Schuldenkrise wirkt weiter Euro mächtig unter Druck
30.11.2010, 13:05 UhrFür den Euro ist keine Entspannung in Sicht. Die europäische Schuldenkrise macht der Gemeinschaftswährung zu schaffen. Am Markt schaut man gebannt auf Portugal, Spanien und Italien. Auch Belgien, das einen großen Schuldenberg angehäuft hat, rückt in den Fokus.
Die vom Irland-Hilfspaket nur mäßig beruhigten Investoren haben am Dienstag über weitere Rettungskandidaten in der Eurozone spekuliert. Das Vertrauen in den Euro schmolz weiter ab, die Gemeinschaftswährung fiel bis unter die Marke von 1,30 US-Dollar. Damit steht der Euro wieder auf dem Niveau von Mitte September. Noch am Vortag hatte er zeitweise über 1,33 Dollar notiert.
"In Euroland macht sich die Sorge breit, dass immer mehr Staaten unter den Rettungsschirm müssen und der angekündigte Spar- und Konsolidierungswille nicht durchgehalten werden wird", schrieben die Analysten vom Bankhaus Metzler in einem Kommentar.
Im besonderen Fokus der Investoren blieben Portugal und Spanien. Aber auch die Haushaltssituation in Italien und Belgien wurde zunehmend skeptisch beäugt. Die Ausfallversicherungen auf Anleihen dieser Länder verteuerten sich deutlich. Auch die Risikoaufschläge für eine ganze Reihe von Ländern gegenüber der als Benchmark geltenden deutschen Bundesanleihe stiegen nochmals kräftig. Die deutschen Anleihen waren dagegen als sicherer Hafen gesucht.
Während Irland vor allem wegen einer exzessiven Immobilienkreditvergabe in Schwierigkeiten geraten war, hat Portugal mit einer strukturschwachen Volkswirtschaft zu kämpfen. Spanien muss sich vor allem mit einer geplatzten Immobilienblase und einer hohen Arbeitslosigkeit auseinandersetzen. Belgien ächzt auch unter einem hohen Schuldenberg, allerdings gilt das Land vor allem wegen seiner politischen Zerrissenheit als Wackelkandidat. Italien ist eines der am stärksten verschuldeten Eurozonen-Länder.
Bunds werden unattraktiver
Der Bund-Future stieg um 73 Ticks auf 127,80 Zähler; blieb damit aber deutlich unter dem Kontrakthoch von 133,75 Punkten, das er Anfang September aufgestellt hatte. "Allmählich wird den Leuten klar, dass die Rettungsprogramme für Deutschland richtig teuer werden, von daher dürften auch die Renditen der Bundesanleihen allmählich anziehen", sagte ein Händler.
Die zehnjährige Bundesanleihe rentierte mit 2,693 Prozent. Damit könnte sich Finanzminister Wolfgang Schäuble etwa zur Hälfte der Kosten seines spanischen Amtskollegen Geld am Markt besorgen. Die Rendite der spanischen zehnjährigen Papiere ist inzwischen auf 5,555 Prozent geklettert; auf dem Höhepunkt der Griechenland-Krise im Mai waren es noch nicht einmal viereinhalb Prozent.
Die Renditen zehnjähriger Papiere innerhalb der Eurozone differieren inzwischen erheblich - griechische Anleihen rentieren trotz des Hilfspakets um zwölf Prozent, irische um neuneinhalb Prozent, portugiesische mit gut sieben Prozent. Italien schließt zu Spanien auf, deren Anleihen werfen inzwischen mit knapp 4,7 Prozent verzinst.
Einige Experten warnen nun vor einer Übertreibung der Märkte. Vor allem die Wachstumsprognosen der EU-Kommission für die Eurozone sollten eigentlich positive Akzente setzen, merkte der Chefvolkswirt der Bremer Landesbank, Folker Hellmeyer, an. "Die aktuelle Sichtweise, sich kleine europäische Länder mit Problemen herauszupicken und das große Bild zu ignorieren, ist Ausdruck von Spekulation und nicht Beleg nachhaltiger Diskontierung von Risiken."
Quelle: ntv.de, rts/DJ