Blick nach Athen Euro legt zu
25.01.2010, 16:10 UhrDer am Devisenmarkt befürchtete Käuferstreik bei der ersten Anleihe Griechenlands in diesem Jahr ist ausgeblieben. Die fünfjährige Staatsanleihe war am Montag mehr als dreifach überzeichnet, was den Euro stützte. Die Gemeinschaftswährung stieg auf 1,4150 Dollar nach 1,4131 Dollar im späten US-Geschäft am Freitag. In der Spitze kletterte sie bis auf 1,4197 Dollar.
Bankkreisen zufolge lagen für den Bond Kaufaufträge im Volumen von mehr als 16 Mrd. Euro vor. Angepeilt gewesen waren lediglich bis zu 5 Mrd. Euro. Um die Investoren anzulocken, muss das hoch verschuldete Griechenland allerdings tiefer in die Tasche greifen als andere Länder. Nach Worten eines mit dem Vorgang vertrauten Bankers lag die Rendite bei ungefähr 6,5 Prozent. "Die Rendite ist sehr attraktiv, und das Risiko, dass Griechenland in den nächsten fünf Jahren ausfällt, ist vernachlässigbar", sagte LBBW-Analyst Jens-Oliver Niklasch. "Die Hoffnung ist, dass ein Erfolg dieser Anleihe die Angst aus dem Markt nimmt. Dann kommen sie vielleicht in zwei Wochen mit einer neuen Anleihe und zahlen nur noch fünf Prozent", betonte Unicredit-Analyst Kornelius Purps.
Noch keine Entwarnung
Griechenland hat für dieses Jahr einen Finanzierungsbedarf in Höhe von rund 53 Mrd. Euro, und auch andere Euro-Mitgliedsstaaten wie Portugal, Spanien oder Irland haben zunehmend mit Budgetproblemen zu kämpfen. Die Spekulationen um die Zahlungsfähigkeit einiger Euro-Staaten belasten seit längerem den Kurs der Gemeinschaftswährung.
Analysten zufolge gibt es für Griechenland auch noch keine Entwarnung. "Neben der Angst vor einem Austrocknen der Liquidität Griechenlands gibt es langfristig aber immer noch die strukturellen Probleme des Landes. Diese Ängste sind immer noch stark", sagte Rentenstratege David Schnautz von der Commerzbank. "Der Markt wird genau beobachten, ob die griechische Regierung tiefgreifende und glaubwürdige Reformen anstößt und diese auch von der Bevölkerung mitgetragen werden."
Diskussion um Bernanke
Die Diskussion über die Wiederwahl von Fed-Chairman Bernanke belastete zudem das Sentiment für den Dollar. Im US-Senat wächst der Widerstand gegen eine erneute Nominierung. Auch in den Reihen der Demokraten kündigten weitere Senatoren an, Bernanke ihre Zustimmung zu verweigern. "Auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass Bernanke nicht wiedergewählt wird, belastet die Diskussion sowohl seinen Ruf wie auch den Dollar", sagte ein Händler. Bernankes Amtszeit endet am 31. Januar, bislang steht aber noch kein Termin für die Abstimmung im Senat fest.
Positive Nachrichten für die Gemeinschaftswährung gab es zudem aus dem Euroraum. Der Auftragseingang in der Industrie hat sich im November 2009 weitaus stärker entwickelt als bislang berichtet, was an einer deutlichen Aufwärtsrevision der Orderdaten aus Deutschland lag.
Quelle: ntv.de, rts