Devisen-Vorschau Euro könnte Aufholjagd stoppen
22.01.2011, 10:45 UhrDie europäische Gemeinschaftswährung erholt sich spürbar. Doch viele Händler rechnen damit, dass der Euro in der kommenden Woche auf Konsolidierungskurs gehen wird.
Kein Zweifel, die Stimmung an den Devisenmärkten ist in den vergangenen Tagen zunehmend Euro-freundlich geworden. Seit dem Tief am 10. Januar hat die Gemeinschaftswährung mittlerweile rund 5,4 Prozent zum Dollar gut gemacht. Doch die Aufholjagd hat sich zunächst einmal am Widerstand bei 1,3498 Dollar festgefahren. Aus fundamentaler Sicht könnte eine unerwartet schwach ausfallende Berichtssaison in den USA für Rückschläge sorgen. Auch zuversichtlichere Aussagen der US-Notenbank erweisen sich womöglich als Spaßbremse.
Für die bisherige Erholung sehen Händler zwei Hauptgründe: Zum Ersten die problemlose Auktionen portugiesischer, spanischer und italienischer Staatsanleihen. Vor allem das Duo von der iberischen Halbinsel gilt als nach Irland nächster Anwärter auf einen Platz unter dem von EU und IWF gespannten Rettungsschirm. Zum Zweiten die Kommentare von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet im Rahmen der Pressekonferenz nach der jüngsten geldpolitischen Entscheidung der Notenbank. Zwar beließ die EZB den Hauptrefinanzierungssatz erwartungsgemäß bei 1,0 Prozent. Allerdings betonte Trichet, dass der Rat die Preisentwicklungen im Euroraum genau beobachten werde. An den Kapitalmärkten wurden die Aussagen als deutlich veränderte Tonlage der Notenbank interpretiert, was erste Zinserhöhungsfantasien schürte.
Noch dazu hat der Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Hu Jintao in den USA den Fokus auf den Greenback gerichtet und den Euro aus der Schusslinie genommen. Gleichzeitig haben sich die Prämien für Versicherungen gegen den Ausfall von Staatsanleihen aus der Peripherie des Gemeinsamen Währungsgebiets nach dem vorangegangenen Anstieg in den vergangenen beiden Tagen wieder zurückgebildet.
Doch trotz dieser Steilvorlagen hat der Euro bislang noch nicht jenseits der oberen Begrenzung der hartnäckigen Handelsspanne von 1,2870 bis 1,3498 Dollar geschlossen. Selbst der besser als erwartet ausgefallene ifo-Geschäftsklimaindex für Januar verlieh der Gemeinschaftswährung am Freitag nicht den nötigen Schwung, diesen Widerstand nachhaltig zu überspringen. Bereits am Mittwoch und am Donnerstag scheiterte die Gemeinschaftswährung an dieser Hürde, Devisenhändler sehen den nunmehr dritten Fehlschlag zumindest als Indiz für einen zunächst auch insgesamt missglückten Anlauf.
Auch die Devisenanalysten von Morgan Stanley rechnen zunächst einmal mit einem Ende der Euro-Herrlichkeit, dabei argumentieren sie mit ihrer Erwartung einer enttäuschenden Berichtssaison der US-Unternehmen. Die positiven Auswirkungen überraschend schlechter Quartalszahlen auf den Dollar seien ein bis ins Jahr 2002 zurückzuverfolgendes Phänomen. Gelegenheiten, dies zu überprüfen, wird es in der kommenden Woche reichlich geben. Denn mit den Unternehmensberichten von McDonald's, DuPont, Verizon, 3M, United Technologies, Caterpillar, AT&T und Microsoft strebt die Berichtssaison einem ersten Höhepunkt zu.
Auf der Konjunkturseite dürften die zweitägigen geldpolitischen Beratungen der Federal Reserve im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Zwar wird die US-Notenbank wohl den Zielkorridor für die Federal Funds bei 0,00 bis 0,25 Prozent belassen und die Käufe von Staatsanleihen wie geplant fortsetzen. "Allerdings dürfte der Offenmarktausschuss die Datenlage geringfügig freundlicher beurteilen als nach der letzten Sitzung und das Kommuniqué entsprechend anpassen", sagt Christoph Balz von Commerzbank Corporates & Markets. Dennoch werde die Federal Reserve kaum ihr grundlegendes Bild der Wirtschaft ändern und ihr Kaufprogramm für Staatsanleihen bis Mitte 2011 ohne Abstriche durchführen.
Den zweiten Höhepunkt wird wohl die Veröffentlichung der ersten Schätzung des US-Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal setzen. Hier erwartet Christoph Balz einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 3,5 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Vierteljahr. Dies wäre eine deutliche Beschleunigung nach dem Plus von 2,6 Prozent im dritten Quartal. Dieses überdurchschnittliche Plus sei vor allem den Verbrauchern zu verdanken, die preisbereinigt gut 4 Prozent mehr ausgegeben hätten.
Quelle: ntv.de, DJ