Marktberichte

Anleger flüchten in den US-Dollar Euro lässt Federn

Die neuen Fed-Pläne zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Misere in der weltgrößten Volkswirtschaft verschieben an den Devisenmärkten größere Gewichte. Nach Bekanntgabe der "Operation Twist" gibt der Euro kräftig nach. Devisenhändler strömen aus Mangel an Alternativen zurück in den Dollar.

Bullions and Münzen aus dem Keller der American Precious Metals Exchange (APMEX).

Bullions and Münzen aus dem Keller der American Precious Metals Exchange (APMEX).

(Foto: REUTERS)

Mit ihren skeptischen Aussagen zur Konjunktur und zur Stabilität der Euro-Zone haben Fed und EZB am Donnerstag eine Flucht in den US-Dollar ausgelöst. Der Dollar-Index, der die Kursentwicklung der Weltleitwährung zu Euro, Yen oder Pfund Sterling widerspiegelt, stieg um bis zu 1,9 Prozent auf ein Sieben-Monats-Hoch von 78,80 Punkten.   

Risikoscheu laute das Motto, sagte Devisenstratege Neil Mellor von der Bank of New York Mellon. "Der Markt hat die Aussagen der Fed zur Konjunktur nicht sonderlich gut aufgenommen." Andere Börsianer betonten, der Dollar erhalte außerdem Unterstützung von der Tatsache, dass die Fed kein neues Anleihe-Ankaufprogramm ("Quantitative Easing 3"), sondern nur eine Umschichtung hin zu Bonds mit längeren Laufzeiten ("Operation Twist II") angekündigt hatte. Die US-Notenbank wies außerdem auf die Risiken für das Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft hin.      

Der Euro rutschte daraufhin um mehr als ein Prozent auf ein Acht-Monats-Tief von 1,3382 Dollar. Danach ging die Gemeinschaftswährung wieder über die Marke von 1,34 Dollar. Ähnlich stark rauschte auch das Pfund Sterling in den Keller auf ein Zwölf-Monats-Tief von 1,5325 Dollar. Auch den Währungen der Schwellenländer kehrten viele Investoren den Rücken. Zur brasilianischen Währung kletterte der Dollar auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 1,9433 Real und zur türkischen auf ein Rekordhoch von 1,8420 Lira. Selbst der ebenfalls als sicher geltende Schweizer Franken musste Federn lassen. Mit 0,9182 Franken kostete ein Dollar so viel wie seit Anfang April nicht mehr. Der australische und der neuseeländische Dollar markierten ebenso wie der chilenische Peso neue Mehrmonats-Tiefs.      

Auf der Suche nach "sicheren Anlagehäfen" griffen Anleger verstärkt zu US-Anleihen. Der T-Bond-Future kletterte auf ein Rekordhoch von 145-15/32 Punkten. Parallel dazu waren auch Bundesanleihen stark gefragt. Der Bund-Future markierte mit 139,07 Zählern ebenfalls eine neue Bestmarke.    

Schuldenkrise zehrt nach wie vor       

Der europäischen Gemeinschaftswährung setzten zusätzlich die anhaltenden Spekulationen um die Schuldenkrise einiger Euro-Staaten zu. "Es bleibt abzuwarten, ob Griechenland eine weitere Tranche von Hilfszahlungen erhält", sagte Devisen-Analyst Teppei Ino von der Bank of Tokyo Misubishi UFJ. Die angekündigten zusätzlichen Einsparungen der griechischen Regierung brachten kaum Entspannung für den Markt. "Wie immer ist die Frage, werden die Maßnahmen umgesetzt und von der aktuellen wie den zukünftigen Regierungen auch beibehalten", schrieben die Experten der Societe Generale in einem Kommentar.    

Verstärkt wurden die Zweifel an einer baldigen Lösung der Schuldenkrise durch eine Studie der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie kommt darin zu dem Schluss, dass finanzielle Ungleichgewichte Stabilität und Dauerhaftigkeit der Währungsunion gefährden. Es bleibe unklar, ob die jüngsten Reformen ausreichend seien.

Der Euro markierte zur japanischen Währung ein Zehn-Jahres-Tief von 102,20 Yen und verlor bis zu 0,6 Prozent zum Pfund Sterling.

CDS einiger Euro-Staaten auf Rekordhochs      

Angesichts dieser Gemengelage wuchs bei Anlegern die Furcht vor Zahlungsausfällen. Am Markt für Credit Default Swaps (CDS) verteuerte sich die Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets italienischer Anleihen um 29.000 auf ein Rekordhoch von 550.000 Euro, wie der Datenanbieter Markit mitteilte. Entsprechende Versicherungsprämien für spanische Papiere kosteten mit 450.000 (plus 20.000) Euro ebenfalls so viel wie noch nie.

Die Furcht vor finanziellen Belastungen im Zusammenhang mit der Schuldenkrise schmälerte in den Augen der Investoren auch die Kreditwürdigkeit Deutschlands. Ungeachtet des anhaltenden Runs auf Bundesanleihen kostete ein CDS auf diese Papiere erstmals mehr als 100.000 Euro.

Quelle: ntv.de, rts

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