Marktberichte

Positive Signale aus Athen Euro hebt die Augen

Fünf griechische Euro-Cent.

Fünf griechische Euro-Cent.

(Foto: REUTERS)

Die Angst um Griechenland hält die Devisenmärkte fest im Griff: Nach einem Rückfall auf den tiefsten Stand seit drei Wochen schöpfen die Devisenstrategen neue Hoffnungen für den Euro-Raum. Die Gemeinschaftswährung entfernt sich von der Linie bei 1,30. Der Trendpfeil weist nach oben.

"Es gibt keinen Zweifel daran, dass die spanischen Papiere gefragt sind."

"Es gibt keinen Zweifel daran, dass die spanischen Papiere gefragt sind."

(Foto: REUTERS)

Der Euro hat sich am Donnerstagnachmittag deutlich erholt. Hoffnungszeichen aus Athen sorgten für Entspannung. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde zuletzt mit 1,3051 US-Dollar und damit leicht unter Vortagesniveau gehandelt. Im Mittagshandel war der Euro noch auf ein Tagestief von 1,2974 Dollar abgerutscht. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2982 (Mittwoch: 1,3092) Dollar fest.

"Jedes positive Signal aus Griechenland schlägt sich derzeit am Devisenmarkt nieder", sagte Christian Apelt, Devisenexperte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Zuletzt hatten Meldungen, Athen habe der Einrichtung eines Sperrkontos für den Schuldendienst zugestimmt, Fortschritte auf dem Weg zum zweiten Hilfspaket angezeigt. Gerüchte über ein weiteres Entgegenkommen der Euro-Partner bei den Kreditzinsen für Griechenland und Hilfen durch die EZB hoben die Stimmung weiter.

Nach Einschätzung von Helaba-Experte Apelt profitierte der Euro zudem von positiven US-Konjunkturdaten, die zu gestiegener Risikobereitschaft unter Investoren führten. Die Befürchtung, Griechenland könne auf der Zielgeraden fallengelassen werden, bleibe am Markt weiterhin hoch, hieß es aus dem Handel. Die Auseinandersetzung zwischen Euro-Rettern und Griechenland hatte am Vortag die emotionale Ebene erreicht: Aussagen des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble, man könne kein Geld in ein "Fass ohne Boden" schütten, sorgten für Empörung in Athen.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,82845 (0,83480) britische Pfund, 102,31 (102,73) japanische Yen und 1,2072 (1,2073) Schweizer Franken fest. In London wurde der Preis für die Feinunze Gold am Nachmittag mit 1713,00 (1733,00) Dollar fixiert. Ein Kilogramm Gold kostete 41 750,00 (41 440,00) Euro.

Am Rentenmarkt gingen die Renditen der gern als sicherer Hafen angesteuerten zehnjährigen deutschen Bundesanleihen leicht zurück. Sie notierten bei 1,821 Prozent nach 1,864 Prozent im Vortagesgeschäft. Vergleichbare Anleihen Italiens, Spaniens oder Portugals rentierten dagegen etwas höher.

Das anhaltende Hick-Hack um das Rettungspaket nährte Spekulationen auf eine Pleite im Euro-Raum. Gleichzeitig wuchs die Furcht, dass Griechenland andere hoch verschuldete Euro-Staaten wie Spanien oder Italien mit in den Abgrund reißen könnte. Vor diesem Hintergrund verteuerte sich die Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets italienischer Anleihen per Credit Default Swap (CDS) um 26.000 auf 445.000 Euro, teilte der Datenanbieter Markit mit.

Spanische CDS zogen um 25.000 auf 428.000 Euro an. Diese Kurse implizieren, dass Anleger die Wahrscheinlichkeit einer Pleite dieser beiden Staaten auf jeweils knapp 25 Prozent taxieren. Parallel dazu stiegen auch die Prämien zur Absicherung deutscher und französischer Bonds. Die beiden Staaten sind die größten Geldgeber und Garanten der europäischen Rettungsfonds EFSF und ESM.

Spanien kommt an Geld

Im Fall Spaniens erwiesen sich die Sorgen kurzfristig als unbegründet: Die Nachfrage nach spanischen Anleihen bleibt befriedigend. Eine aktuelle Auktion dreier Schuldtitel spülte 4,1 Mrd. Euro in die Staatskassen, wie die zuständige Finanzagentur in Madrid mitteilte. Die Papiere mit Laufzeiten zwischen drei und sieben Jahren waren bis zu 4,4-fach überzeichnet, die Angebote der Anleger lagen also deutlich über dem Zuteilungsvolumen.

Die Rendite für die siebenjährige Anleihe fiel von 5,352 auf 4,832 Prozent, die für den dreijährigen Bond von 4,984 auf 2,966 Prozent. Dagegen stieg der durchschnittliche Zins für die bis Juli 2015 laufende Anleihe von 2,8 auf 3,3 Prozent.

Mit diesen Auktionen habe Spanien bereits 35 Prozent des in diesem Jahr angestrebten Volumens am Markt eingesammelt, sagte Analyst Michael Leister von der DZ Bank: "Das ist sehr positiv". Andere Experten hoben die starke Nachfrage hervor. "Es gibt keinen Zweifel daran, dass die spanischen Papiere gefragt sind", sagte Analyst Peter Chatwell von Credit Agricole.

Die Regierung will die Neuverschuldung in diesem Jahr auf 4,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes drücken. 2011 waren es nach Schätzung der konservativen Regierung rund acht Prozent. Erschwert wird die Haushaltssanierung durch die Konjunkturflaute. Im vierten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent und damit zum ersten Mal seit zwei Jahren.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen