Fließen die neuen Athen-Hilfen? Euro meldet sich zurück
19.11.2012, 17:00 Uhr
Wann fließen die nächsten Milliardenhilfen?
(Foto: picture alliance / dpa)
Neue Handelswoche, altes Thema: Im Vordergrund am Devisenmarkt steht weiter die Staatsschuldenkrise in Griechenland. Entscheidend ist nun, ob sich die Euro-Finanzminister und der IWF auf ein Finanzierungsprogramm für Athen einigen können - und wann.
Am Devisenmarkt haben die Anleger am Montag wieder etwas Lust auf Risiko verspürt und den als sicheren Hafen geltenden US-Dollar meist verschmäht. Davon profitierte vor allem der Euro, der über die Marke von 1,28 US-Dollar klettert. Zuletzt stand sie bei 1,2815 Dollar und damit fast einen Cent höher als am späten Freitagabend. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittag auf 1,2762 Dollar festgesetzt.
Der Yen holte anfängliche Verluste wieder auf. "Die Aktienkurse ziehen europaweit an, das macht einigen Anlegern Mut", erklärte ein Händler. "Aber man sollte den Kursanstieg nicht überbewerten. Das geht ohne viel Umsatz und erst recht ohne Überzeugung." Auslöser für die Käufe an den Aktienmärkten waren Spekulationen, dass im US-Haushaltsstreit die Fronten etwas bröckeln.
Am Nachmittag hoben überraschend positive Daten vom US-Häusermarkt die Stimmung an den Finanzmärkten, was den Eurokurs weiter nach oben trieb. Doch die Gemeinschaftswährung bleibt ein Sorgenkind. Vor dem Sondertreffen der Euro-Finanzminister zum Dauer-Krisenfall Griechenland an diesem Dienstag könnte die Nervosität am Devisenmarkt wieder zunehmen.
Händler beklagten zudem die geringen Umsätze am Devisenmarkt. "Der Truthahn wirft seine Schatten voraus", erklärten die Analysten der Commerzbank in Anspielung auf das Festtagsmahl der Amerikaner zum Erntedankfest am Donnerstag, an dem die Märkte geschlossen sind.
Nach einem Treffen mit Präsident Barack Obama am Freitag deuteten republikanische Spitzenpolitiker in der Steuerfrage unter bestimmten Bedingungen Entgegenkommen an. Republikaner sind bisher strikt gegen Steuererhöhungen für reiche Amerikaner, während Obamas Demokraten dafür sind. Gibt es keine Einigung im Haushaltsstreit, treten in den USA gleichzeitig automatische Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen im Volumen von etwa 660 Mrd. Dollar in Kraft, wodurch die weltgrößte Volkswirtschaft vermutlich in eine Rezession stürzen wird.
Neben dem US-Haushaltsstreit steht das Hickhack um Griechenland weiter im Fokus. Viele Börsianer erhofften sich von den Beratungen der Euro-Finanzminister und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) am Dienstag in Brüssel langfristigere Lösungsansätze. Bislang streiten sich die Helfer aber noch über den besten Weg für Griechenland. Erst wenn sie sich einig sind, kann die Troika aus EU, IWF und EZB grünes Licht für die Auszahlung weiterer Gelder geben.
Yen legt zu
Der Yen, angesichts der Spekulationen auf eine weitere Lockerung der japanischen Geldpolitik zuletzt schwach, holte zu Dollar und Euro etwas auf. Nachdem der Dollar im asiatischen Handel mit 81,56 Yen noch so hoch wie zuletzt am 25. April notiert hatte, lag er im europäischen Geschäft mit 81,25 Yen nahe dem New Yorker Freitagsschluss. Der Euro tendierte wenig verändert bei 103,83 Yen, nachdem er zuvor noch bei 104,15 Yen gelegen hatte.
"Der Yen ist in der vergangen Woche zu weit und zu schnell gefallen", meinte UBS-Währungsstratege Gareth Berry. Börsianer erwarten, dass die Bank of Japan bei ihrer regulären Zinssitzung am Montag und Dienstag noch nicht weiter an der Zinsschraube drehen wird, sondern erst den erwarteten Regierungswechsel in Tokio im Dezember abwarten will.
Die oppositionellen Liberal-Demokraten dürften den Umfragen zufolge die Wahlen gewinnen und nach fast einhelliger Meinung der Analysten die Notenbank zu einer Zinssenkung auf null Prozent oder sogar darunter drängen. Daher rechnen Devisenstrategen vorläufig eher mit einem schwächeren Yen. "Für die Yen-Wechselkurse bleibt jedenfalls festzuhalten, dass das Yen-positive Potenzial äußerst begrenzt bleibt, das Yen-negative Potenzial deutlich ausgeprägter ist", stellten die Analysten der Commerzbank fest.
Quelle: ntv.de, bad/jga/rts/dpa