Vorfreude ist die schönste Fed-Freude Euro knackt 1,40
02.11.2010, 17:20 UhrDie Ruhe ist vorbei: Der Dollar fällt, der Euro klettert - und wie. Anscheinend preisen die Marktteilnehmer die noch nicht gefallene geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank bereits ein. Die Anleger setzen auf eine "großzügige" Fed.
Die Anleger an den internationalen Finanzmärkten haben am Dienstag verstärkt auf eine großzügige Fed gesetzt und damit die Kurse den Euro in die Höhe getrieben. "Viele erwarten, dass die US-Notenbank nun doch in großem Stil Staatsanleihen zurückkauft", sagte ein Händler. Der Euro kletterte am Nachmittag auf 1,4035 Dollar von knapp über 1,39 Dollar im europäischen Anfangsgeschäft - und hielt dieses Niveau am Abend auch. Zuvor hatte bereits die überraschende Zinserhöhung in Australien den Dollar unter Druck gesetzt und damit auch dem Euro Auftrieb gegeben.
Nach Einschätzung der Commerzbank steht die Frage im Vordergrund, wann der Aussie die Parität zum US-Dollar knackt. Anders als viele ihrer Kollegen hätten die australischen Notenbanker kein Problem mit einem höheren Wechselkurs, stellen die Analysten fest.
Fed in aller Munde
Marktbewegende US-Konjunkturdaten wurden nicht erwartet. Vielmehr stand die am Dienstag beginnende Sitzung der US-Notenbank (Fed) im Fokus. Die Entscheidung wird am Mittwochabend bekanntgegeben. Händler erwarteten weitere Aufschläge, sollte die US-Notenbank ihre Anleihekäufe am Mittwoch nicht ganz so stark ausweiten wie zuletzt spekuliert und damit unter einer Summe von 500 Mrd. Dollar bleiben. "Dann wird es kurzfristig mehr Dollar-Käufe geben", sagte der Devisenexperte einer US-Bank.
Bei den Kongresswahlen am Dienstag könnte eine noch stärker als erwartete Niederlage der Demokraten von Präsident Barack Obama nach Einschätzung der Helaba den Dollar zusätzlich schwächen. Sollten die Demokraten auch im Senat die Mehrheit verlieren, würde das Regieren deutlich schwerer. "In den verbleibenden zwei Jahren könnte es zu einem politischen Stillstand kommen, wodurch der Dollar tendenziell belastet würde", erklärt Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Die nächsten Präsidentenwahlen finden im November 2012 statt.
BoE ist gefordert
Auch die Bank of England rückt wieder stärker in den Fokus. Auch sie entscheidet noch in dieser Woche, wie der derzeitige Kurs des Pfund zu bewerten ist. Unerwartet schwache Daten aus der britischen Bauwirtschaft haben das Pfund Sterling am Dienstag belastet. Die britische Währung fiel auf 1,5962 Dollar, erholte sich am Mittag im Zuge der Dollar-Schwäche auf 1,6025 Dollar. Der Euro verteuerte sich auf bis zu 87,68 Pence.
Der Einkaufsmanagerindex für die britische Bauwirtschaft für Oktober fiel auf 51,6 von 53,8 Punkte im September und damit deutlich stärker als vom Markt erwartet worden war. Analysten wiesen darauf hin, dass der Index nur knapp über 50 Punkten stehe und damit gerade noch im Expansionsbereich sei.
Die nächste Sitzung der Bank of England steht am Donnerstag an. Nach Einschätzung der Analysten von Credit Agricole CIB ist es noch zu früh, eine Ausweitung der quantitativen Lockerung in Betrachtung zu ziehen.
Quelle: ntv.de, bad/rts