Inflationsdaten und EZB im Fokus Euro kämpft weiter
14.05.2014, 17:26 Uhr
Notenbanker, Ökonomen, Juristen und Politiker diskutieren heute bei der "Welt"-Währungskonferenz die Zukunft des Euro. Bei der Rolle der EZB sind heftige Konflikte programmiert. Kritisch beurteilt auch Bundesbank-Chef Jens Weidmann das Anleihenkaufprogramm. Auch er wird seine Sicht der Dinge schildern.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit Tagen steht die Gemeinschaftswährung unter Druck. Neue Impulse liefern Inflationsdaten aus der Eurozone. Mit Spannung wird ein Auftritt von Bundesbankchef Weidmann erwartet. Er wird seine Sicht auf die Politik der EZB erläutern.
Der Druck auf den Eurokurs hält an, am Mittwoch kann er sich nur leicht von seinen deutlichen Vortagesverlusten erholen. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete im Nachmittagshandel 1,3713 US-Dollar, nachdem sie in der Nacht noch kurzzeitig unter die Marke von 1,37 Dollar gefallen war. Händler sprachen von einer Gegenbewegung nach den jüngsten Kursverlusten. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3719 (Dienstag: 1,3703) Dollar fest.
Im Kampf gegen die unangenehm niedrige Inflation und den belastend hohen Eurokurs erwägt die EZB laut Chefvolkswirt Peter Praet einen geldpolitischen Großeinsatz. "Wir bereiten eine Reihe von Dingen vor. Wir könnten den Banken erneut für einen längeren Zeitraum Geld leihen, möglicherweise gegen Auflagen. Wir könnten die Zinsen noch einmal senken. Auch eine Kombination mehrerer geldpolitischer Instrumente ist denkbar", sagte er im Interview mit der Zeitung "Die Zeit". Praet erwähnte explizit die Möglichkeit eines negativen Einlagensatzes. Banken müssten dann Strafgebühren bezahlen, wenn sie ihr Geld bei der Notenbank deponieren wollen. Die Aussagen stützten entsprechende Presseberichte vom Vortag.
Mit einem negativen Einlagensatz würde die EZB im Kampf gegen den hohen Wechselkurs dem dänischen Beispiel folgen. Dort hatte die Notenbank mit diesem Mittel die Aufwertung der Krone gedämpft. Banken müssten dann Strafgebühren bezahlen, wenn sie ihr Geld bei der Notenbank deponieren wollen.
Greift die EZB in ihre Waffenkiste?
"Nach allem, was man hört und was sich abzeichnet, wird die EZB neue Maßnahmen ergreifen", sagt Ökonom Holger Sandte von Nordea. Die Notenbanker seien spät dran: "Wehret den Anfängen, heißt das erste Gesetz der Deflationsabwehr." Deflation bezeichnet einen Teufelskreis aus fallenden Preisen und schwächelnder Wirtschaft. Im Euroraum ist die Teuerung schon lange viel niedriger als von den Währungshütern gewünscht.
Im Fokus stand deshalb auch die Veröffentlichung frischer Inflationsdaten aus der Eurozone. Je niedriger sie sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit auf Lockerungsschritte der EZB. In Deutschland stiegen die Verbraucherpreise im April um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Daten bestätigten damit die vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts.
Mit Spannung wird ein Auftritt von Bundesbankchef Jens Weidmann in Berlin am Nachmittag erwartet.
Pfund Sterling fällt
Das britische Pfund geriet nach anfänglichen Gewinnen zum Euro und der Veröffentlichung des Inflationsberichts der Bank of England erneut unter Druck. Sie verringerte das Niveau der Arbeitslosigkeit, bis zu dem kein nennenswerter Inflationsanstieg zu erwarten ist (Nairu).
Dies deutet darauf hin, dass die Bank of England ihre Geldpolitik langsam und in moderaten Schritten strafft. Der Eurokurs stieg daraufhin bis auf 0,8183 Pfund, nachdem er zuvor lediglich 0,8127 Pfund gekostet hatte.
Rubel wertet auf
Die Hoffnung auf eine Entspannung im Ukraine-Konflikt gab derweil der russischen Währung Auftrieb. Der Euro verbilligte sich um 0,1 Prozent auf 47,65 Rubel und der Dollar gab sogar 0,4 Prozent auf 34,7195 Rubel nach.
Angesichts der im Vergleich zu anderen Schwellenländern unterdurchschnittlichen Kursentwicklung seit Jahresbeginn könne mit einer weiteren Aufwertung des Rubel gerechnet werden, schrieben die Analysten von VTB Capital in einem Kommentar. Die russische Währung hat in den vergangenen Monaten zu Euro und Dollar jeweils mehr als fünf Prozent verloren. Türkische Lira, indische Rupie oder brasilianischer Real werteten dagegen zwischen 3,5 und 6,2 Prozent auf. "Fundamental betrachtet ist der Rubel bei etwa 35 Dollar nahe seines fairen Wertes."
Die Experten der ING wiesen darauf hin, dass in den vergangenen Tagen verstärkt ausländische Anleger Rubel gekauft hätten. Das Risiko einer Verschärfung westlicher Sanktionen gegen Russland sei aber noch nicht vom Tisch.
Der Moskauer Aktienbörse ging dagegen die Puste aus. Die beiden Leitindizes notierten kaum verändert. In den vorangegangenen Tagen hatten sie rund sieben und knapp zehn Prozent zugelegt.
Quelle: ntv.de, jwu/ddi/rts/DJ