angesichts der wenigen Konjunkturdaten und Notenbanktermine dürften sich die Blicke in der kommenden Woche jedoch vor allem auf die Abstimmung des slowakischen Parlaments über die Reform der European Financial Stability Facility (EFSF) am Dienstag richten. Der Rettungsfonds für den Euro soll mit mehr Geld und erweiterten Befugnissen ausgestattet werden. Diesem "EFSF 2.0" müssen allerdings alle Mitgliedstaaten des Gemeinsamen Währungsgebiets zustimmen, im Fall der Slowakei müssen die Volksvertreter den Vertrag ratifizieren.

Ob sie ihr Plazet geben werden, ist - anders als im Fall der schon für Montag angesetzten Abstimmung in Malta - allerdings völlig offen. Denn die neoliberale Regierungspartei "Freiheit und Solidarität" (SaS) mauert ganz offen. "Es wird versucht, die Schuldenkrise mit neuen Schulden zu lösen. Das funktioniert niemals. Aber mir geht es vor allem darum, das Geld des slowakischen Steuerzahlers zu schützen. Gemessen an der Wirtschaftskraft sollen wir den größten Anteil am Rettungsschirm zahlen. Das ist nicht akzeptabel", sagte SaS-Chef Richard Sulik unlängst im Gespräch mit "Spiegel online".

Die Slowakei ist zu knapp einem Prozent am EFSF beteiligt, das Land müsste also etwa 7,7 Mrd. Euro aufbringen. Devisenexperte Lutz Karpowitz von der Commerzbank rechnet aber dennoch damit, dass "die Kuh vom Eis kommen wird". Er halte einen Formelkompromiss für wahrscheinlich, wie er bereits in der Frage der finnischen Forderung nach griechischen Sicherheiten für Hilfskredite gefunden worden sei. Dieser Einigung zufolge kann zwar jedes Geberland ein Pfand in Form hellenischer Staatsanleihen einfordern. Allerdings wäre es angesichts der vereinbarten Bedingungen völlig unattraktiv, die Schuldtitel auch tatsächlich abzurufen. Denn im Fall eines Bankrotts Athens wären die Sicherheiten beispielsweise bis zu 30 Jahre lang eingefroren. 

Quelle: ntv.de, dpa

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